Industriekonzern: Stellenabbau bei Thyssen-Krupp Steel – Politik ist enttäuscht

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Arbeiter von Thyssen-Krupp data-portal-copyright=

Am Donnerstag hat der Stahlkonzern angekündigt, Kapazitäten und Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Landespolitik und Arbeitnehmer üben teils scharfe Kritik an dem Plan von Thyssen-Krupp Steel.

Die Landespolitik in Nordrhein-Westfalen hat sich enttäuscht gezeigt von der Entscheidung des Stahlherstellers Thyssen-Krupp Steel, am Standort in Duisburg Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze abzubauen. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sagte am Freitag in Düsseldorf: „Die Ankündigung der unternehmerischen Entscheidung Thyssen-Krupps, in Duisburg Überkapazitäten und damit wohl Arbeitsplätze abzubauen, ist eine enttäuschende Nachricht – für den Stahlstandort Deutschland und Nordrhein-Westfalen, in erster Linie aber für die vielen Beschäftigten.“

Derzeit seien betriebsbedingte Kündigungen bis 2026 ausgeschlossen, sagte Neubaur weiter. „Der Konzern steht aber jetzt vor der großen Herausforderung, gemeinsam mit den Sozialpartnern für die Betroffenen faire und tragfähige Lösungen zu finden. Das gilt umso mehr, da Thyssen-Krupp in den vergangenen Jahren staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe erhalten hat.“

Thyssen-Krupp Steel hatte am Donnerstagabend bekanntgegeben, seine Produktionskapazität am Standort Duisburg deutlich reduzieren zu wollen. Von der heutigen Produktionskapazität, die 11,5 Millionen Tonnen in Jahr entspricht, soll die Menge künftig auf zwischen 9 und 9,5 Millionen Tonnen im Jahr herabgesenkt werden. Dies entspreche dem Niveau der vergangenen drei Jahre.

Thyssen-Krupp Steel: Größenordnung des Personalabbaus ist noch nicht klar

Mit diesen Maßnahmen werde auch ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein, der auch die nachgelagerten Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen werde, teilte der Konzern weiter mit.

Über die geplante Reduzierung der Kapazität in ähnlicher Größenordnung hatte das Handelsblatt bereits vergangenen Monat berichtet.

Um sich vor dem Hintergrund der globalen Wettbewerbssituation zukunftsfähig aufzustellen, müsse das Unternehmen die klimaneutrale Transformation seiner Produktionsprozesse jetzt aber weiter konsequent vorantreiben – aus Verantwortung für die Region und für die Beschäftigten, sagte Neubaur.

„Wir gehen daher davon aus, dass das Unternehmen die Hochofenroute auf eine wasserstoffbasierte DRI-Anlage und zwei Einschmelzer vollständig, wie geplant und mit der Europäischen Kommission in gemeinsamen Kraftakt verhandelt, am Standort Duisburg umsetzen wird“, sagte die Ministerin.

Gewerkschaft fordert Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen

Die Ankündigungen rufen auch die Arbeitnehmer im Unternehmen auf den Plan. „Nach wochenlangen Spekulationen ist die Katze jetzt aus dem Sack. Die Ankündigung eines neues Plans mit einem Betriebspunkt von 9,5 Millionen Tonnen ist ein harter Einschnitt in unser Netzwerk,” erklärte der Betriebsratschef von Thyssen-Krupp Steel, Tekin Nasikkol in einer Pressemitteilung. „Wir fordern Zukunft statt Kündigung.“

In der Sitzung am Donnerstag sei noch kein industrielles Konzept vorgelegt worden, sagte Detlef Wetzel, früherer IG-Metall-Chef und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Stahlsparte. Erst wenn dieses vorliege, könne man darüber verhandeln. Voraussetzung sei aber ein harter Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen über die geltende Vereinbarung bis März 2026 hinaus.

IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler sieht auch Erklärungsbedarf gegenüber der Politik in Bund und Land. Im vergangenen Jahr habe der Konzern einen Förderbescheid über 2 Milliarden Euro für den Bau einer Direktreduktionsanlage erhalten, mit der grüner, klimafreundlicher Stahl erzeugt werden soll.

„Neun Monate später wird eine strukturelle Neuaufstellung angekündigt, die Auswirkungen haben wird auf tausende Arbeitsplätze, auch in den weiterverarbeitenden Industrien in Nordrhein-Westfalen“, sagte Giesler. „Damit erzeugt man kein Vertrauen.“

Keine „schleichende Abwicklung der Stahlproduktion“

„Die Nachricht ist für Duisburg und die Beschäftigten bei Thyssen-Krupp Steel ein herber Schlag“, sagte Felix Banaszak, Duisburger Grünen-Bundestagsabgeordneter und Berichterstatter für die Stahlindustrie im Wirtschaftsausschuss.

Das Ziel könne nicht die schleichende Abwicklung der Stahlproduktion sein, sondern eine Neuaufstellung zur Sicherung des Standorts Duisburg, sagte Banaszak: „Ich erwarte vom Mutterkonzern, einen solchen Weg zu unterstützen. Es kann nicht darum gehen, die Stahlsparte möglichst klein zu schrumpfen, um sie leichter verkaufen zu können.“

Ein solches Szenario sei nicht nur für die Beschäftigten und die Region desaströs, sondern in der Folge auch für die Resilienz des Wirtschafts- und Industriestandortes.

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