Moderne-Auktionen in London: Einsichten und Aussichten

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Subversive Bildstrategie: Jesse Mockrin, „A Cymbal Crashed and Roaring Horns” 2017, Öl auf Leinen, Diptychon 132 mal 92 Zentimeter, Taxxe 60.000 bis 80.000 Pfund bei Phillips

Zum 150. Jahrestag der ersten Impressionistenausstellung in Paris – und kurz vor der Eröffnung der Schau zum Jubiläum im Musée d’Orsay – haben die Londoner Auktionshäuser besonders viele Vertreter dieser Kunstrichtung im Programm. Die „Modern & Contemporary Evening Auction featuring The Now” bei Sotheby’s am 6. März bietet Claude Monets zart rosafarbene Frühlingsbild „Arbres au bord de l’eau, printemps à Giverny“ neben Paul Signacs „Saint-Tropez. Le rayon vert“ an. Beide Gemälde sind auf fünf bis sieben Millionen Pfund taxiert. Auguste Renoirs kleines Blumenbild „Fleurs dans un vase” (Taxe zwei bis drei Millionen Pfund) kann man zusammen mit der im Bild dargestellten Vase ergattern.

Angeführt wird die Abendauktion allerdings von Pablo Picasso. Sein spätes Werk „Homme à la pipe“, das sich Jahrzehnte in derselbeneuropäischen Familiensammlung befand, soll auf acht bis zwölf Millionen Pfund kommen; das mehr als sechzig Jahre früher entstandene Porträt des Mehlhändlers „Lluís Vilaró” aus Picasso Blauer Periode fünf bis sieben Millionen. Als Gegenstück kommt Françoise Gilots „Portrait de Geneviève avec un collier de colombes” (150.000/200.000) aus der Sammlung Arianna Huffingtons zum Aufruf. Gilot, die vergangenen Sommer im Alter von 101 Jahren starb, malte es 1944, im Jahr nach ihrer schicksalhaften Begegnung mit Picasso, mit dem sie bis 1953 liiert blieb.

Erst als Siebzigjährige begann Emily Kngwarray, die wohl bekannteste Vertreterin indigener australischer Kunst, zu malen. Das Großformat „Untitled (Alhalker)” (500.000/700.000) der 1996 verstorbenen Künstlerin ist inspiriert von spirituellen Kräften ihrer Heimat. Aus einer amerikanische Privatsammlung kommt Leonor Finis surreal blumenumrankter Akt „L’envers d’une géographie” (300.000/400 000) von 1965. Zuletzt wechselte er 2013 bei Christie’s in London für 76.275 Pfund mit Aufgeld den Besitzer. Seitdem haben Arbeiten surrealistischer Malerinnen deutlich an Wert zugelegt.

Galerieausstellungen in Paris und Brüssel stellten 2023 den 2015 verstorbene italienischen Maler Salvo einem breiteren Publikum vor; im Oktober war er in London hochbegehrt. Nun haben gleich alle drei großen Auktionshäuser eine seiner leuchtenden Traumlandschaften im Programm: Sotheby’s den von Palmen flankierten Meeresblick „Senza titolo“ (100.000/150.000) aus dem Jahr 1988. Insgesamt zählt die Abendauktion des Unternehmens 70 Lose im geschätzten Gesamtwert von 90,5 bis 128,6 Millionen Pfund. Die Tagesauktion hinzugerechnet sollen 110,2 bis 156,9 Millionen eingespielt werden. Vor einem Jahr erzielte allein die Abendauktion 176,2 Millionen.

Im Stil Alter Meister

Bei Phillips’ „20th Century & Contemporary Art Evening Sale“ am 7. März stellen 29 Lose im Wert von 13,6 bis 18,9 Millionen Pfund das Angebot. Zusammen mit der Tagesauktion sollen 20,2 bis 28,6 Millionen Pfund in die Kassen gespült werden. Vor einem Jahr lag der Gesamtumsatz bei 32,6 Millionen. Die 27 Jahre alte, saudi-arabische Malerin Alia Ahmad gibt dieses Mal mit dem abstrakten Gemälde „Malga – The Place In Which We Gather” (20.000/30.000) ihr Auktionsdebüt, parallel zu ihrer Solo-Ausstellung in der White Cube Galerie in Paris. Zu den jüngeren Künstlern im Angebot zählen auch der New Yorker Jonathan Gardner, die Brasilianerin Marina Perez Simão und die in Los Angeles lebende Jesse Mockrin, deren Gemälde „A Cymbal Crashed and Roaring Horns” (60.000/80.000) sich den Stil niederländischer Alter Meister aneignet. Bekannter ist ihr Porträt von Billie Eilish für Vogue, dass die Sängerin als Caravaggios „Junge mit einem Obstkorb“ darstellt.

Im Katalog als aus einer „wichtigen deutschen Sammlung“ verzeichnet und mit einer Garantie abgesichert, kommt Sigmar Polkes „Silberner Zwilling” (800.000/1,2 Millionen) von 1975 zum Aufruf. Die Spitzenlose stellen die Malerinnen Yayoi Kusama und Cecily Brown gefolgt von Andy Warhols „Portrait of Princess Diana”. Der Einlieferer zahlte 1998 bei Christie’s in London 104.900 Pfund. Nun soll es 1,2 bis 1,8 Millionen Pfund kosten.

Surrelismus vorneweg

Der „20th/21st Century: London Evening Sale“ bei Christie’s wartet am 7. März mit 87 Losen im Gesamtwert von 121 bis 169 Millionen Pfund auf. Der angeschlossene „The Art of the Surreal Evening Sale“ soll mit 25 Losen weitere 48 bis 76 Millionen beitragen. Ein Surrealist stellt das teuerste Los der Woche: René Magritte Mann mit Meline „L’ami intime” für 30 bis 50 Millionen Pfund, seit 40 Jahren in der Sammlung Kaplan. Aus Deutschland eingeliefert wurde Hannah Höchs 1920 entstandene Collage „Das schöne Mädchen” (120.000/180 000). Die Vorfahren der Einlieferer übernahmen das Werk in den Sechzigerjahren direkt von der Künstlerin. 1946 war es bei der Ausstellung „Fotomontage von Dada bis heute“ in der Galerie Gerd Rosen in Berlin dabei.

Francis Bacons „Landscape near Malabata, Tangier” (15/20 Millionen) stellt das Spitzenlos im ersten Teil des Abends. Auf den Sommer hoffen lassen Claude Monets von Bäumen überschatteter Fluss in „Matinée sur la Seine, temps net” (12/18 Millionen), das zuletzt 1978 auf den Markt kam, sowie David Hockneys Pool-Szene „California” aus dem Jahr 1965, für die „um 16 Millionen Pfund“ erwartet werden. Georg Baselitz ist drei Mal vertreten: Sein hölzernes Bein mit schwarzem Schuh, „Pace Piece” (500.000/700.000) aus einer deutschen Sammlung ist Teil einer Serie von sechs. Insgesamt hat Christie’s über fünf Tages- und Abendauktionen verteilt fast 600 Lose im Wert von 191 bis 278 Millionen Pfund im Angebot.

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