Iran greift Israel mit Drohnen und Raketen an – und sorgt für eine Eskalation im Nahen Osten

Mitten in der Nacht auf Sonntag nahmen die ersten Drohnen und Raketen von iranischem Boden aus Kurs auf Israel. Damit begann die Islamische Republik Iran die Operation «Wahres Versprechen». Laut dem iranischen Staatsfernsehen handelte es sich um eine «Bestrafung Israels für dessen Verbrechen». Der Angriff markiert einen Wendepunkt: Zum allerersten Mal beschiesst Iran direkt israelisches Territorium.

In ganz Israel ertönten in der Nacht Sirenen, vielerorts waren laute Explosionen zu hören. Die israelische Armee hat mehr als 300 iranische Geschosse identifiziert, darunter 170 Drohnen, 120 ballistische Raketen und 30 Marschflugkörper. Auch aus Libanon und Jemen wurden offenbar Raketen abgeschossen.

99 Prozent der Drohnen und Raketen seien abgefangen worden, teilte Israels Armeesprecher Daniel Hagari in der Nacht mit. Dabei kamen die Abwehrsysteme «Iron Dome» und «Arrow» zum Einsatz. Letzteres hat eine grössere Reichweite. Auch israelische Kampfflugzeuge waren beteiligt. Am Himmel über Tel Aviv waren die Jets deutlich zu sehen. Am Sonntagmorgen wurde bekannt, dass sich auch die USA, Grossbritannien, Frankreich und das Nachbarland Jordanien an der Abwehr des iranischen Angriffs beteiligt hatten.

Trotzdem erreichten einige Geschosse ihr Ziel. «Eine Anzahl iranischer Raketen ist auf israelisches Staatsgebiet niedergegangen und hat kleinere Schäden an einer Militärbasis verursacht», sagte Hagari. Todesopfer gab es laut seinen Angaben keine. Allerdings wurde ein siebenjähriges Mädchen durch herabfallende Trümmerteile verletzt. Sie wird derzeit in einem Spital behandelt, ihr Zustand ist offenbar ernst.

iran greift israel mit drohnen und raketen an – und sorgt für eine eskalation im nahen osten

Ein Raketenabwehrsystem ist in Betrieb, nachdem Iran Drohnen und Raketen in Richtung Israel abgeschossen hat, gesehen von Ashkelon, Israel, 14. April 2024. Amir Cohen / Reuters

Iran rächt sich für die Tötung seiner Generäle

Teheran bezeichnet den Angriff als Antwort auf den mutmasslich israelischen Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus am 1. April. Dabei waren mehrere hohe Offiziere der iranischen Revolutionswächter ums Leben gekommen. Lange war über das Ausmass und den Zeitpunkt der iranischen Antwort spekuliert worden. Iran verfügt in der Region über eine grosse Anzahl an Alliierten, die dafür infrage gekommen wären. Dazu gehört der Hizbullah in Libanon – aber auch diverse Milizen im Irak und in Syrien. Zudem sind die Iraner mit den jemenitischen Huthi verbündet, die Israel seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober ebenfalls immer wieder angreifen.

Offensichtlich hat sich Iran aber zu einem massiven Gegenschlag entschieden, der vom eigenen Territorium ausging. Dies bedeutet eine gravierende Eskalation im Nahen Osten. Bisher hatten Israel und Iran einen Schattenkrieg ausgefochten, der vonseiten der Israeli vor allem mit Luftangriffen in Syrien oder durch verdeckte Anschläge in Iran geführt wurde. Nun tritt dieser Krieg in eine neue, gefährliche Phase.

Zudem besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass sich auch Verbündete Irans an der Offensive gegen Israel beteiligen könnten. Dabei richtet sich das Augenmerk besonders auf den libanesischen Hizbullah. Die schwerbewaffnete Truppe gilt als Kronjuwel in Teherans Milizensystem und liefert sich bereits seit Monaten einen Grenzkrieg mit Israel. In der Nacht auf Sonntag hat der Hizbullah offenbar Raketen auf die israelisch besetzten Golanhöhen abgeschossen. Ob diese Aktionen in Zusammenhang mit Irans Luftangriff stehen, ist bis jetzt nicht klar.

