NBA: Nach Doncic-Wahnsinn: Nowitzki war ein Vorreiter der Rekord-Offensiven

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NBA: Nach Doncic-Wahnsinn: Nowitzki war ein Vorreiter der Rekord-Offensiven

Ist 60 das neue 40? Innerhalb einer Woche gab es vier 60-Punkte-Spiele, wobei Luka Doncic (73) und Joel Embiid (70) sogar die 70-Zähler-Schallmauer durchbrachen, was zuvor nur acht anderen Spielern gelang. Dass Karl-Anthony Towns und Devin Booker an den jeweiligen Tagen je 62 Zähler (beide verloren mit ihren Teams) auflegten, ging dabei fast schon unter.

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Um das mal zu vergleichen. Zwischen 2000 und 2010 gab es lediglich neun 60-Punkte-Spiele von gerade einmal fünf unterschiedlichen Spielern: Kobe Bryant (5x), Allen Iverson, Tracy McGrady, Shaquille O’Neal und Tracy McGrady.

Es setzt sich also ein Trend fort, den wir in den vergangenen sechs, sieben Jahren erlebt haben: die Scoring-Inflation. Heißt das nun, dass keine Defense mehr gespielt wird oder dass Punkte nichts wert sind? Es ist vielmehr eine Sache der Perspektive.

NBA: Alle 50-Punkte-Spiele in dieser Saison

Datum Spieler (Team) Gegner Punkte FG 3P
28. Oktober Zach LaVine (Bulls) Pistons 51 19/33 7/13
9. November Giannis Antetokounmpo (Bucks) Pacers 54 19/25 0/1
12. November Tyrese Maxey (Sixers) Pacers 50 20/32 7/11
6. Dezember Joel Embiid (Sixers) Wizards 50 19/29 1/2
13. Dezember Giannis Antetokounmpo (Bucks) Pacers 64 20/28 0/3
15. Dezember Jalen Brunson (Knicks) Suns 50 17/23 9/9
20. Dezember Joel Embiid (Sixers) Wolves 51 17/25 0/1
25. Dezember Luka Doncic (Mavs) Suns 50 15/25 8/16
19. Januar Devin Booker (Suns) Pelicans 52 18/30 6/11
22. Januar Joel Embiid (Sixers) Spurs 70 24/41 1/2
22. Januar Karl-Anthony Towns (Wolves) Hornets 62 21/35 10/15
26. Januar Luka Doncic (Mavs) Hawks 73 25/33 8/13
26. Januar Devin Booker (Suns) Pacers 62 22/37 6/12

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NBA: Mehr wurde nur in den 60er-Jahren gescort

In den 60ern dominierten zum Beispiel einige wenige Spieler, viele ihrer Rekorde stehen noch heute, vor allem die von Wilt Chamberlain. Da wären die 50 Zähler pro Partie, das sagenumwobene 100-Punkte-Spiel oder aber die erste Triple-Double-Saison von Oscar Robertson oder zum Beispiel Bill Russell, der über seine Karriere (!) 22,5 Rebounds pro Spiel (und elf Ringe in 13 Jahren) einsammelte.

Im Februar 1960 waren es mal 51 Boards in einer einzigen Partie, aber als Team schnappten sich die Celtics damals unfassbare 93 Rebounds. Das sind zwar immer noch stattliche 54 Prozent aller Rebounds, aber wenn man es mit dem Leader dieser Saison – Andre Drummond mit 25 Boards (Chicago als Team 48 Rebounds) – vergleicht, klingt es gleich ein Stückchen weniger unglaublich.

Und was haben Rebounds nun mit Scoring zu tun? Nun ja, ohne Fehlwürfe keine Rebounds. Ohne Würfe keine Punkte. Und Würfe gab es vor allem Anfang der 60er-Jahre jede Menge. Hier mal der Vergleich zur Saison 1960/61, wo Teams so viel warfen wie bis heute nicht.

