Europas Anleger wagen sich vor Fed-Protokollen nicht vom Fleck

europas anleger wagen sich vor fed-protokollen nicht vom fleck

ARCHIV: Ein DAX-Logo ist auf dem Handelsparkett der Börse in Frankfurt abgebildet. Frankfurt, Deutschland. Dezember 29, 2017. RALPH ORLOWSKI

Frankfurt (Reuters) – Vor den mit Spannung erwarteten Protokollen der US-Notenbank Fed halten die Anleger an Europas Börsen die Füße still.

Der EuroStoxx50 verharrte am Dienstag bei 4343 Punkten. Dagegen konnte der Dax leicht auf 15.930 Zähler zulegen. Zum Wochenstart hatten vor allem massive Kursverluste bei Bayer den deutschen Leitindex ausgebremst.

“Das Minus von fast 20 Prozent in der Bayer-Aktie hat den Ambitionen des Deutschen Aktienindex, die 16.000er Marke zu überwinden, gestern einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht”, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. Auch wenn die Probleme des Pharmakonzerns hausgemacht seien, könne so eine Reaktion auch ein Stimmungskiller für den Gesamtmarkt bedeuten. Ob am Abend das Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank den Märkten neue Impulse verleihen könne, sei eher fraglich.

Investoren werden dennoch die Mitschriften interner Diskussionen bei der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank genau nach neuen Hinweisen zum künftigen geldpolitischen Kurs durchforsten. Die Federal Reserve hatte nach einer Zinserhöhungsserie zwei Sitzungen in Folge pausiert. Fed-Chef Jerome Powell schließt zwar eine weitere Erhöhung nicht aus, doch an den Terminmärkten wird angesichts der abflauenden Inflation bereits über Zinssenkungen ab dem Frühjahr spekuliert. “Der schnelle Rückgang der Inflation, sowohl in den USA als auch in Europa, war unglaublich positiv und recht umfangreich”, sagte Hani Redha, Portfoliomanager bei PineBridge Investments.

DOLLAR GIBT WEITER NACH

Am Anleihemarkt gaben unterdessen die Renditen von Staatsanleihen weiter nach. US-Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit rentierten mit 4,41 Prozent um einen Basispunkt schwächer, bei Bundesanleihen sank die Rendite auf 2,595 Prozent von zuvor 2,617 Prozent. Auch die US-Währung geriet im Vorfeld der Fed-Protokolle unter Druck. Der Dollar-Index sank um bis zu 0,3 Prozent auf 103,17 Punkte und damit auf den niedrigsten Wert sei fast drei Monaten.

Am Rohölmarkt stoppten die Ölpreise ihren jüngsten Höhenflug. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Öl WTI verbilligten sich jeweils um rund ein Prozent auf 81,54 beziehungsweise 77,04 Dollar je Fass. Spekulationen auf Produktionskürzungen durch die Förderstaatengruppe Opec+ hatten zum Wochenstart die Ölpreise angetrieben.

RHEINMETALL PUNKTET MIT ZIELEN

Bei den Einzelwerten kamen die von Rheinmetall ausgerufenen Ziele bei Anlegern gut an. Die Titel des Rüstungskonzerns stiegen um rund fünf Prozent und ließen damit die übrigen Dax-Werte hinter sich. Das Düsseldorfer Unternehmen rechnet in Folge der russischen Invasion der Ukraine und der Aufrüstung der Nato-Staaten mit steigenden Umsätzen und Gewinnen. Bis 2026 peilt Rheinmetall fast eine Verdoppelung des Umsatzes auf 13 bis 14 Milliarden Euro an; die operative Ergebnismarge soll 15 Prozent übersteigen.

Dagegen geriet Teamviewer unter Druck, nachdem sich Finanzinvestor Permira von knapp einem Drittel seines verbliebenen Aktienpakets bei dem schwäbischen Software-Unternehmen getrennt hat. Teamviewer-Aktien hielten mit einem Kursverlust von rund zehn Prozent die rote Laterne im MDax. Anlagenbauer GEA machte ebenfalls der Ausstieg eines Investors zu schaffen. Die Titel der GEA Group gaben fast sechs Prozent nach, nachdem sich der belgische Investor Groupe Bruxelles Lambert (GBL) praktisch von seinem kompletten GEA-Aktien-Paket getrennt und damit 367 Millionen Euro erlöst hatte.

Auch die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) geriet nach einem Teilausstieg des Staates in Mailand unter die Räder. Die Titel gaben nach dem Verkauf eines 25-Prozent-Anteils durch den Staat um mehr als sieben Prozent nach. Die italienische Regierung hatte die älteste Bank der Welt 2017 mit 5,4 Milliarden Euro vor dem Kollaps gerettet und im vergangenen Jahr eine Milliarden-Kapitalerhöhung mitgetragen. Im Gegenzug für die Genehmigung der Staatshilfen verlangt die EU eine Privatisierung der Bank in absehbarer Zeit. Nach dem Teilausstieg sinkt die Beteiligung Italiens auf rund 39 Prozent.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte)

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World