Die Kunst der Resilienz - Warum wir alle ein bisschen mehr wie Gummi sein sollten

Resilienz ist die menschliche Fähigkeit, unsere Seele vor schwierigen Lebenssituationen zu schützen. Kolumnistin Mimi Erhardt verrät Ihnen, wie Ihr Umfeld diese Eigenschaft beeinflussen kann und was Sie selbst für eine hohe Resilienz tun können.

In einer Welt, die sich manchmal anfühlt, als würde sie von einem überambitionierten Drehbuchautor mit einer Vorliebe für Dramatik geschrieben, ist die Fähigkeit, wie ein Stehaufmännchen immer wieder auf die Beine zu kommen, kein nettes Beiwerk mehr, sondern eine Überlebensstrategie. Ja, richtig gelesen. Wir sprechen hier nicht von der neuesten Fitness-Routine, die verspricht, uns in 30 Tagen zu Supermenschen zu machen, sondern von Resilienz – dem Immunsystem der Seele, wenn man so will.

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Resilienz: Das Immunsystem der Seele

Unser Körper hat das Immunsystem, um uns vor Viren und Bakterien zu schützen. Aber was ist mit der Seele? Die Antwort darauf ist so simpel wie komplex: Resilienz. Ein Begriff, der ursprünglich aus der Materialkunde stammt und die Fähigkeit beschreibt, nach Verformung durch Druck wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren. Übertragen auf uns Menschen bedeutet das: Egal, wie hart das Leben zuschlägt, wir zerbrechen nicht, sondern kommen gestärkt zurück.

Betrachten wir Malala Yousafzai, die als Teenager von den Taliban angeschossen wurde, weil sie sich für das Recht von Mädchen auf Bildung einsetzte. Statt sich von diesem traumatischen Ereignis unterkriegen zu lassen, nutzte sie ihre Erfahrung, um weltweit noch lauter für Bildung zu kämpfen, und wurde zur jüngsten Nobelpreisträgerin aller Zeiten. Oder denken wir an Stephen Hawking, der trotz einer Diagnose der amyotrophen Lateralsklerose (ALS), die ihn fast vollständig lähmte und an einen Rollstuhl fesselte, zu einem der brillantesten Physiker unserer Zeit aufstieg. Seine Entschlossenheit, weiterhin zur Wissenschaft beizutragen, trotz der enormen physischen und psychischen Herausforderungen, inspiriert bis heute Menschen weltweit. Diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass Resilienz weit über die Grenzen dessen hinausgeht, was wir uns vorstellen können, und dass sie nicht an bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gebunden ist, sondern eine Fähigkeit darstellt, die wir alle entwickeln und stärken können.

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Resilienz lässt sich trainieren

Die gute Nachricht ist: Resilienz lässt sich trainieren. Wie bei einem Muskel, der durch regelmäßiges Training stärker wird, können wir auch unsere seelische Widerstandskraft stärken. Die Forschung hat gezeigt, dass es dabei vor allem auf die Bindung zu anderen Menschen ankommt. Eine stabile Bezugsperson kann Wunder wirken, selbst unter den widrigsten Umständen.

Aber es geht nicht nur um Bindung. Selbstwirksamkeit, Optimismus, Lösungsorientierung, Intelligenz, Extraversion und – nicht zu vergessen – Humor sind weitere Bausteine, die unsere innere Festung stärken. Sie erinnern sich an den Film „Alexis Sorbas“, in dem nach dem Zusammenbruch einer Seilbahn einfach getanzt wird? Genau das ist es, was Resilienz ausmacht: die Fähigkeit, selbst in den Trümmern noch etwas Schönes zu sehen.

Jetzt werden einige sagen: „Aber das liegt doch alles in den Genen, da kann man nichts machen.“ Falsch gedacht. Zwar gibt es genetische Dispositionen, die uns anfälliger für psychische Belastungen machen können, aber die Umwelt, in der wir leben, und die Erfahrungen, die wir machen, spielen eine mindestens genauso große Rolle. Es ist ein bisschen wie bei den Orchideen-Kindern und den Löwenzahn-Kindern: Manche brauchen mehr Pflege, um zu gedeihen, aber unter den richtigen Bedingungen können sie alle wunderschön blühen.

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Das können Sie für eine höhere Resilienz tun

Was also können wir tun, um unsere Resilienz zu trainieren? Zuerst einmal: Akzeptieren, dass das Leben Veränderung bedeutet und Krisen dazugehören. Dann: Unsere Erfolge feiern, auch die kleinen. Sich Lösungen überlegen, bevor das Problem überhaupt da ist. Und nicht zuletzt: um Hilfe bitten, wenn es nötig ist. Denn eines ist klar: Zusammen sind wir stärker.

Zum Schluss noch ein Gedanke: Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören, uns selbst als unveränderlich zu sehen. Wir sind keine Statuen, sondern lebendige Wesen, die wachsen, lernen und sich entwickeln können – ein Leben lang. Resilienz ist dabei kein Zauberwort, sondern eine Fähigkeit, die in jedem von uns steckt. Es ist an der Zeit, dass wir sie entdecken und nutzen. Denn wenn wir das tun, gibt es kaum etwas, das uns umwerfen kann. Bleiben wir also erschütterbar, aber widerstehen wir. Denn am Ende des Tages ist es doch so: Ein bisschen Gummi hat noch niemandem geschadet. (Auch interessant: Kommunikation in der Beziehung: So gehen Sie mit den drei häufigsten Beziehungs-Problemen um)

Nils Behrens ist ein renommierter Experte und Enthusiast im Bereich Longevity und Gesundheit. Mit seiner umfassenden Erfahrung und tiefgreifenden Kenntnissen inspiriert er Menschen dazu, ein gesünderes und längeres Leben zu führen. Als ehemaliger Führungskraft der Lanserhof Gruppe und Host des erfolgreichen Gesundheitspodcasts „Forever Young“ hat er sich einen Namen gemacht. Heute konzentriert sich Nils darauf, sein Wissen und seine Leidenschaft für Prävention, Regeneration und ganzheitliche Medizin zu teilen, um Individuen auf ihrem Weg zu einem nachhaltig gesunden Lebensstil zu unterstützen. Hier finden Sie alle seine Kolumnen für GQ.de.

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