Ukraine fehlt Munition: Militärexperte: Soldaten „müssen sich beschießen lassen“

ukraine fehlt munition: militärexperte: soldaten „müssen sich beschießen lassen“

Ukrainian service members from a first presidential brigade Bureviy (Hurricane) of the National Guard of Ukraine fire a mortar during an exercise, amid Russia’s attack on Ukraine, in Kyiv region, Ukraine November 8, 2023. REUTERS/Vladyslav Musiienko TPX IMAGES OF THE DAY

Olaf Scholz hat zuletzt viel Zeit am Telefon verbracht. Der Bundeskanzler meldete sich in den europäischen Hauptstädten, um eine stärkere militärische Unterstützung für die Ukraine zu organisieren. Das Land gerät in seinem Abwehrkampf gegen Russland zunehmend in die Defensive, bei den ukrainischen Truppen werden Waffen und Munition knapp. Scholz fordert von den europäischen Staaten deshalb, ihre Hilfe für das Land aufzustocken. „Wir brauchen höhere Beiträge“, appellierte der Kanzler zuletzt ungewöhnlich deutlich an die Partner. Doch was genau benötigt das Land im Moment am dringendsten?

1. Artilleriemunition – Soldaten „müssen sich beschießen lassen“

Experten beobachten den Mangel an allen Ecken und Enden. „Den ukrainischen Truppen geht die Artilleriemunition aus“, analysiert Gustav Gressel vom Think-Tank European Council on Foreign Relations (ECFR) im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es fehlt aber auch Munition, die von Drohnen auf russische Ziele abgeworfen werden kann. Dafür werden in erster Linie RPG-7-Granaten verwendet, die der derzeit ausgehen.“ Auch der Militärexperte Nico Lange warnte kürzlich: „An einigen Frontabschnitten kann die Ukraine nur noch in sehr begrenztem Umfang Artilleriegefechte führen und muss sich ansonsten in ausgebauten Stellungen beschießen lassen.“

2. Luftverteidigung gegen Raketen, Drohnen und Marschflugkörper

Der FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber reist immer wieder in die Ukraine, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Er berichtet dieser Redaktion ebenfalls von Problemen der ukrainischen Truppen mit Munition für die Artillerie, aber auch für die Luftverteidigung. Russlands Präsident Wladimir Putin ließ die Ukraine rund um die Feiertage mehrfach mit mindestens 500 Raketen, Marschflugkörpern und Kampfdrohnen bombardieren. „Flugabwehrsysteme stehen an erster Stelle unter den Dingen, die uns fehlen“, warnte Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt.

Auch Gressel sieht die Flugabwehr vor Herausforderungen. „Die Ukraine wird im Laufe des Jahres absehbar Schwierigkeiten bei der Luftverteidigung bekommen“, sagt der Experte. „Fliegerabwehrraketen waren seit Beginn des Krieges ein Problem, leider haben die westlichen Unterstützer der Ukraine sehr, sehr langsam darauf reagiert.“

3. Gesteigerte Rüstungsproduktion in der Ukraine und in Europa

Die Ukraine und ihre Unterstützer stehen vor einem riesigen Problem. An der Front fehlen die Granaten, die Produktion kommt nicht hinterher. Die EU hatte angekündigt, der Ukraine bis zum Frühjahr 2024 eine Million Artilleriegeschosse zu liefern. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) musste im November jedoch einräumen, dass dieses Ziel nicht zu erreichen sei.

Lesen Sie auch: Raketen auf Kiew: Der Weg zum Schutzraum ist oft zu riskant

Die Ukraine versucht auch selbst, ihre Rüstungsproduktion zu steigern. „Wir arbeiten so hart wie möglich daran, dass unsere Verteidigungs- und Sicherheitskräfte sich in diesem Jahr bei einem erheblichen Teil ihrer Aktionen auf unsere eigene ukrainische Produktion stützen können“, kündigte Selenskyj zuletzt an. Russland auf der anderen Seite hat seine Wirtschaft radikal auf Kriegsproduktion umgestellt und produziert trotz internationaler Sanktionen derzeit etwa 100 Raketen im Monat.

„Die russische Produktion verläuft in Wellen, je nachdem, welche Teile ins Land kommen“, erläutert Experte Gressel. Hinzu kommt: Russland erhält Waffenhilfe aus Nordkorea und dem Iran. Bei den verheerenden Luftangriffen rund um den Jahreswechsel schoss Russland nach Erkenntnissen der USA Raketen mit mehreren Hundert Kilometern Reichweite ab, die Nordkoreas Diktator Kim Jong-un an Putin geliefert hatte. Vom Iran erhält Russland Drohnen, die es für den Terror aus der Luft gegen die Zivilbevölkerung einsetzt.

4. Ersatzteile werden für deutsche Leopard-2-Panzer gebrauc…

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