Notschlafstelle schlägt Alarm: «Wir brauchen mehr Plätze»
Die Gassenarbeit, die Stadt und die Luzerner Polizei äussern sich zum Crack-Konsum in Luzern. Auch die Notschlafstelle spürt die Zunahme.
Der Kanton und die Stadt Luzern haben verschiedene Massnahmen zur Entlastung des öffentlichen Raums beschlossen. Ab Sommer werden die Öffnungszeiten der Gassenküche und der Kontakt- und Anlaufstelle verlängert.
Eine schnelle Suchtdynamik
Beim Crack hat Adrian Klaus, Betriebsleiter der Gassenarbeit Luzern, in den vergangenen drei bis vier Jahren eine Zunahme des Konsums beobachtet. Er sagt: «Die getesteten Kokain-Proben in den Drug Checkings der Schweiz erkennen einen höheren Reinheitsgrad bei gleichbleibenden Verkaufspreisen.» Crack erzeuge einen intensiven «Flash», also ein intensives Anfluten, aber auch ein schnelles Abfluten der Wirkung. «Dies kann sehr schnell eine Suchtdynamik auslösen», sagt Klaus.
Er erklärt weiter: «In den speziell eingerichteten Räumen ist der Konsum von mitgebrachten Substanzen erlaubt.» Ausserdem werde im Aussenraum der Gassenküche eine abgegrenzte Zone für den Mikrohandel für den Eigenbedarf angeboten.
«Crack ist relativ günstig»
Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern, erklärt sich die Zunahme des Konsums wie folgt: «Der Zugang zu Kokain ist aktuell für die Konsumierenden leicht.» Verarbeitetes Kokain – Crack – sei relativ günstig und einfach zu erhalten. Die Konsumform sei ebenfalls einfach und könne ohne grosse Vorbereitungen überall geschehen.
Polizei ist vor Ort präsent
Urs Wigger, Chef des Mediendienstes der Luzerner Polizei sagt auf Anfrage: «Die Luzerner Polizei ist an den Brennpunkten stark präsent.» Sie führe laufend neue Lagebeurteilungen durch und passe ihre Präsenz und die Kontrolltätigkeit entsprechend an.
«Früher waren es vorwiegend ältere und langjährige Kokain-Konsumenten, heute sind es gemäss unserer Einschätzung auch jüngere Konsumenten», sagt Wigger weiter. Da Crack in einer Metall- oder Glaspfeife geraucht werde, würden Gefahren oft unterschätzt.
Notschlafstelle ausgelastet
Im Gespräch mit einigen Obdachlosen hört man immer wieder die selbe Nachfrage: «Wir brauchen mehr Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten.» Das bestätigt Annemarie Käch, Geschäftsleitung des Vereins Jobdach: «Zusätzliche Schlafgelegenheiten wären letzten Winter dringend nötig gewesen.»
Die Notschlafstelle von Jobdach war über den Winter extrem ausgelastet.
Weil die Wirkung von Crack bei den Betroffenen nur kurz anhalte, sei die Nachtruhe in der Notschlafstelle nicht mehr gewährleistet. Käch erzählt: «Die Konsumierenden leiden unter starkem Stress, der zu einer erhöhten Aggressivität führt.» Der gesundheitliche Zustand der Menschen auf der Gasse und von Crack-Konsumierenden sei bedenklich und somit auch für die Mitarbeitenden der Notschlafstelle spürbar. Die Thematik bereite Käch und dem Verein Jobdach aktuell grosse Sorgen.