„Argylle“: Liebe Kritiker, habt ihr den Film überhaupt gesehen?
Action-Filme und Komödien kann man nicht genauso bewerten und besprechen wie Dramen mit Tiefgang oder Historienfilme mit Anspruch auf geschichtliche Genauigkeit. Immerhin geht es bei „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ oder „American Pie“ darum, das Publikum auf einer ganz bestimmten – und manchmal „plumperen“ – Ebene zu unterhalten. Trotzdem stellen viele Filmkritikerinnen und -Kritiker gerade Ansprüche an Matthew Vaughns Actionkomödie „Argylle“, die der Film überhaupt nicht an sich selbst stellt.
Filmkritik: „Argylle“ ist überzeichnet und schrill – und das ist gut so!
„Argylle“ ist überzeichnet und schrill, doch genau das will der Film eben auch sein. Die Szenen mit Henry Cavill, Dua Lipa oder John Cena sind Fiktion in der Fiktion. Sie entspringen der Fantasie der jungen Schriftstellerin Elly Conway (Bryce Dallas Howard). Sie ist keine schillernde Persönlichkeit, führt dein ruhiges, zurückgezogenes Leben. Ihr bester Freund ist eine Katze, keine Spur von romantischen Abenteuern, politischen Überzeugungen oder philosophischen Überlegungen. Natürlich stellt sich diese eher kindliche Figur Spionagemissionen klischeehaft vor, trägt in ihren Romanen dick auf und leg den Fokus primär auf die Attraktivität ihrer Held:innen und Schurk:innen. Henry Cavill, der den Fantasie-Agenten Argylle verkörpert, hat es im Interview mit unserer Redaktion selbst gesagt: „Argylle ist überzeichnet, quasi ein Spion hochgeschraubt auf Stufe 11. Dadurch bekommt es eine lächerliche Note, aber er nimmt sich selbst sehr ernst, immerhin ist er sich seiner Lage nicht im Klaren.“ Er ist (zumindest zu Beginn des Films) die stereotype Projektion einer jungen, gelangweilten Frau.
Was wird noch bemängelt? Der Film sei zu lang, finden manche, es gäbe zu viele Wendungen, die zu verworren seien. Wir finden: Mit 2 Stunden und 19 Minuten ist „Argylle“ natürlich kein Quickie, aber er lässt, nachdem er einmal Schwung aufgenommen hat, überhaupt keine Zeit für Langeweile, ist bis zum Bersten gefüllt mit Actionszenen und Wendungen. Die Frage, ob sich jede einzelne Szene am Ende stimmig in das Gesamtgefüge eingliedert, sei mal so dahingestellt, doch eine Actionkomödie soll Action liefern und unterhalten. Das tut sie. Der oder die durchschnittliche Kino-Besucher:in dürfte an der Länge des Films also nichts zu bemängeln haben! Und der nur schwer vorhersehbare Plottwist ist genau das, was „Argylle“ ausmacht.
Das könnte dich auch interessieren:
„Argylle“ gut oder schlecht: Wofür es Abzüge gibt!
Ein Kritikpunkt, der hingegen tatsächlich nachvollziehbar ist, betrifft den hochkarätigen Cast, der zugegebenermaßen eher eine Machtdemonstration als eine filmische Notwendigkeit ist. Bryan Cranston, Samuel L. Jackson und Catherine O’Hara hatten in „Argylle“ überhaupt nicht den Raum, ihr gewaltiges komödiantisches Potenzial auch nur ansatzweise ausschöpfen zu konnten. So gerne man sie trotzdem auf der Leinwand sieht, hätte es dem Film besser zu Gesicht gestanden, seine Nebenrollen mit unbekannteren Schauspieler.:innen zu besetzen, um die Erwartung nicht zu hoch zu hängen. Als wahrer Glücksgriff erweist sich hingegen die Besetzung von Oscar-Gewinner und „The Green Mile“-Star Sam Rockwell, der sich von der auf Hochglanz polierten, schrillen Optik des Films in seiner Authentizität abhebt. Was er auch sagt und tut – sei es so albern wie es will – man glaubt Rockwell wie gewohnt alles!
Aufregung um „Argylle“-Katze nachvollziehbar
Abstriche bekommt „Argylle“ von uns außerdem für die Entscheidung, Katze „Archie“ mit Claudia Schiffers und Matthew Vaughns Haustier „Chip“ zu besetzen. Die Repräsentation der Rasse Scottish Fold (Schottische Faltohrkatze) dürfte dazu beitragen, dass eine Katzenart, die es ohnehin nicht geben sollte, begehrter wird. Dass Stars wie Tyler Swift, Ed Sheeran oder die Vaughns sich bei ihrer Haustierwahl für die Tiere entschieden haben, ist eine Sache, eine Schottische Faltohrkatze (deren Zucht und Kauf in Deutschland verboten sind, weil die Rasse als Qualzucht gilt) zum Aushängeschild eines Films zu machen, ist jedoch gedankenlos. Eine normale Hauskatze, die gesünder und ohnehin viel süßer ist, hätte dem Film sicherlich einen besseren Dienst erwiesen.
Unser Fazit: Wer Action mag, Lust auf coole Kampfszenen, die gute Chemie zwischen Cast-Highlight Sam Rockwell und die ebenfalls starke „Jurassic World“-Darstellerin Bryce Dallas Howard hat und sich an der Vorhersage einer großen Wendung versuchen möchte, mit der sich selbst der größte Filmfuchs schwertut, der sollte sich „Argylle“ anschauen – danach aber bitte keine Schottische Faltohrkatze kaufen!
Unser „Argylle“-Interview mit Ariana DeBose und John Cena inklusive Trailer könnt ihr euch hier angucken:
„Argylle“ startete am 1. Februar 2024 im Kino und soll (voraussichtlich Mitte März 2024) auch auf Apple+ zum Streamen bereitgestellt werden!
News Related-
Der Batzen und das Weggli für Dominik Egli
-
Mini-Grün auf der grünen Suppe
-
Eine Trainerin und ein Arzt kennen die Antwort: Fit werden, ohne zu schwitzen – geht das?
-
Häuser bereits verkauft: Dreijährige Kreuzfahrt abgesagt – Passagiere vor dem Nichts
-
Deutschland versinkt im Schneechaos
-
Von ZHAW gewählt: «Monsterbank» ist das Deutschschweizer Wort des Jahres
-
Frauen und Jugendliche – 33 weitere palästinensische Gefangene frei
-
Jans oder Pult: So stehen die Chancen der SP-Kandidaten
-
Müde und grummelig? Hier kommen 23 lustige Fails für bessere Laune
-
Innerhalb von 24 Stunden: „Wetten, dass..?“-Auftritt von Helene Fischer erreicht Meilenstein
-
So lief das Wochenende für die Schweizer Söldner: Unermüdlicher Xhaka spult Mammutprogramm erfolgreich ab
-
Hans Flatscher löst für Swiss-Ski Dinge, bevor sie ein Problem sind
-
Grenadier-Rekrut bricht auf Marsch zusammen: «Viele dachten während zwei Tagen, ich sei tot»
-
Novum: Frappart leitet Bayerns Heimspiel gegen Kopenhagen