Richtungswechsel mit Mitte 20: Neues Studium, neue Ausbildung?

Richtungswechsel mit Mitte 20: Neues Studium, neue Ausbildung?

Mitte 20: Die einen studieren, die anderen arbeiten – manche mit Kind, manche mit Ehepartner*in, manche allein. Es ist der radikale Umbruch von der Jugend zum Erwachsensein. Keine festen Linien, kein genaues Alter, in dem man plötzlich sein eigenes Leben im Griff hat. Irgendwann war mal Schulpflicht, dann Ausbildung oder Abitur, und dann trennen sich auch die letzten Wege. Plötzlich stehen wir mitten im Erwachsenenleben und haben Angst, was Neues auszuprobieren.

Disclaimer: Der Beitrag basiert auf der Wahrnehmung unserer Autorin und enthält dementsprechend subjektive Standpunkte.

„Mitte Zwanzig – Ich weiß immer noch nicht wo ich hingehör’, ich weiß nicht”

Mayberg „Mitte Zwanzig“

In den Zwanzigern kommen jede Menge bürokratische Verpflichtungen auf einen zu: Mietverträge, Steuererklärungen, Gasabrechnungen, Versicherungen und eine gute Prise Selbstzweifel und Zukunftsangst natürlich auch. Die Zwanziger sind das kalte Wasser. Nach circa 17 Jahren voller Vorgaben heißt es für die meisten: Spring und schwimm.

Abseits davon sind die Optionen endlos: Zwischen zehntausenden Studiengängen, Ländern, die man bereisen will und einem instabilen Arbeitsmarkt sucht man sich das aus, was einen am meisten anspricht. Die einen wissen, dass sie Meeresbiolog*innen werden wollen, seitdem sie laufen können. Bei anderen hat sich der Wunsch seitdem noch viele Male geändert. Andere haben gar nicht erst die Möglichkeit, sich zu entscheiden.

Zukunft absichern 

Es wird von uns von klein auf erwartet, zu wissen, was wir werden wollen. Aber es sollte doch bitteschön etwas sein, das dafür sorgt, dass unsere Zukunft abgesichert ist:

• „Kulturwissenschaften, was willst du damit machen?”
• „Philosophie, schön und gut, aber wo sollst du mit ’nem Abschluss darin hin?”

Spaß soll es dir machen, aber auch genügend Geld einbringen, damit du später keine staatliche Hilfe beanspruchen musst. Aufstiegschancen, Karriere machen, bitte währenddessen auch zwei bis drei Kinder produzieren, denn die wollen später schließlich auch keine alten Eltern haben.

Es ist eine Erwartungshaltung, die zugegebenermaßen eher von den älteren Generationen ausgeht. Dass trotzdem Druck entsteht, was aus den zehn noch jungen Jahren zwischen 20 und 30 zu machen, ist verständlich. Und genau aus diesem Druck erwächst eine ganz neue Idee: „Ich habe mich für diesen Weg entschieden, deswegen kann ich jetzt keinen anderen mehr gehen.”

Planen ohne Plan 

Frisch aus der Schule heraus und schon entscheiden wir uns für den nächsten Schritt. Erst die Ausbildung, dann gegebenenfalls der Meister und schließlich arbeiten bis zur Rente. Erst studieren, dann vielleicht einen Master dranhängen, je nach Motivation eventuell noch promovieren. Und auch hier heißt es dann: Arbeiten bis zur Rente, und zwar in jenem Bereich, den wir uns eben ausgesucht haben.

Mit 17, 18, 19 Jahren entscheiden wir uns für einen Weg, den viele bis zu ihrem Lebensende bestreiten – und das ohne wirkliche Erfahrung, was wir vom Leben eigentlich erwarten können und sollten. Oftmals ist es am Ende nicht das, was uns wirklich Spaß macht, sondern eher eine festgefahrene Erwartung an uns selbst. Es ist nicht Bequemlichkeit, die uns auf diesem Weg hält, sondern die Angst davor, was abseits des Weges liegen könnte.

Zu oft hatte ich dieses Gespräch mit Freund*innen, die nicht zufrieden waren mit ihrem Studiengang. Entweder war es nicht das, was sie erwartet haben oder sie waren massiv überfordert oder haben etwas Neues gefunden.

Sich auf etwas Neues einzulassen, ist aber leichter gesagt als getan. Neue Wege bedeuten neue Kosten, ein neues Umfeld und leider am Anfang oft auch jede Menge zusätzliche Arbeit. Das möchte ich nicht bestreiten.

Ein Appell an die, die es können 

Ihr seid nicht zu alt, um etwas anderes zu machen. Man kann Jahre nicht verschwenden und ja, es kann besser werden. Ob Mitte 20, Ende 40 oder auch als Erstsemester*in: Neu anfangen bedeutet nur, dass ihr es in der Zukunft nicht mehr tun müsst.

Klar, dass Arbeit nicht immer Spaß machen kann, aber es geht leider zu viel Lebenszeit dafür drauf, als dass wir sie an einem Ort oder mit einer Tätigkeit zubringen sollten, die wir partout nicht leiden können. Es gilt abzuwägen, welche Ziele man sich selbst setzt. Die einen gehen gerne von 9 bis 17 Uhr in ein kleines Büro, haben dafür aber ein gefestigtes Einkommen und planmäßigen Urlaub im Jahr. Die anderen schuften gerne bis nachts an neuen Entwürfen, wenn es ihre Leidenschaft ist.

Schlusswort des Tages 

Alles sehr idealistisch ausgedrückt. Vielleicht bin ich noch zu grün hinter den Ohren. Am Ende des Tages wird es immer Menschen geben, die diese Freiheiten nicht haben und das wird in unserer Gesellschaft voraussichtlich leider so bleiben.

Deswegen richtet sich dieser Text hier an die, die sich nicht von Umständen, sondern von ihren eigenen Ängsten zurückhalten lassen. Es gibt zehntausende Studiengänge, Länder und Möglichkeiten. Irgendwo wird es irgendwas geben.

Nur weil ihr schon ein paar Jahre des Lebens mit etwas verbracht hat, verpflichtet es euch nicht dazu, dasselbe für den Rest eures Lebens zu tun. Und die Jahre habt ihr dann auch nicht verschwendet: Mit jedem Schritt lernen wir Neues dazu, was uns irgendwann nochmal behilflich sein wird. Solange ihr die Möglichkeit habt, sucht das, was euch glücklich macht!

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Bildquelle: Abby Chung via Pexels; CC0-Lizenz