Taylor Swift: Wie die Sängerin die Wirtschaft beeinflusst

NFL-Tickets, Kinocharts, Welttournee: Taylor Swift ist zu einer Marketingmaschinerie sondergleichen geworden. Nun hat die Milliardärin Grammy-Geschichte geschrieben – und könnte sogar die US-Wahl beeinflussen.

taylor swift: wie die sängerin die wirtschaft beeinflusst

Taylor Swift: Wie die Sängerin die Wirtschaft beeinflusst

Taylor Swift (34) ist in den USA eine Lichtgestalt. Die 34 Jahre alte Sängerin bricht regelmäßig Rekorde. Erst am Sonntagabend gewann sie für ihre Platte „Midnights“ ihren vierten Grammy. Damit zog sie an Musiklegenden wie Paul Simon (82), Frank Sinatra und Stevie Wonder (73) vorbei, die jeweils dreimal in der Kategorie ausgezeichnet wurden. Doch Swift bewegt nicht nur Musik-Charts, Preisverleihungen und neuerdings die Football-Welt, sondern auch die Wirtschaft des Landes.

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Time kürt Swift zur Person des Jahres

Das zeigt sich allein an der gigantischen Reichweite des Megastars: Auf der Plattform Instagram hat die Künstlerin rund 279 Millionen Follower. Auf der „Forbes“-Liste der weltweit einflussreichsten Frauen landete Swift jüngst auf Rang fünf. 2023 kürte das Magazin „Time“ sie zur Person des Jahres. Swifts Privatvermögen wird dabei auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Einen Großteil des Vermögens brachte der Sängerin ihre US-Tournee im vergangenen Jahr ein. Die Konzerte hatten solch eine wirtschaftliche Bedeutung für die Veranstaltungsorte, dass etwa die Notenbank von Philadelphia Swift in einem Konjunkturbericht erwähnte. Die Konzerte im Land führten zu geschätzten Konsumausgaben von insgesamt 4,6 Milliarden Dollar. Damit übertrumpfte Swift sogar die Wirtschaftsleistung von 35 der 50 US-Staaten. Die Eintrittskarten der Taylor-Swift-Konzerte kosten zwischen 200 und 800 Dollar, hinzu kommen bei vielen Besuchern weitere Ausgaben für Anreise, Übernachtung, Essen, Trinken und Outfits.

Als die Webseite des Anbieters Ticketmaster infolge der Nachfrage für ihre Welttournee zusammenbrach, führte das im US-Kongress zu Fragen nach monopolistischer Kontrolle. Und weil bei einem ihrer Auftritte in Seattle der Boden unverhältnismäßig stark wackelte, zogen Seismologen den Vergleich zu einem Mini-Erdbeben. Der Einfluss von Taylor Swift ist so bedeutsam, dass die Zeitung „USA Today“ jüngst einen Reporter anstellte, der sich ausschließlich mit der Sängerin beschäftigt.

Wirtschaftskraft für alle teilhabenden Unternehmen

Nach Auftritten in den USA wird der Weltstar in diesem Jahr in Mexiko, Brasilien und Argentinien Konzerte geben. Anschließend geht es für insgesamt 17 Konzerte nach Japan, Australien und Singapur. Auch nach Deutschland kommt die Sängerin für sechs Konzerte. Ihr passender Kinofilm zur Tour spülte aber bereits vorab viel Geld in die Kassen. In Nordamerika konnte der Wert sogar allein für den Vorverkauf des Musikfilms auf 100 Millionen Dollar beziffert werden.

Das Plattenlabel Universal Music Group, bei dem Swift unter Vertrag steht, profitiert unmittelbar von dem Erfolg der Popkünstlerin. Mit einem Marktwert von knapp 43 Milliarden Euro ist Universal das weltweit führende Plattenlabel, Swift gehört zu den wichtigsten Umsatzbringern. Zuletzt wurde dort das Re-Recording von “1989 (Taylor’s Version)” veröffentlicht. Insgesamt wurden bereits vier Alben neu veröffentlicht. Zwei weitere sollen noch folgen.

Jetzt steigen sogar die Ticket-Preise bei den NFL-Spielen ihres Freundes und Football-Spielers Travis Kelce (34). Der Sportler steht beim Super Bowl am 11. Februar in Las Vegas auf dem Spielfeld. Viele Fans von Swift rechnen mit einem Heiratsantrag im Falle eines Siegs – und sind deshalb auch bereit, astronomische Preise für die Tickets zu zahlen.

Swift beeinflusst NFL-Ticketpreise

Laut der Apex Marketing Group soll der Weltstar der NFL und der Mannschaft schon sagenhafte 331,5 Millionen Dollar (rund 305 Millionen Euro) eingebracht haben. Die Zahl der weiblichen Zuschauer der Football-Spiele habe sich um neun Prozent erhöht.

