Chancen für Arbeitslose so schlecht wie lange nicht

chancen für arbeitslose so schlecht wie lange nicht

Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA): Andrea Nahles

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist von Februar auf März als Folge der üblichen Frühjahrsbelebung etwas gesunken. Der Rückgang war aber weniger stark als in früheren Jahren zur gleichen Zeit. Die seit etwa einem Jahr spürbar verschlechterte Entwicklung am Arbeitsmarkt dauert damit weiter an und gibt nach Einschätzung der Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, zunehmend Anlass zur Sorge.

Es sei zwar bislang keine Situation, in der man „katastrophische Töne anschlagen“ müsse, ordnete Nahles die am Donnerstag vorgestellten Märzzahlen vom Arbeitsmarkt ein. Im langfristigen Vergleich sei die Gesamtlage immer noch günstig. Aber es sei „keine gute Entwicklung“, warnte sie. „Die Richtung stimmt seit einer ganzen Weile nicht mehr.“ Außerdem ist dies nach ihrer Darstellung nicht nur eine Frage der Entwicklung von Zahlen, sondern auch von individuellen Chancen: Für Arbeitslose sei derzeit „der Einstieg in Arbeit so schwierig wie selten zuvor“, sagte Nahles. „Und das Risiko, einen Job zu verlieren, steigt.“

2,769 Millionen als arbeitslos registriert

Dem neuen Monatsbericht zufolge waren in Deutschland im März 2,769 Millionen Menschen als arbeitslos registriert. Das waren rund 45.000 weniger als im Februar, aber 175.500 mehr als im März vergangenen Jahres. In früheren Jahren war die Arbeitslosenzahl von Februar auf März regelmäßig um mehr als 70.000 gesunken. Dieser Umstand zeigt sich auch an der rechnerisch um jahreszeitliche Schwankungen bereinigten Arbeitslosenzahl. Diese hat sich der Bundesagentur zufolge im März um 4000 erhöht. Etwas günstiger stellt sich indessen weiterhin die Entwicklung der Beschäftigtenzahl dar, für die bisher Daten bis Dezember vorliegen. Zum Jahresende waren demnach 34,75 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 205.000 mehr als ein Jahr zuvor. Dabei zeigt sich wie schon in den Vormonaten der demographische Wandel hierzulande: Die Zahl der Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit stagnierte, der Anstieg geht allein auf ausländische Staatsangehörige zurück.

In dem Anstieg um 205.000 zeigt sich aber zugleich ein insgesamt verlangsamtes Tempo des Beschäftigungsaufbaus. Bis Anfang 2023 hatte die Bundesagentur hier regelmäßig Steigerungen zwischen 400.000 und 700.000 im Vergleich zum Vorjahreswert festgestellt. Und die gebremste Entwicklung wird wohl vorerst weiter andauern, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften sinkt. „Der Bestand der bei uns gemeldeten Stellen hat seinen Abwärtstrend auch im März fortgesetzt“, sagte Nahles. Zuletzt hatten die Arbeits­agenturen 707.000 freie Stellen registriert, 70.000 weniger als vor einem Jahr.

Das Bundesarbeitsministerium stellte in seiner Kommentierung der Zahlen die positiven Aspekte heraus. Der Arbeitsmarkt sei auch unter den „herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ ein „weiterhin verlässlicher Stabilitätsfaktor“, erklärte Staatssekretärin Leonie Gebers. Außerdem rief sie die Unternehmen auf, mehr Arbeitsplätze insbesondere für Flüchtlinge anzubieten. Neben einer verstärkten Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen brauche man „auch engagierte Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die Geflüchtete einstellen und sie am neuen Arbeitsplatz eng begleiten“, mahnte sie.

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