Vorwahlen des US-Republikaner: Kann „Komet Nikki Haley“ Donald Trump stoppen?

Bei der Vorwahl in New Hampshire ist Haley dem Ex-Präsidenten dicht auf den Fersen. Bald kommt die Vorwahl in South Carolina, wo sie Gouverneurin war. Trumps Gegner hoffen.

vorwahlen des us-republikaner: kann „komet nikki haley“ donald trump stoppen?

Nikki Haley im Wahlkampf in Waukee, Iowa.

Der kommende Montag ist das erste Datum im US-Wahljahr, an dem es um harte politische Währung geht: nicht Umfragewerte, sondern Delegiertenstimmen für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat. Traditionell macht der Farmstaat Iowa im Mittleren Westen bei den US-Vorwahlen zur Kandidatenkür den Auftakt, in diesem Jahr bei eisigen Temperaturen von nachts minus 27 Grad.

Für Iowa interessieren sich US-Medien in diesen Tagen jedoch wenig. Sie blicken schon jetzt auf die zweite Vorwahl am 23. Januar in New Hampshire. Dort kann es weit spannender werden, weil Nikki Haley ihren Zuspruch unter den Republikanern seit September verdoppelt hat und nur noch knapp hinter dem Favoriten Donald Trump liegt. Die Rede ist nun vom „Kometen Haley“, der mit perfektem Timing aufsteige.

In Iowa führt Trump dagegen so deutlich, dass niemand am Ausgang zweifelt. Mit 52 Prozent Zustimmung im Schnitt der Umfragen hat er 36 Prozentpunkte Vorsprung vor den Verfolgern Nikki Haley (16,6) und Ron DeSantis (16,4). Bei den Demokraten gilt Amtsinhaber Joe Biden als gesetzt.

Wenn Haley Zweite in Iowa wird und New Hampshire gewinnt, würde das eine neue Dynamik auslösen. Deshalb greift Trump sie jetzt so scharf an.

Sudha David-Wilp, Direktorin des Berliner Büros des German Marshall Fund

Ist ein Rematch der beiden Polit-Dinosaurier Joe Biden und Donald Trump, die am Wahltag im November zusammengezählt 159 Jahre alt sein werden, also unausweichlich? Wer oder was kann beide noch stoppen, oder zumindest einen von ihnen, um einen Generationswechsel im Weißen Haus zu ermöglichen?

In einer TV-Debatte in der Nacht zu Donnerstag wetteiferten Haley und DeSantis um die Rolle des aussichtsreicheren Trump-Herausforderers, griffen sich scharf an und warfen sich Lügen vor. Es war das erste Kandidatenformat, in dem nur diese beiden aufeinandertrafen. Chris Christie, der Ex-Gouverneur von New Jersey, der Trump zuvor am schärfsten attackiert hatte, gab das Rennen um das Weiße Haus auf.

Trump nahm zum fünften Mal in Folge nicht an der TV-Debatte teil und trat stattdessen in Iowas Hauptstadt Des Moines vor Anhängern auf. Dieses Townhall-Format übertrug der ihm freundlich gesinnte Sender Fox News parallel.

Amerika spekuliert auf eine Sensation

Trumps Gegner erhoffen sich nun Rettung durch den „Kometen Haley“. Er bringt unerwartetes Adrenalin in die Vorwahlen der Republikaner.

Seit Ende Dezember ist Nikki Haley trotz einer umstrittenen Äußerung zur Sklaverei in mehreren Umfragen für New Hampshire wie ein neuer Star aufgestiegen. Sie hat den Abstand auf Trump beträchtlich verringert. In einer Erhebung der American Research Group vom Dezember liegt sie vier Prozentpunkte hinter ihm. In einer CNN-Umfrage aus dieser Woche sieben Punkte. Zeichnet sich da eine Sensation ab?