Ökonomen sprechen deshalb bereits von den “Swiftonomics”. Die dazugehörigen Swifties – so bezeichnen sich ihre Fans – gelten als extrem loyal, nicht nur in den USA. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires harrten einige von ihnen über Monate in Zelten vor dem Stadion aus, um in der vordersten Reihe stehen zu können. Etwa 53 Prozent der Erwachsenen in den USA gaben in einer 2023 veröffentlichten Umfrage an, Swift-Fans zu sein. Wie die Künstlerin selbst stammen die meisten ihrer Fans in den USA aus Vorstädten oder leben auf dem Land. Etwa die Hälfte sind weiblich und Millennials – wurden also wie Swift zwischen 1981 und 1996 geboren. Rund drei Viertel sind weiß.

Die 2020 erschienene Netflix-Dokumentation über Swift „Miss Americana“ verdeutlicht die Machtposition der Sängerin. Swift, so der Subtext darin, gehört zu Amerika wie Apple Pie, Coca-Cola, Cowboystiefel und Cheerleading. Dass ihr aktueller Freund nun auch noch ein Footballspieler ist, scheint manchen eine nahezu verdächtige Komplettierung dieses Klischees. Das hat auch keinen Halt vor der Politik. Republikaner befürchten, dass sie ihre bislang unbestätigte Anwesenheit bei dem Sportereignis des Jahres in wenigen Tagen nutzen könnte, Wahlkampf für Biden zu machen.

Der Popstar und die Politik

Damit könnte Swift sogar den Präsidentschaftswahlkampf beeinflussen. Aufgeregte Debatten drehen sich darum, ob der Popstar erneut den Demokraten Joe Biden (81) unterstützen könnte, wie schon 2020. Und mit welcher Wirkung. Der 81-Jährige, der bei der Präsidentenwahl Anfang November für eine zweite Amtszeit antreten will, könnte einen Schub durch etwas Pop und Glamour mehr als gebrauchen. Der Enthusiasmus für einen Kandidaten im weit fortgeschrittenen Seniorenalter hält sich selbst in seiner eigenen Partei in Grenzen. Bidens Beliebtheitswerte sind mies. Und gerade bei Jüngeren hat der Amtsinhaber zuletzt einiges an Unterstützung eingebüßt. Könnte Taylor Swift mit ihren Abermillionen jüngeren Fans seine Rettung sein?

Über Jahre hatte Swift sorgfältig vermieden, politisch Stellung zu beziehen. 2018 erregte sie dann aber Aufsehen, als sie sich in Tennessee gegen die ultraradikale Kandidatin für den US-Senat, Marsha Blackburn, positionierte. Der damalige republikanische Präsident Donald Trump (77) sprang Blackburn zur Seite und sagte, dass er die Musik von Swift jetzt „ungefähr 25 Prozent weniger“ möge. Zwar gewann Blackburn das Votum, Wahlbeobachter verzeichneten aber einen deutlichen Anstieg bei der Registrierung junger Wähler nach Swifts Äußerungen.

Seitdem bezog Swift immer wieder politisch Stellung und forderte ihre Fans auf, wählen zu gehen. Mit Erfolg. Allein nach einem solchen Aufruf von Swift auf Instagram im vergangenen September wurden in kürzester Zeit 35.000 neue Wahl-Registrierungen gezählt. Der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom (56), schwärmte danach, Swift sei „einzigartig“ und ihr Einfluss auf junge Wähler „extrem stark“.

Darauf schielt auch Bidens Wahlkampfteam. Die „New York Times“ berichtete kürzlich, Bidens Team habe begonnen, mit Promis und Influencern über mögliche Unterstützung des Präsidenten in sozialen Medien zu reden, und bemühe sich aktiv um den Beistand von Swift.

In diesem Jahr könnte der Kandidat ihre Unterstützung gut gebrauchen. Umfragen zufolge hat Biden zuletzt durch seinen Kurs in der Nahost-Krise gerade bei Jüngeren an Rückhalt verloren. Und seine Zustimmungswerte in der Bevölkerung dümpeln seit geraumer Zeit bei unter 40 Prozent – sogar noch schlechter als die von Trump zu gleicher Zeit in dessen Amtszeit. In einem Szenario, in dem Umfragen für eine mögliche Revanche zwischen Biden und Trump ein enges Rennen prognostizieren, könnte der Präsident die Fans von Taylor Swift nur allzu gut auf seiner Seite gebrauchen.

Um den Popstar und ihre Anhänger zu umwerben, muss Biden allerdings auch seine eigenen Hausaufgaben machen. Bei einem Auftritt im Weißen Haus im vergangenen November versuchte sich der Präsident an einem Scherz und schaffte es dabei, Taylor Swift binnen weniger Sekunden mit gleich zwei anderen Sängerinnen zu verwechseln: Beyoncé und Britney Spears.

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