Großkanzleien suchen ihr Heil in der Fusion

großkanzleien suchen ihr heil in der fusion

In globalen Expansionsplänen von Kanzleien ist New York als Standort gesetzt.

Unter den amerikanischen Großkanzleien hat sich der Trend zu Fusionen in allen Marktsegmenten im Jahr 2023 weiter verstärkt. Im vergangenen Jahr gab es 48 Fusionen mit in- und ausländischen Konkurrenten, an denen US-Kanzleien beteiligt waren, berichtet Fairfax, ein auf die Rechtsbranche spezialisiertes Beratungsunternehmen. Das sind zwei Fusionen mehr als im Vorjahr.

Nach der Studie von Fairfax versprechen sich Kanzleimanager infolge einer Fusion die Erschließung neuer Geschäftsfelder und Mandatsbeziehungen zu Unternehmen und sehen dies damit als sichersten Weg, ihren Umsatz zu steigern. Vor allem kleinere und mittelgroße Kanzleien suchten demnach eine gemeinsame Zukunft in einer Einheit, um Investitionen in IT und Personal und den Druck von Mandanten auf Honorare besser abfedern zu können.

Nur in fünf Fällen waren Kanzleien mit 100 oder mehr Anwälten an Fusionen beteiligt. Darunter waren allerdings auch die jüngsten Aktivitäten von Dentons, der nach Köpfen größten Kanzlei der Welt. Durch den Zusammenschluss mit der Großkanzlei Link Legal wurde der lange verschlossene Zugang zum indischen Rechtsmarkt geöffnet. Einen herben Rückschlag musste Dentons, die 2012 selbst aus der Fusion dreier Kanzleien hervorgegangen war, allerdings in China hinnehmen. Aufgrund verschärfter Gesetze und des schwierigen Umgangs mit sensiblen Daten zog sich die Kanzlei im Sommer 2023 aus China zurück. Die chinesische Partnerkanzlei Dacheng trat daraufhin aus dem Dachverband aus.

Vorbild A&O Shearman?

In der Analyse unberücksichtigt blieb der schon beschlossene Zusammenschluss der britischen Kanzlei Allen & Overy (A&O) mit der Wall Street-Sozietät Shearman & Sterling. Deren Partner hatten zwar im letzten Quartal 2023 einer Fusion zugestimmt, formal wird der Schritt aber erst zum Ende des britischen Geschäftsjahres 2023/24 Ende April vollzogen. Mit A&O Shearman entsteht eine neue Sozietät mit 4000 Anwälten an 48 Standorten auf der ganzen Welt. Gemessen am kumulierten Umsatz von 3,4 Milliarden Dollar rückt A&O Shearman in den Kreis der fünf größten Kanzleien der Welt vor.

Es ist die erste transatlantische Fusion britischer und amerikanischer Anwälte seit dem Jahr 2010, als sich Hogan Hartson und Lovells zusammenschlossen. Marktbeobachter sehen in A&O Shearman nun einen Vorboten für das weitere globale Zusammenwachsen von Einheiten, wobei der strategische Fokus neben der Region Südasien/Pazifik insbesondere auf Nordamerika liegen dürfte. Der Schritt von A&O, die in London zum elitären Quintett der „Magic-Circle“-Kanzleien zählt, könnte andere britische Top-Kanzleien unter Zugzwang setzen, die eigene Präsenz in Amerika deutlich auszubauen. Während US-Kanzleien auch in London als Berater von Investmentbanken und Private-Equity-Häusern dominieren, ist es britischen Anwälten in den vergangenen Jahrzehnten nur schwer oder gar nicht gelungen, eine vergleichbare Rolle auf dem nordamerikanischen Markt einzunehmen. Der Konsolidierungsdruck unter den US-Kanzleien dürfte solche Expansionspläne begünstigen.

Die USA sind mit aktuell rund 1,3 Millionen Anwälten der wichtigste Rechtsmarkt der Welt. In Deutschland sind nach den jüngsten Zahlen der Bundesrechtsanwaltskammer 165.186 Rechtsanwälte zugelassen (Stand Januar 2023). Damit gibt es in den USA fast achtmal so viele Anwälte, deren Zahl ist zudem in den vergangenen zehn Jahren um 10 Prozent gestiegen. In Deutschland war sie nach einer langen Wachstumsphase zuletzt rückläufig.

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