Attitüden eines Absteigers

Im elften Spiel unter Coach Jan Siewert bleibt Mainz zum zehnten Mal in Serie ohne Sieg. Den existenziellen Ernst der Lage scheinen trotzdem längst nicht alle Beteiligten wirklich verinnerlicht zu haben – insbesondere die Akteure auf dem Rasen.

attitüden eines absteigers

Steuern derzeit unbeirrbar auf die 2. Liga zu: Ernst der Lage ist bei den Spielern nicht angekommen.

So wandelt Mainz schlafwandlerisch sicher in Richtung 2. Liga

Die jüngsten Mainzer Heimpartien gegen Werder Bremen und Union Berlin wurden vorab zu Recht als Schlüsselspiele definiert. Auch von 05-Sportvorstand Christian Heidel. Sechs oder mindestens vier Punkte gegen diese beiden Teams auf Augenhöhe sollten die Wende bringen. Auf dem Platz, in der Tabelle, in den Köpfen. Eingetreten ist nun jedoch das genaue Gegenteil. Nach wieder nur einem Treffer in 180 Minuten und einem kümmerlichen Zähler manifestiert sich die Erkenntnis: Die Mainzer stehen als Vorletzter des Bundesliga-Rankings nicht nur auf dem Papier da wie ein Absteiger. Sie verhalten sich in den entscheidenden Momenten auch auf dem Rasen so – und bei ihren verbalen Analysen in der Öffentlichkeit. Etliche Profis wirken dabei inzwischen wie Schlafwandler, die mit deren sprichwörtlicher Sicherheit unbeirrbar auf die 2. Liga zusteuern. Und weit und breit ist niemand in Sicht, der für den überfälligen Weckruf sorgt.

Geistige Aussetzer machen “Abstiegskampfmentalität” zu einer leeren Hülle

“Abstiegskampfmentalität” forderte Heidel von seiner Mannschaft bereits im vergangenen Herbst flehentlich. Nach dem 1:1 gegen Union beschwor der Boss nun: “Die Jungs haben 95 Minuten lang alles gegeben, sitzen platt in der Kabine, mit dem Thema fehlende Einstellung braucht mir da keiner zu kommen.” Objektiv ist sicher richtig, dass sich das Team nicht hängenließ, sich abmühte und dass so mancher Profi offensichtlich ans körperliche Limit stieß – was auch immer das über den jeweiligen Fitnesszustand aussagt. Doch die maßgebliche Detailarbeit auf dem Rasen wurde einmal mehr viel zu unkonzentriert erledigt. Paradebeispiele: Karim Onisiwos 100-prozentige Kopfballchance zum 2:1 nach 73 Minuten, die der Österreicher völlig freistehend am praktisch leeren Tor vorbeisetzte. Oder die Entstehung des Berliner Ausgleichs nach einem Einwurf. Angefangen von Edimilson Fernandes‘ dilettantischem Versuch eines Befreiungsschlags über Anthony Cacis zögerliches Eingreifen gegen Flankengeber Haberer bis hin zu Danny da Costas und Robin Zentners Orientierungslosigkeit bei Robin Gosens Abschluss. Angesichts solcher ständiger geistiger Aussetzer ist “Abstiegskampfmentalität” bestenfalls eine leere Hülle.

Mit voller Energie in die Opferrolle statt Konzentration auf die eigenen Mängel

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Nur allzu gut ins schiefe Bild passen da Lippenbekenntnisse wie von Kapitän Silvan Widmer, der nach dem Werder-Spiel versicherte: “Für uns gibt es nur noch Endspiele.” Auf dem Feld sah es in der Schlussphase gegen Union dann eher so aus, als wollten die Mainzer das Remis verwalten. Das angekündigte Aufbäumen nach dem Motto jetzt oder nie? Fehlanzeige! Dafür fanden sich hinterher mal wieder allerlei vermeintlich mildernde Umstände. Etwa die schwierigen Platzverhältnisse, die laut Heidel “kaum ein Fußballspiel zuließen”. Oder angeblich fehlendes Spielglück – wobei es wohlgemerkt Unions Kevin Volland war, der beim Stand von 0:0 zweimal Aluminium traf. Oder der verweigerte Strafstoß nach Robin Knoches Tritt an den Kopf von Ludovic Ajorque in der Anfangsphase. In der Tat wurden die 05er in dieser Szene durch einen Schiri-Fehler krass benachteiligt. Und doch zählt es zu den klassischen Attitüden eines Absteigers, sich mit Verve in die Opferrolle zu begeben und mehr Energie aufs Beklagen einer solchen Ungerechtigkeit zu verwenden als auf die Mängel im eigenen Einflussbereich.

Siewert bestärkt seine Spieler in einem fatalen Irrglauben

Entscheidend bleibt: Auf einen matschigen Platz kann und muss sich ein Profi besser einstellen als etwa da Costa, der mit einem steckengebliebenen Rückpass beinahe das 0:1 einleitete. Trotz des verweigerten Elfmeters ging Mainz in Führung – und schaffte es dank oben geschilderter Unzulänglichkeiten nicht, den Vorsprung in die Pause zu retten. Sich der eigenen Verantwortung dafür voll bewusst zu werden, scheint eine entscheidende Voraussetzung, um überhaupt noch eine Chance im Abstiegskampf aufrechtzuerhalten. Sonst wird es für Mainz nicht “eng” oder “schwierig”, wie es Spieler immer noch formulieren – sondern demnächst unmöglich. Unverblümte Rhetorik statt immer noch um den heißen Brei herumzureden könnte den meisten Beteiligten kaum schaden.

Das gilt auch für Trainer Jan Siewert, dem Heidel zumindest noch fürs Sonntagsspiel in Stuttgart eine Job-Garantie ausstellte. Wenn der Fußballlehrer erklärt, irgendwann müsse sich “das Momentum drehen und die Mannschaft sich für den Aufwand belohnen”, ist das natürlich unterstützend gedacht. Tatsächlich bestärkt der Coach seine Spieler damit aber in einem fatalen Irrglauben. Tore zu schießen (und zu verhindern) ist im Profifußball keine Belohnung für irgendetwas. Sondern die zentrale Aufgabe. Wer die nicht erfüllt, steigt eben ab.

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