Wegen Lärm und Müll: Dorf will Touristen aussperren
Das Dorf Binibeca im Süden von Menorca lockt Touristinnen und Touristen mit weiss getünchten Häusern.
Ein idyllisches Dorf im Süden Menorcas erfreut sich grosser Beliebtheit bei Touristinnen und Touristen. Anwohnende beklagen Lärm, Müll und Hausfriedensbruch.
Das Dorf Binibeca Vell lockt Touristinnen und Touristen mit engen Gassen und bogenverzierten Häusern in strahlendem Weiss: Die Besucherzahl ist auf rund 800'000 pro Jahr gestiegen, diesen Sommer rechnet man sogar mit einer Million Reiselustiger. Einheimischen geht das gehörig gegen den Strich – sie fordern ein Besuchsverbot.
Grund dafür sind nicht nur Müll und Lärm, die Besuchende in dem über einer kleinen Bucht gelegenen Dorf verursachen. Das grösste Unbehagen bereitet das Betreten privater Grundstücke: «[Touristen] gingen in Häuser, sie setzten sich auf Stühle, sie nahmen Dinge mit, kletterten auf unsere Wände, sie veranstalteten Trinkpartys im Freien», berichtet ein Anwohner gegenüber «El Diario» über den Sommer 2023.
Es folgten Bewältigungsmassnahmen: Binibeca Vell darf seither nur noch zwischen elf Uhr und 20 Uhr besichtigt werden. Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich bei der Beseitigung des Mülls beteiligen, wird zudem Geld angeboten. Doch das reicht vielen nicht aus.
Óscar Monge ist Leiter einer Gruppe von 195 Hauseigentümerinnen und -eigentümern von Binibeca Vell. Gegenüber «The Guardian» berichtet er, dass es bezüglich einer Sperrung zwar Bedenken in Familien gebe, deren Hotels, Bars und Souvenirshops vom lokalen Tourismus abhingen, man aber dennoch keine andere Wahl habe, als vorzuschlagen, den Zugang zum Dorf vollständig sperren zu lassen.
Bestes Foto immer noch möglich
Von der Küste aus könnten (Hobby-)Fotografinnen und Fotografen noch zum Zuge kommen.
«Wenn die Verwaltung uns weiterhin im Stich lässt, werden wir im August eine Abstimmung unter den Eigentümern darüber durchführen, ob wir das Dorf künftig schliessen sollen», so Monge. Dann argumentiert er beinahe tröstend: «Von der Küste aus könnte man immer noch den Rand des Dorfes besichtigen. Und das ist schliesslich das bezaubernde Foto, das sich jede und jeder für Instagram wünscht.»