Saison Punkte FGA FG% FTA FT%
2023/24 115,6 89,2 47,5 23,0 78,5
1960/61 109,4 109,4 41,5 37,4 73,3

Wir sprechen hier also von 20 Versuchen und 14 Freiwürfen pro Spiel, die damals mehr genommen wurden. Das Tempo war also deutlich höher, allerdings gab es zu dieser Zeit noch keine Dreierlinie und mit den Ausnahmen von Jerry West, Elgin Baylor und Robertson waren es vor allem Center, die das Spiel dominierten. Dennoch: Dass wir derzeit so viele Punkte sehen, ist nichts Neues, die meisten NBA-Fans kennen die früheren Zeiten einfach nicht.

Auch in Sachen Pace erleben wir keine Saison, die ein großartiger Ausreißer ist. Um besser vergleichen zu können, verwenden wir die Zahlen von basketball-reference.com, die ein wenig von den offiziellen Zahlen der NBA abweichen. Für diese Saison sind es pro Spiel im Schnitt 99,2 Ballbesitze für jedes Team. Dieser Wert ist zum Beispiel niedriger als 2018/19 (100) oder auch der Bubble-Saison (100,3).

Davor wurden 100 Ballbesitze zuletzt in der Spielzeit 1988/89 geknackt, also in den Jahren, in den Michael Jordan eine Scoring-Krone nach der anderen gewann. 1986/87 machte MJ 37,1 Zähler im Schnitt und nahm dabei nicht einen einzigen Dreier pro Partie. Erst Mitte der 90er wurde das Spiel um ein Vielfaches langsamer, als Isolations und Post-Ups das Gros von NBA-Offenses darstellten.

NBA: Effizienz-Rekorde werden Jahr für Jahr gebrochen

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Das änderte sich erst 2004, als die NBA merkte, dass Defenses zu dominant wurden und Detroit Playoff-Spiele mit 69 Punkten für sich entscheiden konnte. Das Handchecking wurde abgeschafft, Guards erhielten somit mehr Freiräume, das Offensiv-Rating sprang im Schnitt um über 3 Zähler nach oben. Seitdem gab es nur noch kleinere Veränderungen, wie zum Beispiel mehrere Anpassungen an die Continuation-Rule, die Offensiv-Spieler eher benachteiligen.

Seit 2004 ist aber das durchschnittliche Offensiv-Rating um satte 13 Punkte pro 100 Ballbesitze in die Höhe geschossen, auch in dieser Saison dürfte ein neuer Rekord (derzeit 115,8) aufgestellt werden. Mit 108,1 Punkten pro 100 Ballbesitzen sind die Memphis Grizzlies derzeit abgeschlagenes Schlusslicht, 2003/04 übertrafen dies nur die Dallas Mavericks (112,1) und Sacramento Kings (110,3), die damals als Spektakel-Teams bekannt waren.

Oder verstanden sie als Erste, in welche Richtung sich die NBA entwickeln würde? Beide Mannschaften spielten mit Lineups, die mindestens vier Schützen beinhalteten. Dallas setzte auf Steve Nash, Michael Finley, Antoine Walker, Antawn Jamison (Sixth Man) und Dirk Nowitzki, Sacramento auf Mike Bibby, Doug Christie, Peja Stojakoic, Chris Webber und Vlade Divac.

Sie alle waren bis zu einem gewissen Grad gute Schützen, dazu waren sie alle fähig, selbst Plays zu machen – eine Konstante heutiger Offenses. Zusammen mit den Phoenix Suns waren diese Teams Vorreiter, wie eine moderne NBA-Offense funktioniert. Komplette Spezialisten wurden immer seltener, gerade in den Playoffs sind sie heutzutage kaum noch spielbar, vor allem wenn sie nicht werfen können.

Deswegen greift auch das Argument, dass heutzutage weniger verteidigt wird, nicht. Dass bei 82 Saisonspielen nicht immer die höchste Intensität gegeben ist, liegt auf der Hand und war auch vor 20 oder 30 Jahren nicht anders. Der Unterschied zu damals ist, dass heute jedes Play weltweit zu sehen ist. Auch früher wurde für drei Viertel gerne mal gedaddelt und stattdessen der Fokus auf die wenigen Highlight-Spiele gelegt, die dann auch im nationalen Fernsehen zu sehen waren.

