Bittere Bilanz: Diese Autos stoßen viermal so viel CO2 aus wie gedacht

bittere bilanz: diese autos stoßen viermal so viel co2 aus wie gedacht

Plug-in-Hybride sollten eine Brücke zwischen Verbrenner und Stromer bilden – sind aber noch weniger umweltfreundlich als gedacht.

Plug-in-Hybride stoßen im realen Fahrbetrieb ganze 350 Prozent mehr CO₂ aus als in den Labortests zur Verbrauchsbestimmung. Das geht laut einem Bericht des Branchenportals Automotive News aus EU-Daten hervor. 2021 hatte die Europäische Union erstmals Daten aus dem Realbetrieb mithilfe von On-Board-Kraftstoffverbrauchsmessgeräten gesammelt – diese wurden nun ausgewertet.

Die Stichprobe aus dem Jahr 2021 umfasste 600.000 Autos. Die Analyse ergab zudem, dass auch Benzin- und Dieselmodelle im Durchschnitt 20 Prozent mehr CO₂ ausstoßen, als die offiziellen Werte vorgeben.

Steuerrecht und Förderrichtlinien sind keine Anreize zum elektrischen Fahren

Es ist schon seit geraumer Zeit bekannt, dass Plug-in-Hybride auf dem Papier meist besser dastehen als im Realbetrieb. Hintergrund ist die Tatsache, dass Hybride oft nur im Verbrennermodus und nur selten oder nie elektrisch gefahren werden. Der verbaute Antriebsakku erhöht dabei das Gewicht des Fahrzeugs deutlich und sorgt für einen höheren Verbrauch im Vergleich zu reinen Verbrennerfahrzeugen.

Die nun vorgelegten Daten zu Plug-in-Hybriden „bestätigen, dass diese Fahrzeuge derzeit ihr Potenzial nicht ausschöpfen, vor allem weil sie nicht so häufig wie angenommen voll elektrisch aufgeladen und gefahren werden“, zitiert Automotive News aus dem Bericht der EU-Kommission. Plug-in-Hybride, die in Tests Emissionswerte von bis zu 20 Gramm CO₂ pro Kilometer erreicht haben, wurden als Übergangstechnologie dargestellt, die die Reichweitenängste von Verbrauchern schmälern sollten. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, gab oder gibt es zudem attraktive Steuererleichterungen und Kaufprämien für Plug-in-Hybrid-Dienstfahrzeuge. Weder die Dienstwagenbesteuerung noch die Rahmenbedingungen für die Kaufprämie bieten jedoch einen Anreiz, die Fahrzeuge tatsächlich regelmäßig aufzuladen und elektrisch zu fahren.

CO– und Verbrauchsdiskrepanz sind bei Plug-in-Hybriden besonders groß

Seit Januar 2021 müssen alle neuen Pkw und Kleintransporter, die mit flüssigen Kraftstoffen betrieben werden, über Geräte zur Überwachung des Kraftstoffverbrauchs verfügen. Die Daten für das Jahr 2021 stammen nach Angaben der Kommission aus einer Stichprobe von 600.000 Fahrzeugen und wurden von den Automobilherstellern selbst gemeldet. Insgesamt gingen Daten von 988.231 Fahrzeugen ein, was etwa 11 Prozent aller Verkäufe in der EU, Island und Norwegen entspricht.

Der Unterschied zwischen den Real- und Laborwerten von Diesel- und Benzinfahrzeugen betrug 28 bis 35 Gramm CO₂ pro Kilometer oder bis zu 1,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer. Die Kommission erklärte, dass dies den Erwartungen entspreche, da ein Labortest nicht alle Faktoren wiedergeben könne, die den Verbrauch beeinflussen, wie etwa die Verkehrsbedingungen, das Fahrverhalten oder der Einsatz der Klimaanlage. Bei Plug-in-Hybriden ist die Spanne zwischen Labor und Straße jedoch deutlich größer: Die Differenz beträgt etwa 100 Gramm CO₂ pro Kilometer oder 4 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer.

Dass Plug-in-Hybride mit der richtigen Fahrweise tatsächlich relativ sparsam unterwegs sein können, zeigt das Beispiel des Porsche Cayenne: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte in einem Verbrauchstest ermittelt, dass der Cayenne E-Hybrid bis zu 499 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstößt – wobei Porsche selbst einen CO₂-Ausstoß von nur 89 Gramm pro Kilometer angab. Im EFAHRER-Verbrauchstest erzielte Chefredakteur Josef Reitberger mit der richtigen Fahrstrategie jedoch einen Bruchteil der DUH-Werte.

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