SP-Politiker Mustafa Atici: Der Kebabpionier, der bald Basel regiert

Eigentlich wollte Mustafa Atici nur fürs Studium in die Schweiz. Doch der Kurde blieb – und baute hier nicht nur ein Unternehmen auf, sondern macht Polit-Karriere. Er fordert die Migranten auf: Mischt euch mehr ein!

sp-politiker mustafa atici: der kebabpionier, der bald basel regiert

Der Kebabpionier, der bald Basel regiert

Als der FC Basel an diesem Sonntagnachmittag im September 2023 in der 96. Minute zum 2:2 ausgleicht, ist der Tag für Mustafa Atici (54) gerettet. Das Bier fliesst, das Geschäft brummt – auch dank des prächtigen Wetters. Anders als die Nachfrage nach Kebab, die sich relativ gut planen lässt, hängt der Bierkonsum ganz davon ab, wies der Mannschaft auf dem Rasen läuft. «Liegt der FCB vorne, verkaufen wir viel mehr – und es gibt weniger Reklamationen», sagte Atici Blick damals.

Mustafa Atici verkauft seit Eröffnung des Stadions 2001 im Joggeli Kebab – mit seiner Frau und zwei Söhnen (19 und 24). Ebenso lange ist der gebürtige Kurde in der SP aktiv. Erst im SP-Quartierverein, dann lange Grossrat und Vizepräsident der Kantonalpartei, schaffte Atici 2019 – im vierten Anlauf – den Sprung in den Nationalrat. Während Migranten schweizweit in der Politik deutlich untervertreten sind, stellt der kleine Kanton Basel-Stadt mit Atici und der Grünen Sibel Arslan (43) derzeit gleich zwei Nationalräte, die in der Türkei geboren und aufgewachsen sind.

Kandidatur mit Hintergedanken

Und dann wollte der Kebab-Unternehmer Atici Bundesrat werden. Der SP-Nationalrat war der Erste, der nach der Rücktrittsankündigung von Alain Berset (51) seinen Hut in den Ring warf. Es sei Zeit für einen Bundesrat mit Migrationshintergrund, begründete er sein Vorpreschen.

Atici war Realist genug, um zu wissen, dass er als absoluter Aussenseiter ins Rennen ging – und verhehlte nicht, dass er die Kandidatur lancierte, um Aufmerksamkeit für seine Anliegen zu gewinnen: die politische Mitwirkung von Migranten, die Bildungspolitik.

Und natürlich hoffte er, dass ihm die Kandidatur bei der Wiederwahl in den Nationalrat half. Das klappte nicht – Atici wurde im vergangenen November abgewählt. Er fiel der Tatsache zum Opfer, dass der Kanton Basel-Stadt wegen der schrumpfenden Bevölkerungszahl einen der bislang fünf Nationalratssitze an Zürich abtreten musste.

Später Lohn

Genutzt hat ihm das Bundesrats-Schaulaufen dennoch: Am Sonntag wurde Atici in die Basler Kantonsregierung gewählt. Auch das eine historische Leistung: Noch nie wurde jemand, der erst als Erwachsener in die Schweiz eingewandert ist, in eine Regierung gewählt.

Atici sprach kein Wort Deutsch, als er Anfang der 90er-Jahre als 23-Jähriger fürs Studium nach Basel kam, wo schon mehrere seiner acht Geschwister lebten. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und hängte dann einen Master in europäischen Studien an.

Der ursprüngliche Plan, nach dem Studium für eine akademische Karriere in die Türkei zurückzukehren, war rasch vergessen. Stattdessen eröffnete er 1996 die erste Kebabbude Basels. Eine Reise nach London, wo er solche Läden gesehen hatte, hatte Atici auf die Idee gebracht. Heute ist er nicht nur Betreiber mehrere Imbissstände im Basler Fussballstadion, sondern auch Berater für einen Lebensmittelgrossisten.

Jetzt muss er liefern

Aticis berufliche wie auch politische Karriere zeugen von Beharrlichkeit und Fleiss. Er will etwas erreichen. Nicht nur für sich, sondern gerade für jene, die im Leben weniger Chancen bekommen haben als er.

Nun hat er dazu einmal mehr Gelegenheit bekommen. Sicher ist aber: Ein Spaziergang wird das nicht. Atici, dem kein Wort Baseldytsch über die Lippen kommt, muss jetzt beweisen, dass er regieren kann. Er wird wohl sein Wunschdossier bekommen, das aber als ein schwieriges gilt: das Erziehungsdepartement.

Jetzt muss er liefern. Das weiss Atici selbst. Und diese Haltung, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, erwartet er auch von anderen Migranten.«Wir dürfen Migranten nicht nur fördern, wir müssen sie auch fordern», findet er. Dass so wenige Menschen mit Migrationshintergrund in der Politik seien, dafür seien diese selbst mitverantwortlich. «Wir müssen uns einmischen!»

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