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NBA: Der Talent-Pool ist größer geworden

Auch das kann die Perspektive verzerren, wenn man sagt, dass früher (natürlich) alles besser war (übrigens gab es solche Diskussionen auch in den Magic-Bird-Jahren) Vielmehr sind es zwei weitere Faktoren, die das Scoring auf ein neues Niveau hievten. Einerseits der Fokus auf die Dreierlinie und der dabei entstehende mathematische Vorteil, andererseits das viel höhere Skilllevel in der Association.

Heutzutage sollte jeder dribbeln, werfen und passen, das war früher nicht immer der Fall. Isolations spielen eine immer kleinere Rolle und ist im Prinzip nur den besten Scorern der Liga vorbehalten, gleiches gilt für den inzwischen verpönten langen Zweier, der aber als Stilmittel vor allem in den Playoffs auch nicht ausgestorben ist.

Internationale Spieler haben die Talent-Pool der NBA deutlich erweitert und auch Teile der europäischen Basketball-Kultur mitgebracht. Mit Joel Embiid (Kamerun), Nikola Jokic (Serbien), Luka Doncic (Slowenien), Giannis Antetokounmpo (Griechenland) kommen vier der besten Spieler der Welt nicht aus den USA, möglich, dass es plus Shai Gilgeous-Alexander (Kanada) erstmals kein US-Amerikaner ins All-NBA First Team schafft.

Und das liegt nicht an der Schwäche der Amerikaner, auch sie haben weiterhin unzählige Superstars (hier reicht ein Blick auf den vorläufigen Olympia-Kader), es ist einfach eine goldene Generation, die es so zuletzt womöglich vor rund 35 Jahren gab (Bird und Magic am Ende ihrer Prime, der aufstrebende Jordan, Isiah Thomas, Charles Barkley, und, und, und …)

Gleichzeitig ist es auch nicht so, dass Defense aus dem Spiel verbannt wurde. Die Nuggets waren im Vorjahr gewissermaßen dank Offensiv-Genie Jokic eine Ausnahme, doch auch ihre Defense war in den entscheidenden Momenten ein wichtiger Faktor. Auch vorherige Champions wie die Warriors, Bucks und Lakers definierten sich vornehmlich über ihre Verteidigung. Nicht weil sie dem Gegner alles wegnahmen, sondern weil sie Strategien hatten, um Offense zumindest einzudämmen.

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NBA: Eine goldene Generation für den Basketball

Manchmal hilft aber auch das nichts, das war im Basketball schon immer so. Jeder darf sich gerne alle Buckets von Luka Doncic gegen die Hawks anschauen, oft war es einfach nicht zu verteidigen, auch weil Double Teams gegen den Slowenen aufgrund seiner Brillanz oft noch schlechter sind (auch hier: nicht nur die Stars, auch die Rollenspieler sind besser geworden).

Ähnlich sieht es mit Embiid aus. Wenn dieser einen Mitteldistanzwurf nach dem anderen versenkt, dann kann man manchmal einfach nur den Hut ziehen. Dieses Spurs-Team hatte einfach keine Mittel, aber wer hat das schon in der Regular Season gegen Embiid, dem man lediglich hier und da eine Neigung zum dreisten Schinden von Fouls ankreiden darf.

Dies ist zumindest ein Punkt, an dem man ansetzen kann. Zu leicht lässt sich Kontakt verkaufen, zu schwer ist es für heutige Defenses, angemessen zu verteidigen. Möglicherweise wird die Liga hier früher oder später ein bisschen dagegen steuern und sich eher am FIBA-Basketball beim Kontakt orientieren, doch das wird den Kohl nicht fett machen.

Denn auch bei FIBA-Turnieren ist das Scoring trotz besserer Voraussetzungen für die Defense deutlich nach oben gegangen, wir erinnern uns hier nur zu gern an das epische 113:111-Halbfinale des DBB gegen die USA – in 40 Minuten. Gestört hat das viele Scoring damals niemanden, entsprechend sollte man auch die zuletzt gezeigten Leistungen einordnen und braucht auch nicht 70-Punkte-Spiele (die zudem nicht erzwungen waren) madig reden.

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