Platz 11 in der Premier League: Chelsea befindet sich auch unter Mauricio Pochettino in der Krise.
Schon im letzten Jahr konnte Chelsea die finanziellen Regularien der Liga nur knapp einhalten, nun wird es noch schwieriger. Für Trainer Mauricio Pochettino könnten die hohen Verluste seines Klubs aber auch von Vorteil sein.
Nach zwei Niederlagen innert weniger Tage ist Chelsea in die untere Tabellenhälfte der Premier League abgerutscht. Der Rückstand auf den Fünftplatzierten Tottenham beträgt bereits 15 Punkte, wodurch die Qualifikation für den Europacup über die Liga ein schwieriges Unterfangen wird.
Zwar macht Hoffnung, dass auch die Plätze 6 und 7 für die Teilnahme an Europa oder Conference League berechtigen könnten, falls eines der ohnehin schon qualifizierten Teams den FA Cup und/oder den League Cup gewinnt, doch müsste Chelsea auch dafür mindestens fünf Punkte aufholen und vier Plätze gutmachen. Den Blues läuft es bisher auch unter Mauricio Pochettino nicht nach Wunsch.
Dabei schlug am Ende des letzten Sommers erneut ein Transferminus von knapp 200 Millionen Euro zu Buche. Für Spieler wie Moises Caicedo (116 Mio.), Christopher Nkunku (60 Mio.) und Cole Palmer (47 Mio.) gab der Klub von Besitzer Todd Boehly insgesamt 467,8 Millionen Euro aus. Eine Verbesserung zur Vorsaison, als die Ausgaben auf dem Transfermarkt die Einnahmen gar um fast 550 Millionen Euro überschritten, ist bisher dennoch nicht feststellbar.
Aufgrund einer langen Verletzungspause konnte Christopher Nkunku sein Talent ebenso wie Mychajlo Mudryk (l.) bei Chelsea bisher nur andeuten.
Die 31 Punkte, die Chelsea unter Pochettino in dieser Saison nach 23 Runden auf dem Konto hat, sind einer weniger als in der Vorsaison, in der Graham Potter nach sechs Spielen von Thomas Tuchel übernahm. Im Vergleich mit Potter, der in 22 Premier-League-Spielen als Chelsea-Trainer einen Punkteschnitt von 1,27 erreichte, steht Pochettino mit 1,35 Zählern pro Spiel nur geringfügig besser da.
Darauf angesprochen, dass Chelsea aktuell ebenso schwach da steht wie vor einem Jahr, antwortete Pochettino schnippisch. «Letzte Saison war ich nicht hier», so der 51-Jährige, «zudem sind 15 oder 16 andere Spieler im Kader, also wie soll man das vergleichen?» Im Moment müsse das alles im Kontext gesehen werden, noch sei das Team im Aufbau, wie Pochettino sagt: «Ein Team zu bilden, geht nicht einfach so.»
Problematisch ist jedoch, dass auch nach über einem halben Jahr, und obwohl Pochettino anders als seine beiden Vorgänger Potter und Frank Lampard eine ganze Vorbereitung mit seinem Team absolvieren konnte, keine echte Entwicklung, kein wirklicher Fortschritt festzustellen ist. Vielmehr erlebte Chelsea durch die letzten beiden Niederlagen – 1:4 in Liverpool und 2:4 gegen Wolverhampton – einen weiteren Rückschlag.
Bisher konnte Mauricio Pochettino Chelsea nicht voranbringen.
Eine Entlassung während der Saison droht Pochettino angeblich aber trotzdem nicht. Wie der Telegraph berichtet, wollen die Besitzer vorerst an dem Argentinier, der zuvor sowohl bei Tottenham als auch bei PSG erfolgreich gearbeitet hatte, festhalten. Bis im Sommer müsse sich das Team aber verbessern. Ein Sieg im Final des League Cups gegen Liverpool am 25. Februar wäre ein kleiner Befreiungsschlag für Pochettinos Chelsea, da so zumindest die Teilnahme an der Conference League gesichert wäre.
Jedoch könnte dem Trainer gerade das auch zum Verhängnis werden. So stelle sich eine Entlassung eines weiteren Coachs nach Potter und Tuchel, die zusammen Abfindungen in Höhe von angeblich knapp 27 Millionen Euro kassiert haben, aufgrund des finanziellen Aspekts schwierig dar. Die Daily Mail berichtet, dass sich Chelsea Sorgen mache, dass eine Entlassung zu Problemen mit dem Financial Fair Play führen werde.
Schon im vergangenen Sommer schaffte es der Klub aus Westlondon nur mit Ach und Krach, den Regularien der Premier League zu entsprechen. Diese erlauben einen Verlust von rund 123 Millionen Euro (105 Millionen Pfund) über eine Periode von drei Jahren. Weil nicht alle Zahlen öffentlich sind und die Klubs gewisse Ausgaben auch abschreiben können, ist nicht genau zu bestimmen, wie die Bilanz von Chelsea aktuell aussieht.
Besitzer Todd Boehly darf Verluste seines Klubs nur bis zu einem gewissen Betrag pro Jahr decken.
Die Experten für Fussballfinanzen des Blogs «Swiss Ramble» vermuten gemäss The Athletic ein Minus von insgesamt 236 Millionen Euro (201 Millionen Pfund) über die Saisons 2021/22, 22/23 und 23/24. Dies wäre also fast doppelt so viel wie erlaubt. In dieser Situation auch noch eine Abfindung von angeblich fast 12 Millionen Euro für Pochettino und seinen Staff zu bezahlen, wäre schwierig zu stemmen. Und hält sich Chelsea nicht an die Finanzregularien der englischen Liga, droht ein Punktabzug.
Ohne zusätzliche Einnahmen aus Spielerverkäufen oder der Qualifikation für den Europacup wäre Chelsea nur bedingt handlungsfähig. Dies bringt die Blues in eine bizarre Situation. Derzeit sind sie sozusagen zu schlecht, um den Trainer zu entlassen. Und sollte sich der Klub wider Erwarten über die Premier League für den Europacup qualifizieren, wäre eine Entlassung Pochettinos aus einem anderen Grund vom Tisch.
Mehr Sport:
News Related-
Der Batzen und das Weggli für Dominik Egli
-
Mini-Grün auf der grünen Suppe
-
Eine Trainerin und ein Arzt kennen die Antwort: Fit werden, ohne zu schwitzen – geht das?
-
Häuser bereits verkauft: Dreijährige Kreuzfahrt abgesagt – Passagiere vor dem Nichts
-
Deutschland versinkt im Schneechaos
-
Von ZHAW gewählt: «Monsterbank» ist das Deutschschweizer Wort des Jahres
-
Frauen und Jugendliche – 33 weitere palästinensische Gefangene frei
-
Jans oder Pult: So stehen die Chancen der SP-Kandidaten
-
Müde und grummelig? Hier kommen 23 lustige Fails für bessere Laune
-
Innerhalb von 24 Stunden: „Wetten, dass..?“-Auftritt von Helene Fischer erreicht Meilenstein
-
So lief das Wochenende für die Schweizer Söldner: Unermüdlicher Xhaka spult Mammutprogramm erfolgreich ab
-
Hans Flatscher löst für Swiss-Ski Dinge, bevor sie ein Problem sind
-
Grenadier-Rekrut bricht auf Marsch zusammen: «Viele dachten während zwei Tagen, ich sei tot»
-
Novum: Frappart leitet Bayerns Heimspiel gegen Kopenhagen