Der Mond ist für Elon Musk nur eine Fingerübung. In Gedanken ist er schon unterwegs zum Mars

der mond ist für elon musk nur eine fingerübung. in gedanken ist er schon unterwegs zum mars

So stellt sich SpaceX die Kolonisierung des Mars vor: Die Starship-Rakete soll einen Shuttle-Service ;für Material und Siedler bieten. Science Photo Library / Imago

Am Donnerstag ist auch der dritte Testflug des Starships nur teilweise erfolgreich gewesen. Zwar flog die obere Stufe des Raumfahrzeugs höher und weiter als beim letzten Mal, wurde aber beim geplanten Wiedereintritt in die Atmosphäre zerstört. Und doch dürfte SpaceX-Chef Elon Musk zufrieden sein, denn er kommt seinem Ziel näher, das grösste je gebaute Raketensystem zum universellen Transportmittel in der bemannten Raumfahrt machen.

Das Starship spielt eine entscheidende Rolle bei den Plänen der Nasa, zum Mond zurückzukehren. Dabei soll es aber nicht bleiben. Das erklärte Fernziel von Elon Musk, dem Gründer und CEO von SpaceX, ist es, die Menschheit zu einer Spezies zu machen, die nicht nur auf einem, sondern auf zwei Planeten lebt: der Erde und dem Mars. Das wäre ein riesiger Schritt für die Menschheit, der noch bedeutender wäre als die erste bemannte Mondlandung.

Die Kreuzfahrt zum Mars soll schon bald beginnen

Schenkt man den Ankündigungen von Musk Glauben, soll es schon Ende dieses Jahrzehnts losgehen mit dem Projekt Auswanderung. Im Starship sollen hundert Passagiere Platz finden. An Komfort soll es auf der Kreuzfahrt durchs All nicht fehlen. Das Innenleben eines Starships wird jenem eines Luxusliners auf den Weltmeeren gleichen.

SpaceX strebt eine Fliessbandproduktion von hundert Raumschiffen pro Jahr an. Jedes Mal, wenn Erde und Mars günstig zueinander stehen, die Reise also in relativ kurzer Zeit und mit relativ wenig Treibstoff möglich ist – das ist etwa alle 26 Monate der Fall –, will Elon Musk 100 000 Personen losschicken. Bis 2050 soll die Kolonie auf dem Mars aus einer Million immigrierter Erdlinge bestehen. Damit wäre das Ziel erreicht, die Menschheit zu einer biplanetaren Art im Universum zu machen.

Der eigentliche Transport zum Mars scheint für SpaceX eine Routineangelegenheit zu sein. Dabei wird auch die Möglichkeit ins Auge gefasst, die bemannte Reise stets mit zwei Raumschiffen anzutreten, die um eine mitgeführte zentrale Masse rotieren würden. Die Fliehkraft, die durch die Rotation entstünde, würde dann im Innern der Schiffe eine Schwerkraft erzeugen. Dann müssten sich die Ankömmlinge nach Monaten in der Schwerelosigkeit nicht erst wieder mühsam daran gewöhnen, auf dem Mars ihre Beine zu bewegen.

Vielleicht lässt sich das Problem der Schwerelosigkeit auch ignorieren. Der gesamte Trip zum Mars soll nur etwas länger als hundert Tage dauern. Auf der Internationalen Raumstation haben sich Astronauten und Kosmonauten schon mehr als dreimal so lange in der Schwerelosigkeit aufgehalten. Nach einer kurzen Phase der Wiedereingewöhnung ging es ihnen wieder gut.

Am Ende könnte es auf einen Kompromiss hinauslaufen. Anfang März hat Elon Musk getwittert, auf seinem Weg zum Mars solle ein Starship sich um sich selbst drehen, um so zumindest minimal Schwerkraft zu erzeugen. «Das ist immer noch besser als gar nichts», so Musk in seinem Tweet.

Erst kommt der Proviant, dann der Mensch

Zwar werden verschiedene Starship-Versionen die Reise zum Mars antreten, aber sie werden sich vom Design her ähneln: Zunächst sollen Cargo-Schiffe Proviant und Werkzeug zum Mars transportieren. Einmal entladen, erfüllen sie praktischerweise gleichzeitig den Zweck künftiger Behausungen. Denn irgendwo müssen die Mars-Menschen schliesslich leben. Bei späteren Flügen sollen Frachtmissionen dann auch Werkzeug zur Gewinnung von Trinkwasser und Treibstoff zum Mars bringen. Sie sollen den Wasserdampf und das Kohlendioxid in der Mars-Atmosphäre in Sauerstoff und Methan umwandeln.

Die Raumschiffe von der Erde brauchen einen Flughafen, auf dem sie landen und von dem sie wieder starten können. Rollfelder werden dazu nicht nötig sein. Denn sämtliche Raumschifftypen, ob von der Nasa oder von SpaceX, starten und landen ausschliesslich vertikal. Die Weltraum-Flughäfen auf dem Mond und dem Mars werden deshalb kleiner sein als jeder Flugzeugträger. Es geht im Wesentlichen darum, eine Fläche zu haben, die aus Sicherheitsgründen etwas entfernt von der eigentlichen Station liegt. So hält man Unfälle und den aufgewirbelten Staub auf Distanz.

