Radio-Bremen-Beitrag: „Du siehst so deutsch aus“

radio-bremen-beitrag: „du siehst so deutsch aus“

Radio Bremen hat ein „Sozialexperiment“ gestartet, um Vurteile bloßzustellen. Das hat nicht wirklich geklappt.

„Du siehst so deutsch aus, Du musst doch eine Christin sein“. So setzt der mit „Radikale Christen“ überschriebene Beitrag des Senders Radio Bremen an. Zwei junge Frauen mit Kopftuch überfallen Passanten mit Fragen, die vor Augen führen sollen, wie vorurteilsbeladen öffentliche Meinungsbildung sein kann.

So wie es Muslimen ergeht, wenn sie sich von islamistischem Terror distanzieren sollen, ergeht es nun den Befragten: „Haben Sie sich schon von den Anschlägen in Hanau distanziert?“ Das nennt man wohl „den Spieß herumdrehen“.

Genau, sagt der Sender: Die Idee sei, „stereotype Fragen an Muslime umgekehrt anderen gesellschaftlichen Gruppen zu stellen“. Das Video sei ein „Sozialexperiment“ und „das Ergebnis eines medienpädagogischen Projekts“ des Formats „Bremen Next“ und der Studentengruppe „Muslim Empowerment Bremen“. Diese sei „ein Zusammenschluss muslimischer Lehramtsstudentinnen an der Universität Bremen“, die Initiative setze sich „für Dialog, Anti-Diskriminierung und Sichtbarkeit von Minoritäten und für eine vielfältige Gesellschaft ein“.

Dem CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer ist allerdings aufgefallen, dass sich eine Interviewerin eine Plakette mit dem Bild einer Wassermelone angeheftet hat, das die Farben Palästinas symbolisiert. Und auf Tiktok fand sich ein Account von „Muslim Empowerment“, der gegen Israel und gegen Juden hetzte. „Was läuft bei Radio Bremen eigentlich schief, dass deren Format Bremen Next gemeinsam mit Muslim Empowerment Bremen (einen) solchen Bericht verfasst?“, fragte Hauer auf X.

„Auf zielgruppengerechte Art und Weise“

Was läuft schief? Einiges, dies aber unverschuldet, meint Radio Bremen. Weder „den beteiligten Frauen von ,Muslim Empowerment Bremen‘ noch Bremen Next“ sei bei der Veröffentlichung des Videos am 15. April bekannt gewesen, „dass in einem Social Media-Account der Initiative als antisemitisch kritisierte Äußerungen veröffentlicht wurden“. Die Gruppe habe den Account „erst wenige Tage vor der Video-Veröffentlichung von einer Bekannten übernommen und umbenannt“. Von den Videos habe die Gruppe keine Kenntnis gehabt und den „Account unverzüglich gelöscht“. Die beiden Frauen distanzierten sich in ihren Social-Media-Accounts deutlich von diesen Äußerungen.

Der Wassermelonen-Sticker sei „als politisches Statement“ im Video „fehl am Platz“, es sei bei der Produktion übersehen worden, dies sei ein Fehler. „Menschen, die als Reporterinnen oder Moderatoren von Radio Bremen vor der Kamera stehen“, teilt der Sender mit, sei „das Tragen von politischen Symbolen ausdrücklich nicht gestattet“.

Zurzeit ist der Beitrag offline. Er soll jedoch wieder freigeschaltet werden – „mit deutlichen Hinweisen auf die berechtigte Kritik“. Nur so sei gewährleistet, dass die Zuschauer des ursprünglichen Beitrags „auch die Hinweise auf die berechtigte Kritik“ mitbekämen. Dies sei „im Sinne einer transparenten und offenen Kommunikation auch der eigenen Versäumnisse der bessere Weg, als das Video und damit die Reaktionen zu löschen“.

„Davon unberührt“, heißt es auf unsere Anfrage schließlich, bleibe die „inhaltliche Bewertung des Beitrags: Gesellschaftliche Diskussionen anzuregen, versteht Radio Bremen als eine seiner Aufgaben – und das tut das Aufzeigen dieser Stereotype auf eine zielgruppengerechte Art und Weise.“ Man könnte zu denken versucht sein, der Sender habe hier gerade das Gegenteil des Intendierten erreicht. Ein zielgruppengerechtes Stereotypendesaster.

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