Pharmaunternehmen : Wie weit ist der Pharmakonzern mit seiner Impfung gegen Krebs?

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Biontech präsentiert Langzeitstudiendaten zu einem mRNA-Krebsmittel. Die scheinen vielversprechend. Doch noch fehlen die zulassungsrelevanten Spätstudien.

Biontechs Krebsimpfung zeigt auch drei Jahre nach der Behandlung vielversprechende Ergebnisse. Das offenbaren Langzeitstudiendaten, die das Unternehmen am Sonntag veröffentlicht hat, und die im Rahmen der Jahrestagung der Amerikanischen Krebsforschungsorganisation AACR in San Diego (Kalifornien) präsentiert wurden.

Demnach haben Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, die auf den mRNA-Impfstoff angesprochen haben, drei Jahre nach der Behandlung ein geringeres Rückfallrisiko. Konkret geht es dabei um das Prüfpräparat BNT122, das Biontech gemeinsam mit der Roche-Tochter Genentech entwickelt hat.

„Diese neuen Daten sind ein frühes Signal für das Potenzial unseres individualisierten mRNA-basierten Krebsimpfstoff-Ansatzes in dieser Indikation mit ungedecktem medizinischem Bedarf“ sagt Özlem Türeci, Chief Medical Officer und Mitgründerin von Biontech.

Biontechs Zukunft hängt von Erfolgen bei den neuen Krebsmitteln ab: Bisher hat das Mainzer Unternehmen nur ein Produkt auf dem Markt – den Corona-Impfstoff Corminaty, der kaum noch gefragt ist. 2023 machte Biontech nur noch 3,8 Milliarden Euro Umsatz, das waren 78 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Druck wächst, schnell neue Mittel auf den Markt zu bringen.

Corona-Impfstoff ist kaum noch gefragt

Der eigene Zeitplan ist ambitioniert: 2026 soll das erste Krebsmittel des Unternehmens auf den Markt kommen, wie Firmenchef und Mitgründer Ugur Sahin Anfang des Jahres ankündigte. Ab dann plant Biontech mit jährlichen Zulassungen im Bereich Onkologie. Bis 2030 sollen Zulassungen in insgesamt zehn Indikationen erreicht werden.

Dabei arbeitet Biontech an verschiedenen Wirkmechanismen gegen Krebs. Am meisten beachtet sind dabei die mRNA-Impfstoffe. Dass die Technologie der mRNA funktioniert, hat Biontech schon mit dem Corona-Impfstoff bewiesen.

Doch bis die neuen Mittel Geld in die Kassen spülen könnten, muss Biontech noch einiges in die zulassungsrelevanten Studien investieren: Ein Medikament muss normalerweise drei solcher Studienphasen durchlaufen, um seine Sicherheit und Wirksamkeit in der Patientengruppe unter Beweis zu stellen. Erst dann können Pharmaunternehmen die Marktzulassung beantragen.

Mittel gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

Die nun veröffentlichten Follow-up-Studiendaten beziehen sich auf die Phase-1-Studie, die Biontech mit dem Mittel durchgeführt hat und die zeigt, wie es den Patienten drei Jahre nach Verabreichung des Medikaments geht.

Dabei waren Patienten eingeschlossen, die unter einer bestimmten Art des Bauchspeicheldrüsenkrebses – dem duktalen Pankreas-Adenokarzinom (PDAC) – litten, der ihnen chirurgisch entfernt wurde. Etwa 90 Prozent der Patienten versterben innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose. Normalerweise liegt die Fünfjahres-Überlebensrate von Patienten, denen der Tumor operativ entfernt wurde, nur bei acht bis zehn Prozent.

Hier setzt Biontech mit dem individualisierten mRNA-Krebsmittel an, das wie ein Medikament bei einer Erkrankung eingesetzt wird, aber ähnlich wie eine Impfung das Immunsystem aktiviert: Das Unternehmen analysiert den Tumor des jeweiligen Patienten und entwickelt daraufhin ein mRNA-Mittel, das auf die spezifischen Proteine, die die Krebszellen produzieren, zugeschnitten ist. Bei der Identifizierung der Proteine setzt Biontech Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ein.

Das mRNA-Medikament hilft dem Immunsystem des Patienten dann dabei, die Strukturen der Tumorzelle zu erkennen und sie mithilfe von sogenannten T-Zellen zu bekämpfen.

Einige Patienten erlitten keinen Rückfall

Von den 16 Patienten, die in die Studie eingeschlossen waren, sprach die Hälfte gut auf die Behandlung an und bildete eine hohe Zahl dieser tumorbekämpfenden T-Zellen.

80 Prozent dieser Zellen waren auch bis zu drei Jahren nach der Verabreichung noch im Körper der Patienten. Von den acht Patienten, die gut auf die Behandlung ansprachen, hatten sechs drei Jahre nach der Behandlung keinen Rückfall. Normalerweise ist bei Bauchspeicheldrüsenkrebs laut Biontech-Mitgründerin Türeci die Rückfallquote nach einer Operation mit fast 80 Prozent „extrem hoch“.

Im Oktober hat Biontech gemeinsam mit Genentech eine Phase-2-Studie zu dem Mittel gestartet. Türeci hofft, dass diese Ergebnisse „zum Mehrwert für Patientinnen und Patienten“ bestätigt werden.

Den Kandidaten erprobt Biontech derweil nicht nur gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs, sondern auch für die Behandlung von Darmkrebs und schwarzem Hautkrebs.

Erstpublikation: 07.04.2024, 20:04 Uhr.

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