Eine mit Streik-Plakaten beklebte Straßenbahn der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) steht vor dem Bahndepot.
Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs in Düsseldorf und Umgebung, in Krefeld und Bochum müssen an diesem Montag mit erheblichen Einschränkungen bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen rechnen. Beschäftigte der Rheinbahn an den Betriebshöfen in Düsseldorf-Benrath, Ratingen-Tiefenbroich und Mettmann sowie der Bogestra in Bochum (Betriebshof Weitmar) und der SWK mobil in Krefeld legen ganztägig die Arbeit nieder, wie Verdi NRW kurzfristig am frühen Sonntagmorgen mitteilte. Auf verschiedenen Linien der bestreikten Unternehmen sei deshalb mit Ausfällen und Verspätungen zu rechnen. Die Arbeitsniederlegungen sollten mit der Frühschicht starten, die mancherorts schon gegen 01:30 Uhr beginne, sagte eine Verdi-Sprecherin auf dpa-Anfrage.
Die Gewerkschaft kündigte außerdem den Beginn einer vierten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern am Montag in Dortmund an. Sie sollte am Morgen bei den Dortmunder Stadtwerken DWS 21 beginnen. Es geht um die Arbeitsbedingungen der etwa 30.000 Beschäftigten in den kommunalen Verkehrsbetrieben.
Verdi NRW fordert unter anderem zusätzliche freie Tage, um das Personal zu entlasten und die Berufe attraktiver zu machen. Man werde am Montag mit den punktuellen Streiks «spürbare Nadelstiche» setzen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, schilderte die Gewerkschaftssprecherin. Die Arbeitsniederlegung solle mit der Spätschicht enden, Auswirkungen bis nach Mitternacht seien möglich. Man plane auch weitere Streikmaßnahmen in den nächsten Tagen, die jeweils kurzfristig angekündigt werden sollten.
Verdi hatte die Verhandlungen zum Manteltarifvertrag nach der dritten Verhandlungsrunde Mitte März für gescheitert erklärt und zu einer Urabstimmung über unbefristete Streiks aufgerufen. In dieser sprachen sich 97 Prozent der abstimmenden Gewerkschaftsmitglieder unter den Beschäftigten für einen solchen Arbeitskampf aus, wie Verdi NRW Mitte der Woche bekannt gab.
Die Arbeitgeberseite hatte am Donnerstag schriftlich ein verbessertes Angebot vorgelegt. Es sieht unter anderem bis zu vier zusätzliche freie Tage für bestimmte Beschäftigtengruppen vor, wie der kommunale Arbeitgeberverband KAV NW mitteilte. Daneben sollen Beschäftigte, die kurzfristig für ausfallende Kollegen einspringen, einen Zuschlag von zehn Prozent erhalten. Auch bei Zeitzuschlägen soll es Verbesserungen geben. Der kommunale Arbeitgeberverband verwies auf eine deutliche Gehaltserhöhung zum 1. März, eine wirtschaftlich äußerst angespannte Lage der Nahverkehrsunternehmen und eine enge Personalsituation.
«Dieses Angebot deuten wir als Signal der Gesprächsbereitschaft, verhandelt wird aber weiterhin am Verhandlungstisch und nicht auf dem Postweg», sagte Verdi-Verhandlungsführer Heinz Rech laut Mitteilung vom Sonntag. Die Gewerkschaft will zugleich bis in die kommenden Wochen hinein landesweit Teilbereiche des Nahverkehrs zum Streik aufrufen, aber nicht alle zeitgleich. «Unser Anliegen ist nicht, die Fahrgäste zu bestreiken. Mit sogenannten Wirkungsstreiks wollen wir den wirtschaftlichen Druck auf die Unternehmen er- höhen», betonte Rech.
«Um langfristig die Weichen für einen funktionierenden ÖPNV zu stellen, braucht es mehr Personal», sagte der Verdi-Verhandlungsführer. Das werde ohne verbesserte Arbeitsbedingungen aber kaum zu finden sein. «Die Beschäftigten sind vielerorts bereits am Limit angekommen. Ohne Entlastung bricht das System aus Ãœberstunden und hohen Krankenständen irgendwann zusammen.»
Der Fahrgastverband Pro Bahn zeigte sich kritisch mit Blick auf die Streikaktionen. Im ÖPNV sei Berechenbarkeit wichtig – umso ärgerlicher daher eine nur sehr kurzfristige Streik-Ankündigung, monierte der Bundesvorsitzende Detlev Neuß in der «Rheinischen Post» (Wochenendausgabe). Dass man nicht vorrangig die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wolle, halte er nicht für schlüssig.
Im Februar und März hatte Verdi NRW mit mehreren Warnstreikaufrufen den ÖPNV im bevölkerungsreichsten Bundesland über jeweils einen Tag oder zwei Tage weitgehend lahmgelegt. Rund 30 kommunale Verkehrsbetriebe wie KVB (Köln), Rheinbahn (Düsseldorf), DSW21 (Dortmund) oder die Stadtwerke Münster waren betroffen. Straßenbahnen und U-Bahnen waren infolge der Arbeitsniederlegungen in den Depots geblieben. Zumeist fuhr nur ein kleiner Teil der Linienbusse in den Streikregionen, die von privaten Subunternehmen betrieben werden. Eine Ausnahme bildet das Aachener Verkehrsunternehmen Aseag, für das ein Haustarifvertrag gilt.
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