Mallwitz und Mäkelä künftig bei Osterfestspielen Baden-Baden

mallwitz und mäkelä künftig bei osterfestspielen baden-baden

Joana Mallwitz

Von 2026 an wird es in Baden-Baden zu den Osterfestspielen nicht nur ein, sondern gleich zwei Festspielorchester geben: das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam unter der Leitung seines designierten Chefdirigenten Klaus Mäkelä und das Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Joana Mallwitz.

Wie Benedikt Stampa, der Intendant des Festspielhauses im Gespräch mit der F.A.Z. erläuterte, sei an eine Arbeitsteilung zwischen beiden Orchestern gedacht: „Das Mahler Chamber Orchestra wird als Festspielorchester mit Joana Mallwitz die große Oper bestreiten und bei uns im Graben sitzen, aber auch Konzerte geben. Die Symphoniekonzerte, die jetzt noch von den Berliner Philharmonikern gespielt werden, übernimmt dann das Concertgebouworchester mit Klaus Mäkelä. Wir haben fürs erste Jahr vereinbart, dass er drei Konzerte dirigieren wird, Joana Mallwitz sämtliche Opernaufführungen und ein weiteres Konzert. Daneben soll es Kammermusik geben, Vermittlungsarbeit und gemeinsame Salons.“ Fest steht auch schon, dass es jedes Jahr eine große oratorische Passion mit dem Concertgebouworchester geben werde, womit das Ensemble eine eigene Amsterdamer Tradition nach Baden-Baden bringe.

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Klaus Mäkelä

Im Dezember 2022 hatten die Berliner Philharmoniker bekanntgegeben, die Osterfestspiele in Baden-Baden, die 2013 vom damaligen Intendanten Andreas Mölich-Zebhauser mit ihnen ins Leben gerufen worden waren, nicht mehr mitgestalten zu wollen. Sie gehen zurück nach Salzburg, wo Herbert von Karajan 1967 mit ihnen die Osterfestspiele begründet hatte. Bereitschaft zu Bleibeverhandlungen gab es offenbar nicht. Nach Eindruck von Stampa habe der Entschluss schon im Moment seiner Mitteilung festgestanden, trotzdem vollziehe man jetzt „eine Trennung in Freundschaft“. Immerhin, das betont Stampa auch, haben die Philharmoniker, die jetzt noch zwei Spielzeiten lang in Baden-Baden auftreten werden, den Osterfestspielen zu internationaler Anerkennung verholfen.

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Benedikt Stampa

Abgesehen davon, dass die große Oper weiterhin im Zentrum der Osterfestspiele stehen solle, wollte sich Stampa zur künstlerischen Seite der Neuausrichtung noch nicht äußern. Wichtig ist ihm vor allem, dass beide Orchester über ihre musikalische Qualität hinaus „viel für die Vermittlungsarbeit leisten“. An Joana Mallwitz, die Ende August ihr Amt als Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin antrat, beeindruckt Stampa wie überwältigend sie „vom Publikum empfangen wurde und mit welcher Ruhe und Erfahrung sie dem gesteigerten Aufmerksamkeitsdruck um ihre Person standhält“.

Der gegenwärtig achtundzwanzigjährige Klaus Mäkelä sei als Dirigent im symphonischen Repertoire „sehr elegant, sehr genau, aber auch um seine Wirkung wissend“. Beide seien sehr nahbare Künstler, die „seit Jahren glaubhaft diese Nähe zum Publikum leben“. Stampa ist davon überzeugt, dass sich die Festspielidee dahingehend ändern werde, „dass sie insgesamt nahbarer werden. Man kann sich mit dem Publikum auch verbinden und verbünden“.

Die Partnerschaft mit den Dirigenten Yannick Nezét-Séguin und Thomas Hengelbrock für Sommer und Herbst in Baden-Baden werde ebenfalls fortgesetzt, sagte Stampa. Während Nezét-Séguin programmatisch weiterhin an die Tradition Baden-Badens als Sommerhauptstadt Europas im Dritten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts anknüpfe, betone Hengelbrock die Nähe zu Frankreich.

Die Osterfestspiele blieben aber der großen Oper vorbehalten. Ausgedehnt werden solle bereits zu den Osterfestspielen die Bespielung der ganzen Stadt: Über das Festspielhaus hinaus wolle man stärker als bisher schon weitere Veranstaltungsorte wie das Theater, die Säle im Kurhaus sowie in verschiedenen Hotels nutzen, auch um die Gastlichkeit der Stadt wirken zu lassen und die Verweildauer des Publikums auszudehnen. Die Dauer der Osterfestspiele – vom Freitag vor Palmsonntag bis Ostermontag – werde aber beibehalten. Die Kartenpreise der ausschließlich privat finanzierten Festspiele, die sich wirtschaftlich selbst tragen müssen, seien schon jetzt sehr variantenreich gestaltet, „um allen einen Zugang zu ermöglichen“.

Natürlich ist es ein Coup, das Concertgebouworchester, das zu den besten der Welt gehört und in Deutschland selten zu hören ist, zum Festspielorchester zu machen. Was die Neuausrichtung abseits von Jugend, Weiblichkeit und Publikumsnähe für die Beschäftigung mit Musik als Kunst bedeutet, muss sich dann zeigen.

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