Bayer ist bereit für die Bayern

Leverkusen. Der Pokaltriumph gegen den VfB Stuttgart gibt Leverkusen Rückenwind für das Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern. In dem dramatischen Spiel zeigte die Werkself, wieso sie in dieser Saison noch ungeschlagen ist.

bayer ist bereit für die bayern

Bayer Leverkusens Siegtorschütze Jonathan Tah verleiht seiner Freude Ausdruck.

Jonathan Tah und Granit Xhaka lagen sich jubelnd in den Armen, Xabi Alonso machte an der Seitenlinie mit geballter Siegerfaust Freudensprünge und die Fans von Bayer Leverkusen stimmten „Oh, wie ist das schön!“ an – die BayArena verwandelte sich in einen Tempel der Glückseligkeit. Wenige Augenblicke zuvor hatte Tah die Werkself ins Halbfinale des DFB-Pokals geköpft. Sein Treffer zum 3:2 (0:1) gegen den VfB Stuttgart krönte ein spektakuläres Fußballspiel, dessen Dramaturgie kaum packender hätte sein können.

„Wir hatten einen Gegner, der uns sehr, sehr viele Probleme gemacht hat“, sagte Tah nach dem hochemotionalen Abschluss des intensiven Duells. „Für mich persönlich war es kein Spiel, in dem ich mit mir zufrieden war, aber dann so ein Ding reinzumachen, fühlt sich brutal gut an.“ Selbst im Moment des Triumphs noch Selbstkritik zu üben, ist ein Indiz für eine der vielen Qualitäten, die Leverkusen in dieser Saison auszeichnet: das Streben nach der optimalen Leistung.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie nah Bayer an der Perfektion ist. Die Saison ist nun wettbewerbsübergreifend 30 Spiele alt, davon hat die Werkself keins verloren und 26 gewonnen. Das hat viele Gründe. Der Kader wurde im Sommer mit klugen Transfers umgebaut, ergänzt, feinjustiert und verbessert, dazu hat Alonso das zuvor notorisch wankelmütige Team einer Mentalitätskur unterzogen. Unbedingter Siegeswille wurde nicht nur beim Last-Minute-Sieg gegen Stuttgart sichtbar, sondern auch schon beim 1:0 in Augsburg oder 3:2 in Leipzig, wo die entscheidenden Tore ebenfalls erst in der Nachspielzeit fielen.

Bayer lässt sich aktuell einfach nicht aus der Bahn werfen – egal, wie sehr es der Gegner auch versucht. Der VfB ging früh durch Waldemar Anton in Führung (11.) und bereitete den Gastgebern auch danach einige Probleme. Die Schwaben traten forsch, mutig, und konzentriert auf, die Rheinländer fanden dagegen zunächst keine Mittel. Robert Andrich erzielte mit einem Sonntagsschuss das 1:1 (50.), doch Chris Führich brachte die Gäste erneut in Front (58.), ehe Amine Adli auf 2:2 stellte (66.). Längst war die Partie ein offener Schlagabtausch, den Stuttgarts Deniz Undav nach dem bitteren Aus so zusammenfasste: „Die beiden besten Mannschaften der Bundesliga haben gegeneinander gespielt.“

„Wir haben ein großartiges Fußballspiel gesehen“, resümierte auch VfB-Coach Sebastian Hoeneß. „Wir wollten Leverkusen vor große Aufgaben stellen und zum Nachdenken bringen. Das haben wir getan.“ Dass es Bayer immer wieder gelinge, enge Partien in den Schlussminuten für sich zu entscheiden, sei eine Stärke, vor der er seinen Hut ziehen müsse. „Das tut uns weh und trotzdem fahren wir erhobenen Hauptes nach Hause.“ Alonso war ebenfalls voll des Lobes für den Gegner und attestierte seiner Mannschaft, „mit Herz und Seele“ gewonnen zu haben. Das sei bisweilen ebenso wichtig, wie Kontrolle, Struktur und spielerische Qualität. „Manchmal ist der Kopf wichtiger als die Beine – und gerade jetzt ist unser Kopf sehr stark“, sagte der Spanier.

Bleibt die Frage: Wer kann die Werkself noch aufhalten? Am Samstag kommt es zum Showdown gegen den FC Bayern (18.30 Uhr/Sky). Dass der Dauermeister aus München die aus seiner Sicht jetzt schon bedenklich lange irritierenden Verhältnisse in der Tabelle geraderücken möchte, ist klar. Siegtorschütze Tah blickt indes gelassen auf das Gipfeltreffen in der Liga. Der Pokalerfolg gebe „einen Push“ und „viel Energie für die kommenden Aufgaben“, betonte der Nationalspieler und schob hinterher: „Wir freuen uns darauf.“ Das dürfte wohl auch für ganz Fußballdeutschland gelten.

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