„Wir rechnen zwischen 2030 und 2045 mit einem signifikanten Rückgang der Erdgasanschlüsse“

Der städtische Netzbetreiber geht davon aus, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten wegen eines sinkenden Bedarfs bereits Teile des Erdgasnetzes stillgelegt werden. Gebäudewärme soll künftig direkt aus Strom und aus regenerativ hergestelltem Wasserstoff erzeugt werden.

„wir rechnen zwischen 2030 und 2045 mit einem signifikanten rückgang der erdgasanschlüsse“

Die Gasübernahmestation von Gasnetz Hamburg in Reitbrook Bertold Fabricius

Raus aus den fossilen Energien, das gilt – so die deutsche Energiewende-Politik – nicht nur für den Strommarkt, sondern auch für die Fernwärme und für die Erdgasversorgung. Das städtische Unternehmen Gasnetz Hamburg hat mit dem Aufbau eines anfangs 60 Kilometer langen Wasserstoffnetzes begonnen. Versorgt werden soll zunächst die Industrie im und am Hafen, speziell auch die großen Erdgasverbraucher aus der Metallerzeugung, ArcelorMittal, Trimet und Aurubis. Wasserstoff wird per Elektrolyse durch die Aufspaltung von Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen. „Mit dem Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz HH-WIN wird Gasnetz Hamburg von 2027 an einen zunehmenden Teil der Industrie rund um den Hamburger Hafen mit Wasserstoff versorgen können“, sagt Michael Dammann, der technische Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg. „HH-WIN wird auch an Import-Infrastrukturen, Elektrolyseure und das Fernleitungsnetz European Hydrogen Backbone angeschlossen.“

Einen – allerdings kleinen – Teil seines künftigen Wasserstoffbedarfs soll Hamburg aus einem neu zu bauenden Elektrolysezentrum auf dem Gelände des stillgelegten Steinkohlekraftwerks Moorburg decken. Dort wollen die Hamburger Energiewerke gemeinsam mit dem Hamburger Investment-Unternehmen Luxcara eine industrielle Elektrolyseanlage mit zunächst 100 Megawatt Leistung errichten. Für den Standort Moorburg, der an das Höchstspannungsnetz von 50Hertz angeschlossen ist, wird ein Potenzial von bis zu 800 Megawatt Elektrolyseleistung angenommen. Im Rahmen der Energiewende geht es darum, Wasserstoff möglichst komplett per Elektrolyse mithilfe von Ökostrom zu gewinnen, in Norddeutschland vor allem aus Windturbinen an Land und auf See. Der größte Teil des nationalen und des Hamburger Wasserstoffbedarfs allerdings wird künftig über Häfen und durch Pipelines per Import gedeckt werden. Wasserstoff in Verbindung mit Stickstoff ergibt Ammoniak – der lässt sich in flüssiger Form auf Tankern wirtschaftlich transportieren. Der Wasserstoff kann später wieder separiert werden.

„wir rechnen zwischen 2030 und 2045 mit einem signifikanten rückgang der erdgasanschlüsse“

Michael Dammann, Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg Bertold Fabricius

Das Hamburger Gasnetz ist derzeit etwa 7900 Kilometer lang. Gasnetz Hamburg leitet das Erdgas vieler Anbieter zu rund 161.000 Hausanschlüssen und 227.000 Netzkundinnen und Netzkunden durch. Der Betrieb des Hamburger Erdgasnetzes wird in den kommenden Jahrzehnten schrittweise verringert werden. „Das Gebäudeenergiegesetz erlaubt es bundesweit, Erdgasheizungen bis zu 30 Jahre lang zu betreiben. Mit Blick auf den Bestand in Hamburg rechnen wir aufgrund dieser Voraussetzungen zwischen 2030 und 2045 mit einem signifikanten Rückgang der Erdgasanschlüsse“, sagt Dammann. „Wir müssen nach der aktuellen Gesetzeslage Haushalte, deren Gasheizung noch betrieben werden darf, weiterhin zuverlässig versorgen. Aktuell gibt es deshalb keine konkreten Stilllegungspläne für das Hamburger Gasnetz.“ Langfristig aber sei das Ende der bislang gewohnten Erdgasversorgung bereits absehbar: „Das Ende des klassischen Erdgasnetzes ist derzeit gesetzlich für 2045 festgelegt. Bis dahin wird es im Laufe der Zeit auch zu Stilllegungen von Gasleitungen kommen. Welche Teile davon – außerhalb der Industrie-Versorgung – in eine andere Form umgenutzt werden können, lässt sich heute noch nicht seriös prognostizieren.“

Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Hamburg, heißt es bei Gasnetz Hamburg, werde „zeitlich nach der Veröffentlichung der kommunalen Wärmeplanung liegen“. Die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, geführt von Senator Jens Kerstan (Grüne), werde wohl Mitte 2026 eine Wärmeplanung für Hamburg vorlegen: „Diese Planung wird voraussichtlich Informationen darüber enthalten, in welchen Bereichen der Stadt die Fernwärmenetze ausgebaut werden sollen und in welchen Gebieten elektrische Wärmepumpen im Rahmen einer Netzertüchtigung des Stromnetzes den Haushalten und Anliegern empfohlen werden.“ Dabei sei es nicht auszuschließen, „dass Gebiete bleiben, für die keine der beiden Lösungen flächendeckend einsetzbar ist – wegen langer Ausbauzeiten, historischem Gebäudebestand und aus ähnlichen Gründen“.

Eine Alternative wäre dann wiederum, Wasserstoff in reiner Form für die Gebäudewärme einzusetzen oder auch Biogas. Gasnetz Hamburg betreibt derzeit und in den kommenden Jahren eine Reihe von Pilotprojekten – einerseits, um dem Erdgas Wasserstoff beizumischen, aber auch, um die Wärmversorgung von Wohn- und Gewerbegebäuden mit reinem Wasserstoff zu testen: „Welche Lösungen für den Wasserstoffeinsatz in der Gebäudewärme künftig möglich und volkswirtschaftlich sinnvoll sein werden, hängt von einer Reihe von Faktoren ab“, heißt es aus dem Unternehmen. „Konkret würde eine solche Konversion aber das kommende Jahrzehnt von etwa 2030 an betreffen.“

Viele technische Fragen bei der Umwidmung des Gasnetzes bleiben einstweilen offen. Fest steht inzwischen aber, dass Gasnetz Hamburg dieses Jahr mit dem ebenfalls städtischen Unternehmen Stromnetz Hamburg fusioniert werden soll. Nach dem Volksentscheid zu den Energienetzen von 2013 hatte die Stadt Hamburg zum 1. Januar 2018 auch das Gasnetz wieder übernommen. Zuvor gehörte es HanseWerk mit Sitz in Quickborn, einem Tochterunternehmen des Energiekonzerns Eon.

Einen Namen für den künftigen Hamburger Strom- und Gasnetzbetreiber gibt es bislang nicht. Der technische Geschäftsführer Michael Dammann und die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Eggers sollen dem neuen Führungsgremium angehören. „Nach der Fusionsentscheidung arbeiten jetzt unternehmens- und bereichsübergreifende Teams an der gesellschaftsrechtlichen Fusion der Unternehmen. Ab September soll das neue Unternehmen starten“, heißt es bei Gasnetz Hamburg. „Ein Internetauftritt, die Gestaltung der Marke und ein Zukunftsbild sind aktuelle Arbeitsschwerpunkte.“ Das neue Unternehmen solle „ein zentraler Akteur“ sein, „damit Hamburg seine Klimaziele erreicht“.

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