„Wenn sie Zweite in Iowa wird und New Hampshire gewinnt, würde das eine neue Dynamik auslösen“, sagt Sudha David-Wilp, Direktorin des Berliner Büros des German Marshall Fund. „Dieses Momentum kann ihr dann bei den folgenden Vorwahlen in Nevada und ihrem Heimatstaat South Carolina helfen. Deshalb greift Trump sie jetzt so scharf an.“

New Hampshire als Staat der „Comeback Kids“

New Hampshire hat Präsidentschaftsrennen schon öfter eine neue Richtung gegeben. Bill Clinton wechselte dort 1992 nach enttäuschendem Abschneiden in Iowa in die Siegesspur und galt fortan als „Comeback Kid“. Seine Frau Hillary hatte 2008 in Iowa nur einen blamablen dritten Platz geschafft, siegte dann aber nach einem emotionalen Auftritt mit Tränen in New Hampshire und hielt das Rennen gegen Barack Obama bis in den Sommer offen.

Bei den Republikanern gewannen einige Prominente in Iowa, verloren dann aber in New Hampshire: George H.W. Bush 1980, Bob Dole 1988 und 1996, George W. Bush 2000.

„Auch wenn es heute unwahrscheinlich wirkt: Es ist nicht unmöglich, dass Nikki Haley die Nominierung gewinnt. In der US-Politik hat es schon seltsamere Dinge gegeben”, meint David-Wilp. „Nikki Haley ist immer unterschätzt worden. Sie ist eine Kämpfernatur.”

Doug Sosnik, Präsidentenberater unter Bill Clintons, bewertet Haleys Aussichten zurückhaltender. „Ich bin skeptisch, dass sie die Dynamik umdrehen kann. Ein Erfolg in New Hampshire würde gewiss viele Wähler dazu bringen, ihr eine zweite Chance zu geben. Aber in Nevada hat Trump eine starke Position, ebenso in South Carolina, auch wenn Haley dort von 2011 bis 2017 Gouverneurin war.“

So gilt auch für den „Kometen Haley“, der „just in time“ für die ersten Vorwahlen aufgestiegen ist, die Erfahrung: Bei Kometen ist Vorsicht geboten. Manche verglühen nach kurzer Zeit. Manche beweisen enorme Beständigkeit. Der „Halleysche Komet“, die Vorlage für das Wortspiel mit dem Namen der Kandidatin Nikki Haley, zeigt sich verlässlich in größeren Abständen als helles Gestirn.

Und: Himmelskörper haben der Erdgeschichte gelegentlich eine neue Wendung geben. Der Einschlag eines Meteoriten soll das Aussterben der Dinosaurier bewirkt haben. Warum also soll ein „Komet Haley“ nicht die Karriere des Polit-Dinosauriers Trump beenden?

Joe Biden steht nicht einmal auf dem Stimmzettel

Bei den Demokraten stellen sich völlig andere Fragen. Ihre Anhänger in Iowa stimmen 2024 nicht bei den Caucus-Versammlungen über die Kandidatenkür ab wie in früheren Wahljahren, sondern in einer Briefwahl, deren Ergebnisse im März bekannt gegeben werden.

Auch Joe Biden hat Anlass, sich Sorgen um die Vorwahl in New Hampshire zu machen, aber aus anderen Gründen als Trump. Der Präsident und die nationale Führung der Partei haben die Bürger dort verärgert. Sie haben es New Hampshire verboten, sich zum ersten Vorwahlstaat 2024 zu erklären. Die von der Partei anerkannten Vorwahlen beginnen am 3. Februar in South Carolina. Damit wollen die Demokraten um die für sie strategisch wichtige Gruppe der Afroamerikaner in den Südstaaten werben.

Die regionalen Demokraten in New Hampshire ignorieren die Vorgabe und halten parallel zu den Republikanern ihre Vorwahl ab. Wegen des Streits werden aber keine Delegierten für den Nominierungsparteitag aus dem Ergebnis zugeteilt. Und Bidens Name steht nicht einmal auf dem Stimmzettel.

Wähler, die ihn als Kandidaten wünschen, müssen ihn auf den Stimmzettel schreiben. Diese Situation birgt das Risiko, dass der Amtsinhaber schlecht abschneidet, weil viele sich die Mühe nicht machen und andere ihm einen Denkzettel für den Entzug der Vorreiterrolle ihres Staates verpassen wollen.

Im Schnitt der Umfragen für New Hampshire wünschen sich 52,5 Prozent Biden als Kandidaten. Und 9,5 Prozent seinen Herausforderer Dean Phillips. So kann diese Vorwahl auch bei den Demokraten dazu führen, dass der Favorit stolpert und hinterher geschwächt dasteht.

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