Dass es sich bei den ersten Starship-Flügen um One-Way-Missionen handeln wird, versucht SpaceX eher kleinzureden. Man wolle «so viel Fracht und so viele Menschen wie möglich zum Mars schaffen – und das so schnell wie möglich», so die offizielle Firmenphilosophie. Von Rückreisen ist erst einmal nicht die Rede.

Die ersten Marsbewohner müssen sich mit einfachen Behausungen begnügen. Langfristig soll laut den Plänen von SpaceX jedoch eine richtige Stadt entstehen, die sich autark versorgen kann. Das sei nicht nur nötig, sondern auch dringend, falls die Menschheit durch irgendeine Katastrophe – ob selbstgemacht oder von aussen, ob Atomkrieg oder Asteroideneinschlag – irgendwann die Fähigkeit zur Besiedelung des Mars verlieren sollte.

«Wenn die Schiffe von der Erde aus irgendeinem Grund aufhören zu kommen, dann darf die Mars-Population nicht aussterben», fordert Musk. «Sie muss die Fähigkeit haben, sich selbst zu versorgen und sich auch weiterzuentwickeln.» Wäre das nicht möglich, dann hätte die Menschheit keinen sicheren und nachhaltigen Ort für unabhängiges Leben geschaffen.

Die Visionen von Musk im Realitäts-Check

Musk ist bekannt dafür, dass er seinen Gedanken gerne freien Lauf lässt. Visionen gehören bei ihm gewissermassen zum Programm. Bevor man sich allerdings ausmalt, wie sich die Menschheit eine zweite Heimat auf dem Mars schafft, warten auf SpaceX eine Menge schwierige Aufgaben.

Nach dem erfolgreichen Testflug vom Donnerstag muss das kalifornische Raumfahrtunternehmen demonstrieren, dass zwei Starships in der Erdumlaufbahn aneinander andocken und so Treibstoff umpumpen können. Bisher ist das Raumschiff auch noch nicht aufrecht auf der Erde gelandet – geschweige denn auf dem Mond. Ein erster, noch unbemannter Testflug zum Mond soll frühestens 2025 stattfinden. Die lange Liste der fehlgeschlagenen Mondlandungen sollte für SpaceX eine Warnung sein, die Herausforderungen nicht zu unterschätzen.

Für den Mars gilt das noch viel mehr als für den Mond. Bei den bevorstehenden Mondmissionen der Nasa soll das Starship als reines Shuttle zwischen einer um den Mond kreisenden Raumstation und der Mondoberfläche dienen. Es wird nach seinem Erststart von der Erde nie wieder hierhin zurückkehren und hier landen, sondern sich ausschliesslich im All oder auf dem Mond aufhalten.

Ganz anders verhält sich das bei einer zukünftigen Marsmission. Hier muss das Starship von der Erde starten, im Erdorbit auftanken, zum Mars fliegen, dort landen, ohne in der Marsatmosphäre zu verglühen, später wieder vom Mars abheben, im Marsorbit erneut auftanken, die Rückreise zur Erde antreten und schliesslich wieder auf der Erde landen – und all das mit Menschen an Bord. Dass dies schon in wenigen Jahren möglich sein soll, glaubt vermutlich nicht einmal Musk.

Kommen nach dem Mars die Sterne?

Das hält ihn allerdings nicht davon ab, noch weiter in die Zukunft zu blicken. Für Musk ist nämlich auch der Mars nur eine Zwischenstation. «Das Starship ist für Missionen quer durch das Sonnensystem geeignet», so der Visionär. «Wir brauchen nur eine feste Oberfläche auf dem entsprechenden Himmelskörper, um sanft aufsetzen zu können.»

Damit entfallen Gaswelten wie die Planeten Jupiter und Saturn – nicht aber ihre Monde. Eine Landung auf dem Jupitermond Europa reizt Musk. Dieser Mond ist von einer kilometerdicken Eisschicht umhüllt, unter der sich ein flüssiger Ozean befindet mit mehr Wasser als auf der gesamten Erde. Die Nasa plant derzeit eine unbemannte Landesonde für Europa, aber Elon Musk möchte es mit dem Starship bemannt versuchen. Auch Titan, der grösste Mond des Ringplaneten Saturn, käme als Ziel infrage. Auf ihm hat bislang ebenfalls nur eine automatische Sonde aufgesetzt, nämlich Europas Lander Huygens im Jahr 2005.

Das entfernteste Ziel für das Starship könnte – so Elon Musk – der Kuipergürtel am Rande des Sonnensystems sein, in dem sich Millionen von Gesteinsbrocken, Asteroiden, Klein- und Zwergplaneten tummeln. Aber auch das muss keine Grenze für immer sein. «Irgendwann werden wir Technologien entwickeln, die es uns erlauben, auch in andere Sonnensysteme vorzustossen», ist Musk überzeugt. Dann würde das Starship endlich seinem Namen gerecht: als Raumschiff unterwegs zu den Sternen.

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