Olaf Scholz nimmt sich viel Zeit für einen »systemischen Rivalen«. Israel rechnet mit einem iranischen Angriff. Und: Wie die New Yorker Donald Trump hassen gelernt haben. Das ist die Lage am Samstagmorgen.
News: Olaf Scholz in China, Iran und Israel, Donald Trump, Bayer Leverkusen
Geschäfte mit dem »systemischen Rivalen«
Volle drei Tage nimmt sich der Kanzler Zeit für seinen Besuch in China. Klingt wenig für so ein Riesenreich, für einen Staatsbesuch aber ist das eine ganze Menge. Für kein anderes Land hat sich Olaf Scholz in seiner Amtszeit bisher so viel Zeit genommen.
Es gäbe ja auch einiges zu besprechen: Dass Präsident Xi Jinping wenig tut, um seinen russischen Verbündeten Wladimir Putin zur Vernunft zu bringen. Dass China den demokratischen Inselnachbarn Taiwan bedroht. Dass das Regime in Peking Oppositionelle und Minderheiten unterdrückt.
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Nur, allzu kritische Töne sollte man vom Kanzler nicht erwarten, wenn er von Sonntag an in der Volksrepublik weilt. Denn, so schreiben es meine Kollegen in der SPIEGEL-Analyse, von der groß angekündigten »De-Risking«-Strategie im Umgang mit dem »systemischen Rivalen« ist derzeit nicht mehr viel zu spüren.
Das neue Leitmotiv sah weniger Risiko durch weniger wirtschaftliche Abhängigkeit vor. Tatsächlich ist China weiter der größte Handelspartner Deutschlands, die deutsche Wirtschaft investiert wie nie, während Peking den hiesigen Markt mit Billigprodukten flutet.
Weniger Abhängigkeit? Ein Dutzend Unternehmer begleiten den Kanzler, es wird beim Scholz-Trip wohl vor allem ums Geschäft gehen.
Greift Iran Israel an?
Vor der Gefahr eines Flächenbrandes im Nahen Osten wird seit Beginn der israelischen Militärreaktion auf den Terrorangriff der Hamas gewarnt. Doch nie war das Risiko einer massiven Eskalation des Krieges wohl so groß wie in diesen Tagen.
Irans Revolutionsführer Ali Khamenei hat Rache geschworen, Israel und die USA rechnen mit einem Vergeltungsschlag Irans für einen Israel zugeschriebenen, tödlichen Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus – und zwar »eher früher als später«, wie US-Präsident Joe Biden es formuliert. Seine Botschaft an Teheran: »Tut es nicht.« Parallel zu den öffentlichen Warnungen nutzt man hinter den Kulissen jeden verfügbaren Draht, um das Regime von einem Angriff auf Israel abzuhalten.
Denn ein solcher dürfte dramatische Folgen haben. Israels Armee würde mit aller Härte zurückschlagen, direkt auf iranischem Territorium. Bleibt zu hoffen, dass Khamenei bei aller Rache-Rhetorik weiß, dass sein Land einen hohen Preis für einen direkten Militärschlag zahlen müsste.
Bisher nämlich ist Teheran gut mit seiner Rolle als Schattenkrieger in diesem Konflikt gefahren. Man droht, heizt an, rüstet auf, den Kampf aber überlässt man den verbündeten Milizen: der Hamas, den Huthis, der Hisbollah. Gut möglich also, dass Iran auch jetzt wieder indirekt zurückschlägt – indem es die Hisbollah im Libanon von der Kette lässt.
Nur: Auch dann würde die Antwort der Israelis gewaltig ausfallen.
Aus Hassliebe wurde Hass
Am Montag beginnt der erste Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Es geht dabei um die mögliche Fälschung von Geschäftsunterlagen im Zusammenhang mit einer Schweigegeldzahlung an einen früheren Pornostar. Angeklagt: Donald Trump.
Dass das Verfahren in New York stattfindet, ist eine besondere Pointe der Geschichte. Die Stadt hat Trump groß gemacht. Der Trump Tower galt als Symbol seines Aufstiegs, eine Sensation aus 58 schwarz verglasten Etagen – so war es bei der Eröffnung vor mehr als 41 Jahren.
Heute wirkt das Hochhaus heruntergekommen und vernachlässigt, das Highlight ist ein »Trump Shop«. Trump steht vor Gericht, das Gebäude, mit dem er in Verbindung gebracht wird, ist das Criminal Courts Building. Ein Betonbunker in Lower Manhattan, in dem sonst Kleinkriminelle, Gangmitglieder und Killer verurteilt werden.
Mein Kollege Marc Pitzke, der seit 1993 in New York lebt, zeichnet im neuen SPIEGEL nach, wie es so weit kommen konnte. »Die Beziehung zwischen Trump und seiner Heimatstadt war schon früh eine Hassliebe«, schreibt Marc. »Seit 2016, als er ins Weiße Haus gewählt wurde, ist da vor allem noch Hass.«
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Gewinner des Tages…
… ist Bayer Leverkusen. Es sieht zumindest gut aus für die Werkself, dass es schon an diesem Wochenende, sechs Spieltage vor Saisonende, klappt mit dem Meistertitel. Damit wäre nicht nur die Dauerregentschaft des FC Bayern (elf Titel in Folge) beendet, sondern auch das Vizekusen-Trauma besiegt.
Das wird heute noch gern bemüht, stammt aber eigentlich aus der Zeit der Neunziger- und Anfang der Nullerjahre, als Bayer in der Liga fast ein Dauerabo auf den zweiten Platz hatte. Den Begriff Vizekusen ließ sich der Verein einst sogar rechtlich schützen – genauso wie übrigens einen anderen Begriff: Meisterkusen.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
Hoffnung auf weitere US-Hilfen für Ukraine – Trump stellt sich hinter Johnson: Mike Johnson ist Chef der Republikaner im Repräsentantenhaus – und wird von Parteikollegen kritisiert, weil er wohl endlich das Milliardenhilfspaket für die Ukraine freigeben will. Nun hat sich Donald Trump eingeschaltet.
Tafeln versorgen immer mehr Rentnerinnen und Rentner mit Essen: An mehr als 2000 Ausgabestellen im ganzen Land verteilen die Tafeln Lebensmittelspenden an Bedürftige. Jeder Vierte ist im Rentenalter. Der Verbandsvorsitzende warnt: »Die Altersarmut wird explodieren.«
»Liebe auf den ersten Blick«: Argentiniens Präsident Javier Milei trifft Elon Musk: Argentiniens Regierungschef Javier Milei hat auf seiner Reise durch die USA Techmilliardär Elon Musk getroffen. Die beiden Exzentriker verstanden sich offenbar auf Anhieb – und wollen nun eine Konferenz organisieren.
Diesen Text möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:
Deshalb setzt Europa auf XXL-Laster: Die EU will freie Fahrt für XXL-Laster, die bis zu 60 Tonnen wiegen. Spediteure freuen sich auf Effizienzgewinne, Kritiker fragen: Brauchen wir wirklich Kolosse, deren Heck schon mal über Fußgängerinseln ausschert? Mein Kollege Lukas Kissel hat mit ihnen gesprochen.
Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Wochenende.
Herzlich,
Ihr Philipp Wittrock, Chef vom Dienst in Los Angeles
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