Berlin: BVG und Verdi einigen sich im Tarifstreit – Warnstreiks vom Tisch

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Ein Zug der U-Bahn-Linie U5 hält in der Station Museumsinsel. Allein im vergangenen Jahr wurde die BVG für 961 Millionen Fahrten genutzt, davon allein 492 Millionen bei der U-Bahn.

Mehr Wendezeit zwischen den Routen, Urlaubsgeld oder zusätzliche Urlaubstage: Die Gewerkschaft Verdi und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben sich auf bessere Arbeitsbedingungen für die rund 16.000 Beschäftigten des Nahverkehrsunternehmens geeinigt, wie beide Seiten am Donnerstag in Berlin mitteilten. Der Tarifabschluss war demnach bereits am Mittwoch in der vierten Verhandlungsrunde erzielt worden. „Wir sind froh, dass wir es in intensiven Verhandlungen mit Verdi geschafft haben, ein deutliches Zeichen für noch bessere Rahmenbedingungen bei der BVG zu setzen“, teilte BVG-Personalchefin Jenny Zeller mit.

Knackpunkt der Verhandlungen war die Frage der sogenannten Wendezeiten auf allen Linien, also der kurzen Zeit, die Fahrerinnen und Fahrer an den Endhaltestellen haben, bevor sie wieder in die Gegenrichtung aufbrechen. Verdi wollte diese von vier auf zehn Minuten erhöhen, um die Beschäftigten zu entlasten.

Der Kompromiss sieht nun vor, dass in der zweiten Jahreshälfte zunächst „betriebliche Maßnahmen zur Entlastung“ der Fahrerinnen und Fahrer erprobt werden sollen. Ab Januar 2025 sollen dann die Haltezeiten bei Umlauflängen ab 40 Minuten auf durchschnittlich sechs Minuten erhöht werden. Die Zeit kann also auch mal kürzer oder länger ausfallen. Bei der Durchschnittszeit wird jede Linie einzeln betrachtet.

Der Tarifabschluss sieht zudem ein Urlaubsgeld in Höhe von 500 Euro für alle Beschäftigten für die Jahre 2024 und 2025 vor. Sie erhalten zudem 30 Urlaubstage unabhängig davon, wie lange sie schon zum Betrieb gehören. Bisher bekamen so viele Tage nur Beschäftigte ab einer Betriebszugehörigkeit von acht Jahren.

Die BVG führt darüber hinaus eine weitere Entgeltstufe rückwirkend zum 1. Januar ein, um langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen zusätzlichen Einkommenssprung zu ermöglichen. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis Dezember 2025.

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Die BVG sucht Personal – und geht ungewöhnliche Wege. Anfang April stellten BVG-Personalvorstand Jenny Zeller (r.) und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) den Job Store in der Mall of Berlin vor.

Um eine Gehaltserhöhung für die gesamte Belegschaft ging es in dieser Tarifrunde nicht – der Entgelt-Tarifvertrag läuft noch bis Ende dieses Jahres. Mit den besseren Arbeitsbedingungen will das Unternehmen vor allem neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und bestehende halten. Es fehlt insbesondere an Busfahrerinnen und Busfahrern. Die BVG hat deshalb bereits das Busangebot auf einigen Linien reduzieren müssen.

Weitere Warnstreiks sind mit dem Tarifabschluss vom Tisch. Zwei Mal hatte Verdi in der Runde den Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr mit Arbeitskämpfen zum Erliegen gebracht. Zuletzt hatten beide Seiten aber stets den konstruktiven Charakter der Gespräche betont.

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Für den 1. März riefen Verdi und die Klimaschutzbewegung Fridays for Future zu einem bundesweiten Klimastreik auf. Während auch die BVG stillstand, führte ein Demonstrationszug durch Berlin.

Nicht nur in Berlin, auch in 14 weiteren Bundesländern verhandelte Verdi über neue ÖPNV-Tarifverträge. Die Forderungen waren dabei sehr unterschiedlich. In einigen Ländern geht es, wie in Berlin, lediglich um die Arbeitsbedingungen. In anderen, wie in Brandenburg, auch um mehr Geld für die Beschäftigten. Im benachbarten Bundesland waren die Tarifparteien bereits Mitte März zu einer Einigung gelangt.

In anderen Bundesländern drohen in den kommenden Wochen nach Urabstimmungen unbefristete Streiks – etwa im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen.

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