Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman ist gestorben

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Warum verkauft ein Anleger eine Aktie und ersetzt sie durch eine andere? Meist, weil er glaubt, besser als der Gesamtmarkt zu wissen, dass die eine Aktie unter- und die andere überbewertet ist. „Kompetenzillusion“ nannte Daniel Kahneman dieses Verhalten. Die meisten Anleger täten gut daran, möglichst wenig zu handeln. Zwar sei nicht auszuschließen, dass es tatsächlich Anleger mit gutem Händchen gebe. Im Schnitt zeige sich aber, dass Privatanleger umso erfolgreicher sind, je weniger sie handeln.

Daniel Kahneman war kein Ökonom, sondern Psychologe. Dennoch hat er im Jahr 2002 für seine Erkenntnisse im Bereich der Verhaltensökonomie den Wirtschaftsnobelpreis gewonnen. Kahneman stellte die Annahme eines rational denkenden „Homo oeconomicus“ infrage, die jahrzehntelang die Wirtschaftswissenschaften dominiert hatte. Er zeigte die Logik hinter rätselhaften Verhaltensweisen auf – etwa, warum Menschen sich weigern, Aktien zu verkaufen, die an Wert verloren haben, oder warum sie zu einem entfernten Geschäft fahren, um bei einem billigen Artikel Geld zu sparen, aber nicht, um eine gleich hohe Ersparnis bei einem teuren Artikel zu erzielen.

Schnelles Denken, langsames Denken

Steven Pinker, Professor an der Harvard University, bezeichnete Kahneman 2014 gegenüber dem Guardian „einflussreichsten lebenden Psychologen der Welt“.

In Zusammenarbeit mit dem Psychologen Amos Tversky identifizierte Kahneman Vorurteile, die die Entscheidungsfindung verzerren. Dazu gehören die Abneigung gegen Verluste und die Art und Weise, wie sich die Formulierung einer Frage auf die Antwort auswirken kann. Wenn beispielsweise ein Gesundheitsprogramm 400 Leben rettet und zu 200 Todesfällen führt, hängt die Akzeptanz davon ab, wie das Programm beschrieben wird und ob die Geretteten oder die Toten hervorgehoben werden.

Grund sei, dass das Gehirn oft schnell und auf der Grundlage unvollständiger Informationen reagieren müsse, was oft zu unglücklichen Ergebnissen führe.

Im Jahr 2011 veröffentlichte Kahneman den Bestseller „Schnelles Denken, Langsames Denken“. Demnach gibt es zwei Weisen zu denken: eine schnell und intuitiv, die andere langsam und rational. Kahneman riet den Lesern: „Erkennen Sie die Anzeichen dafür, dass Sie ein kognitives Minenfeld sind.“

Das Ultimatum-Spiel

Daniel Kahneman wurde am 5. März 1934 in Tel Aviv geboren, wo seine Mutter Verwandte besucht hatte. Die Familie lebte in Frankreich, Kahnemans Vater war Chemiker. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich musste sich die Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft verstecken und zog nach dem Krieg nach Palästina.

Kahneman studierte Psychologie in Jerusalem und trat den israelischen Streitkräften bei, wo er mit der Beurteilung von Rekruten beauftragt wurde. Er schloss sein Studium in Berkeley ab und kehrte an die Hebrew University zurück. 1969 lernte er Tversky kennen, der über ein Jahrzehnt lang sein Mitarbeiter wurde.

Aus ihrer Zusammenarbeit entstanden Aufsätze, Bücher und innovative Experimente wie das Ultimatum-Spiel, bei dem einer Person Geld unter der Bedingung gegeben wird, dass sie es mit einer zweiten Person teilt und diese das akzeptiert. Dabei zeigte sich, dass die zweite Person üblicherweise Angebote von weniger als 20 Prozent ablehnt, auch wenn es sinnvoll wäre, jeden Betrag zu akzeptieren.

Was macht Menschen glücklich?

In späteren Jahren beschäftigte sich Kahneman mit Glück – genauer gesagt mit Dingen, die Erfahrungen angenehm oder unangenehm machen, und wie man das misst. Eine bemerkenswerte Erkenntnis war, dass wohlhabende Menschen selten glücklicher sind als Menschen mit geringerem Einkommen.

Kahneman und seine Frau Irah Kahn hatten zwei Kinder: Michael und Lenore. Das Paar ließ sich scheiden. Kahneman heiratete später die Psychologin Anne Treisman, die 2018 starb. Nun ist Kahneman 90-jährig gestorben, wie die „Washington Post“ unter Berufung auf seine Stieftochter Deborah Treisman schrieb. (Bloomberg/b. l.)

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