Sieben von acht WM-Stadien können klimatisiert werden. Während es an der normalen Luft angenehm warm wäre, wickeln sich Fans auf der Tribüne auch schon mal in Wolldecken ein.
Sorgen für ein bisschen winterliche Gefühle in Katar: Die zahlreichen Düsen, die kalte Luft ins Stadion blasen.
Und dann kommt die Klimaanlage.
Der Wind schleicht sich zuerst langsam und dann immer fieser durch das T-Shirt. Und bald auch durch das mitgebrachte und eilends übergestreifte Jäckchen. Vom freiliegenden Nacken schreibe ich an dieser Stelle schon gar nicht. Es könnte ja auch noch schlimmer kommen. Und es wird schlimmer kommen.
Gut, ich gebs zu. Ich bin schon eher der Typ 24 Grad aufwärts. Nur: Es gibt schon auch ein paar Zehntausend andere, die gerade etwas Mühe haben mit den radikalen Klimawechseln in Katar. Auch an diesem frühen Abend im Al-Thumama-Stadion in Doha, Matchbeginn um 19 Uhr Ortszeit.
Unten auf dem Rasen machen die Spanier Feuer gegen die armen Costa Ricaner. Am Ende wird es ein 7:0 sein. Aber wir sind leider erst in der Halbzeit, klimatisch gesehen. Obwohl es schon unangenehm kühl ist, hat nun unten im Technikraum einer nochmals am Rädchen gedreht. Von Klimastufe 3 auf 5 vermutlich. Es wird noch etwas kälter. Ein paar Reihen unter mir wickelt sich ein jugendlicher Fan in die mitgebrachte Wolldecke ein.
Mit einer Wolldecke oder verschränkten Armen gegen die Kälte: Zwei fröstelnde Fans beim Match zwischen Spanien und Costa Rica.
Ein Blick aufs Handy sagt: Draussen an der ungekühlten Luft müsste es jetzt 24 Grad Celsius sein. Im Stadion, das ja eigentlich auch draussen ist, sind es allerhöchstens die «angenehmen 20 Grad», die uns die Fifa versprochen hat.
Der Schlusspfiff ist schon fast eine Erlösung. Und wieder draussen, ist auch klar: Es wären 24 Grad gewesen. Selbst in der Nacht fällt das Thermometer in Doha derzeit kaum unter 20 Grad. Und es fühlt sich schon ziemlich doof an, tagsüber aus der Unterkunft zu kommen bei 30 Grad im Schatten und im Rucksack zwei Jäckchen mitzuführen. Das dünnere für Kältephase 1. Das dickere für Phase 2.
Aber es lohnt sich. Auch bei Nachmittagsspielen. Antonio Esposito, früher Schweizer Nationalspieler und heute Experte beim Tessiner Fernsehen, hat England – Iran, Anpfiff in der sehr warmen Luft des späteren Nachmittags, nur zur Hälfte im Stadion gesehen. In der Pause ist er vor der Kälte geflüchtet. Er trug nur ein T-Shirt. Ein Anfängerfehler. Es wird ihm nicht mehr passieren.
Sieben von acht WM-Stadien lassen sich kühlen, angeblich kommt der Strom ausschliesslich aus Solaranlagen, gemäss Prospekt ist es ja die nachhaltigste WM überhaupt. Auch bei Schweiz – Kamerun strömt die böse Luft aus diversen Löchern knapp über dem Rasen und auf den Tribünen. Fies, wenn die Luftschächte gleich unter den Sitzen lauern und die von der Mittagshitze in gefühlte 10 Grad verwandelte Luft an die Beine blasen. Das nächste Mal nehme ich auch noch Skisocken mit. Ist ja schliesslich Winter-WM.
Gemeiner Angriff von hinten: Lüftungslöcher über den Sitzen und genau auf Wadenhöhe.
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