Israelische Angriffe auf libanesisches Staatsgebiet am Sonntag stünden im Zusammenhang mit vorangegangenen Angriffen des Hizbullah, nicht mit der Attacke Irans, hiess es von den IDF. Die libanesischen Behörden reagierten auf die verschärfte Sicherheitslage und unterbrachen den Flugverkehr am Beiruter Flughafen. Am Sonntag wurde der Luftraum allerdings wieder geöffnet, ebenso in Israel, Jordanien und im Irak. Zahlreiche internationale Fluggesellschaften strichen aber Flüge in die Region bis auf weiteres.

Bleibt es bei einer Angriffswelle?

Auch amerikanische und britische Truppen in der Region sind in höchster Alarmbereitschaft. Laut Berichten arabischer Medien sollen einige der iranischen Drohnen bereits über Syrien von amerikanischen Kampfflugzeugen abgeschossen worden sein. Das israelische Armeeradio berichtet ebenfalls, dass Drohnen ausserhalb des israelischen Staatsgebiets von Grossbritannien und den USA abgefangen wurden.

Unklar ist, ob es bei der einen Welle bleibt oder ob weitere Angriffe geplant sind. Die Vertretung Irans bei der Uno meldete auf der Plattform X in der Nacht jedenfalls, dass «das Thema damit abgeschlossen sei». Ob dies tatsächlich der Fall ist, wird sich allerdings erst zeigen. Am Sonntag warnten hochrangige iranische Militärs Israel davor, zurückzuschlagen. Ausserdem habe man die USA angehalten, Israel bei einem allfälligen Gegenschlag nicht zu unterstützen.

«Unsere Reaktion wird viel umfangreicher sein als die Militäraktion heute Abend, wenn Israel gegen Iran Vergeltung übt», sagte der Stabschef der iranischen Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Bagheri. «Wenn das zionistische Regime oder seine Unterstützer rücksichtsloses Verhalten an den Tag legen, werden sie eine entschiedene und viel stärkere Reaktion erhalten.»

Die Hamas im Gazastreifen begrüsste derweil den iranischen Angriff in einer Mitteilung. Man betrachte ihn als «natürliches Recht (Irans) und eine verdiente Reaktion auf das Verbrechen des Angriffs auf das iranische Konsulat in Damaskus».

Wie wird Israel reagieren?

Bislang ist offen, wie Israel und seine Verbündeten auf den Angriff reagieren werden. Noch in der Nacht berief Ministerpräsident Benjamin Netanyahu das Kriegskabinett zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ein israelischer Fernsehsender zitierte einen namentlich nicht genannten israelischen Beamten mit der Aussage, es werde eine «erhebliche Reaktion» auf den Angriff geben.

Ebenfalls in der Nacht telefonierte Netanyahu mit dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden. Dieser bekräftige die «eiserne» Unterstützung der USA für Israel. Zudem kündigte er an, die Anführer der G-7-Staaten einzuberufen, um eine einheitliche diplomatische Reaktion zu koordinieren. Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen soll noch am Sonntag tagen. Der Uno-Generalsekretär António Guterres verurteilte die «schwere Eskalation, die der gross angelegte Angriff der Islamischen Republik Iran auf Israel darstellt».

Laut amerikanischen Medienberichten ist die amerikanische Regierung besorgt darüber, dass Israel sich zu einer überstürzten Reaktion hinreissen lassen könnte, die zu einem grösseren regionalen Krieg führen könnte. Laut dem Nachrichtenportal «Axios» hat Biden Netanyahu mitgeteilt, die USA würden einen israelischen Gegenangriff nicht unterstützen. Fest steht: Seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober stand der Nahe Osten nicht mehr so kurz vor einem grossen Krieg.

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