Geplatzte Zinsträume halten Anleger an Europas Börsen zurück

geplatzte zinsträume halten anleger an europas börsen zurück

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt, Deutschland, am 29. Dezember 2017 abgebildet. REUTERS/Ralph Orlowski

Frankfurt (Reuters) – Die gedämpfte Hoffnung auf eine schnelle Zinswende in den USA hält Anleger in Europa weiter von Aktienkäufen ab.

Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwoch kaum verändert bei 16.895 beziehungsweise 4698 Punkten. Anleger verdauten, dass die Inflationsrate in den USA im Januar entgegen der Erwartungen über drei Prozent geblieben ist. “Jetzt muss sich zeigen, ob der US-Inflations-Schock an den Börsen nur kurzfristig für Unsicherheit sorgt oder ob er die Rally beendet”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

Angesichts des unerwarteten Anstiegs bei den Verbraucherpreisen und den Kerndienstleistungen werde die US-Notenbank Fed ihren Zinssenkungszyklus frühestens erst Mitte des Jahres beginnen, möglicherweise auch später, kommentierte Tiffany Wilding, Ökonomin beim Vermögensverwalter Pimco. “Insgesamt zeichnete der Bericht das Bild einer recht hartnäckigen Inflation in den USA.”

LICHTBLICK AUS GROSSBRITANNIEN

Positive Signale kamen dagegen aus Großbritannien, wo der befürchtete Anstieg der britischen Inflationsrate zu Jahresbeginn ausblieb. Stattdessen verharrte die Jahresteuerungsrate im Januar bei durchschnittlich 4,0 Prozent. Damit ist die Teuerung zwar noch immer doppelt so hoch, wie das Stabilitätsziel der Bank of England (BoE) von zwei Prozent. Eine stabile Inflation könnte Analysten zufolge dennoch den Druck auf die BoE etwas verringern, die Zinsen länger auf ihrem aktuellen Stand zu belassen.

Die Zinsspekulationen setzten das Pfund unter Druck. Im Gegenzug stieg der Euro gegenüber der britischen Landeswährung um 0,4 Prozent auf 85,34 Pence. “Letztes Jahr hatten wir nahezu die höchste Inflationsrate aller entwickelten Länder”, sagte Andrew Bell von Witan Investment Trust. “Aber dieses Jahr wird es die größte Verbesserung geben, und die Zahlen, die wir für Januar gesehen haben, bestätigen das.”

Die Hoffnung auf eine zügige Zinssenkung der Bank of England schob auch den Aktienmarkt an. Der britische Blue-Chip-Index FTSE legte um knapp ein Prozent zu.

THYSSENKRUPP STÜRZT AB – ABN AMRO IM AUFWIND

Düstere Aussichten machten dagegen bei den Einzelwerten Thyssenkrupp zu schaffen. Der Industriekonzern senkte nach Einbußen im Stahlgeschäft seine Umsatz- und Gewinnprognose und schickte damit seine Aktien auf Talfahrt. Der Kurs stürzte zeitweise über zehn Prozent ab auf den tiefsten Stand seit November 2022. Ursache seien unter anderem schwächere Ergebnisse und Abschreibungen in der Stahlsparte gewesen. Der Bericht zum ersten Quartal sei ernüchternd gewesen und liege größtenteils unter dem Konsens, sagte ein Händler. Es gebe keinen Grund, die Aktie zu besitzen.

Dagegen überraschte die niederländische Bank ABN Amro die Anleger mit einem deutlichen Gewinnanstieg. Der Überschuss im vierten Quartal legte um 54 Prozent auf 545 Millionen Euro zu. Branchenexperten hatten einer Umfrage der Bank zufolge lediglich 422 Millionen Euro Gewinn erwartet. Die Aktie legte an der Börse in Amsterdam mehr als fünf Prozent zu. Der europäische Bankensektor hat in den letzten zwei Jahren von steigenden Zinsen profitiert. Mögliche Zinssenkungen im Jahresverlauf trüben die Aussichten jedoch ein.

Mit einem optimistischen Ausblick punktete unterdessen Bloomsbury. Der Verleger erfolgreicher Fantasy-Buchreihen wie Harry Potter rechnet im Geschäftsjahr mit einem Gewinn und Umsatz “deutlich über” den Markterwartungen. Die Zuversicht stützt sich unter anderem auf den Erfolg des neuen Romans aus der Crescent-City-Reihe “House of Flame and Shadow”. Anleger zeigten sich hocherfreut und trieben die Titel um bis zu knapp zehn Prozent auf ein Rekordhoch von 540 Pence.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte)

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