Zwei Jugendliche wurden im Kanton Schaffhausen wegen Verdachts der Unterstützung des «IS» verhaftet. Jetzt sprechen die Schulkollegen des 15- und 16-Jährigen.
Zwei Jugendliche, ein 15-jähriger Schweizer und ein 16-jähriger Italiener aus dem Kanton Schaffhausen, wurden wegen Verdachts auf Unterstützung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und strafbarer Vorbereitungshandlungen zu vorsätzlicher Tötung an Ostern verhaftet. Das gab die zuständige Staatsanwaltschaft am Samstag bekannt. Gegenstand der Ermittlungen seien unter anderem allfällig geplante Sprengstoffanschläge in der Schweiz. In diesem Zusammenhang wurde auch ein 18-Jähriger im Kanton Thurgau festgenommen. Die drei Jugendlichen befinden sich in U-Haft.
Neuhausen erneut wegen IS-Verbindungen in den Schlagzeilen
Wie 20 Minuten weiss, leben die Jugendlichen in Neuhausen am Rheinfall. Es ist nicht das erste Mal, dass die Ortschaft wegen Verbindungen zum IS in den Schlagzeilen steht. Die örtliche Moschee war schon kurz nach ihrer Gründung 2021 schweizweit bekannt. Der Grund: Osamah (35), der wegen Mitwirkung beim IS im Gefängnis gesessen hat, predigte und unterrichtete dort.
«Er bleibt nach der Haftentlassung eine Gefahr für die innere Sicherheit der Schweiz», heisst es in einem Fedpol-Bericht. Obwohl das Fedpol ihn ausgewiesen hat, bleibt der Iraker in der Schweiz. Weil ihm in seinem Herkunftsland Folter und Tod drohen könnten, wurde ihm die vorläufige Aufnahme gewährt.
Wie der Journalist und Extremismus-Experte Kurt Pelda, der seit Jahren zur Moschee forscht, 2022 gegenüber 20 Minuten sagte, sei die Hauptgefahr, die von Osamah ausgehe, dass er extremistisches Gedankengut verbreite und Jugendliche damit unterrichtet. Zudem seien einige Vereinsmitglieder, insbesondere die Verantwortlichen Extremisten. 2022 sagte der Vereinspräsident des islamischen Kulturverein Schaffhausen, der Betreiberin der Neuhauser Moschee, zu 20 Minuten, dass Osamah mit Gewalt und Extremismus «nichts zu tun» habe. Ob die verhafteten Teenager die besagte Einrichtung besuchten, oder wo sie sich radikalisierten, ist unklar.
«Sie haben immer wieder vom IS gesprochen»
Schulkollegen zeigen sich im Gespräch mit 20 Minuten über die IS-Vorwürfe gegen die Jugendlichen wenig überrascht. «In der Schule sagen alle, sie sind Terroristen.» Seit den Sommerferien hätten die beiden immer wieder vom IS gesprochen. «So richtig ernst genommen hat sie aber keiner.» Der 15-jährige Schweizer habe ausser dem 16-Jährigen kaum Freunde gehabt, sagen sie.
«In der Schule sagen alle, sie sind Terroristen.»
Zudem erzählen die Schulkollegen, dass die beiden Jugendlichen «ISIS» an eine lokale Bushaltestelle gekritzelt haben. Ein Blick vor Ort zeigt, an der Aussenwand der genannten Bushaltestelle steht auf Augenhöhe in schwarzer Schrift ISIS. «Es war bekannt, dass sie das waren», heisst es vonseiten der Mitschüler.
«Wir Muslime fürchten uns vor niemandem, ausser Allah»
Die Social-Media-Profile des 16-jährigen Italieners sind privat. In seiner Profil-Bio schreibt er: «Es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Prophet.» Zudem hat der Jugendliche viele andere Videos erneut veröffentlicht, die verlauten lassen, dass der Jugendliche stark religiös ist. Einige Beiträge sind jedoch auffällig: In zwei Videos werden mehrere Boxer, UFC- und MMA-Kämpfer gezeigt. Auf einer Aufnahme steht: «Wir Muslime fürchten uns vor niemandem, ausser Allah.»
Gemäss verschiedenen Behörden und Experten werden Kampfschulen oft zu Orten umfunktioniert, an denen sich junge Menschen auf den Dschihad vorbereiten. Bekannt ist der Fall rund um Valdet Gashi, dem deutschen Thaibox-Weltmeister, der sich dem IS angeschlossen hatte. Er trainierte in Winterthur auch Schweizer Jihadisten, bevor er nach Syrien zum IS reiste, wo er 2015 starb. Seither wird Gashi unter jungen Jihadisten verehrt – seine Fotos tauchen auf Tiktok auch bei den Followern des in Schaffhausen verhafteten Teenagers auf.
Für die Jugendlichen gilt die Unschuldsvermutung.
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