Studieren in Chemnitz: Campus, Wohnviertel, WG-Zimmer-Preise und Kneipen

Zwischen Plattenbauten und Gründerzeitfassaden gedeiht in Chemnitz eine bunte Kulturszene. Studentin Angelina Wettinger erzählt, was die Stadt für sie einzigartig macht – und wo es die besten Partys gibt.

studieren in chemnitz: campus, wohnviertel, wg-zimmer-preise und kneipen

»Grauer Beton, rauer Jargon«: Mit diesen Worten beschreibt Rapper Trettmann seine Kindheit in Chemnitz. Doch seitdem hat sich in der Stadt viel getan. Chemnitz ist heute bunt und steckt voller Möglichkeiten, erzählt Angelina Wettinger. Die 22-Jährige studiert im fünften Bachelorsemester Medienkommunikation an der Technischen Universität (TU) Chemnitz. Für ihr Studium ist sie aus der Oberpfalz nach Sachsen gezogen.

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Campusleben: Standort, Mensa und Café

»Die TU ist über mehrere Standorte in der Stadt verteilt. Einige Studiengänge haben feste Gebäude. Meine Veranstaltungen hingegen finden an verschiedenen Standorten statt, das hat sich für mich anfänglich etwas willkürlich angefühlt. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Ich bin oft auf dem Campus an der Reichenhainer Straße und auf dem an der Straße der Nation. Der ÖPNV ist gut ausgebaut, man kann innerhalb von rund 15 Minuten zwischen den Standorten hin- und herpendeln.

Mein Lieblingscampus ist der an der Reichenhainer Straße – auch, weil ich hier wohne. Das Essen in der Mensa ist gut und auf dem Gelände liegen drei Studentenklubs. Das Barpersonal arbeitet ehrenamtlich, die Getränke sind günstig, ein Cocktail kostet um die vier Euro.

Meine Freunde und ich gehen sehr oft in diese Klubs, es sind wunderschöne Orte des Zusammenkommens. Das ›FPM‹ zum Beispiel existiert schon seit den Siebzigerjahren, hier finden Karaoke-Abende und Mottopartys statt, man kann den Raum auch für Geburtstage mieten. Im Keller meines Studentenwohnheims liegt das ›PEB‹, hier feiern wir jeden Mittwoch. Dann gibt es noch den ›Windkanal‹ im siebten Stock eines anderen Wohnheims.«

Wohnen: WG-Preise und Stadtteile

»Ich lebe in einer Sechser-WG mit fünf Mitbewohnerinnen, die mittlerweile zu meinen besten Freundinnen geworden sind. Wir haben von Anfang an harmoniert, ich bin sehr glücklich mit meiner Wohnsituation. Mein 13-Quadratmeter-Zimmer hat eine Pauschalmiete von 270 Euro inklusive aller Kosten. Für Strom oder Gas nachzahlen mussten wir selbst bei den steigenden Energiekosten noch nie. Unsere gemeinsame Wohnküche ist recht groß, sodass wir auch mal Partys feiern können.

Mein Wohnheim liegt in Bernsdorf, das Viertel ist wegen des Campus an der Reichenhainer Straße studentisch geprägt. Viele Studierende wohnen auch im Lutherviertel, dort ist es trotz der Nähe zur Innenstadt angenehm ruhig. Das beliebteste Viertel ist der Kaßberg. Der Stadtteil zählt zu den größten zusammenhängenden Gründerzeit- und Jugendstilvierteln Deutschlands und ist wirklich wunderschön.

Wohnen ist in Chemnitz generell sehr günstig. Studierende, die keine Lust aufs WG-Leben haben, können sich hier eine Ein- bis Zweizimmerwohnung leisten. Viele haben ein Bild von Chemnitz, das aus Plattenbau und grauem Beton besteht. Meiner Meinung nach stimmt das nicht. Die Innenstadt ist total schön, eine Mischung aus prunkvollen Altbauten und modernem Neubau.«

Freizeit: Kultur, Kneipe und Klub

»Chemnitz hat eine große alternative Szene und eine wahnsinnig lebendige Musikkultur. Künstler wie Trettmann, Kraftklub und Blond kommen von hier. Diesen künstlerischen Spirit spürt man überall. Ein Freund von mir sagt immer, dass er noch nie eine Stadt mit so vielen Möglichkeiten kennengelernt hat. Er schätzt an Chemnitz, dass einem hier das Werkzeug in die Hand gegeben wird, selbst Neues zu erschaffen – egal, ob man eine Initiative gründen will, einen Kulturort aufbauen oder eine Start-up-Idee umsetzen.

Meine Freizeit verbringe ich gern am Schlossteich, der kurz vor dem großen Küchwaldpark liegt. Im Sommer kann man dort an der Gondelstation Tretboote ausleihen. Am Abend gehe ich meistens in einen Studentenklub oder in eine Bar in der Innenstadt. Ziemlich bekannt ist die Bar- und Partylocation ›Atomino‹. Der Laden musste schon einige Male umziehen, zur Wiedereröffnung spielten Kraftklub und Blond vor einem großen Publikum. Neben Konzerten und dem normalen Barbetrieb gibt es unterschiedliche Veranstaltungen. Bei einem Quizabend habe ich mal den zweiten Platz geholt und Socken mit dem ›Atomino‹-Logo gewonnen – die trage ich bis heute mit Stolz.

Wenn es etwas gemütlicher sein soll, gehe ich am liebsten in die Cafés ›Emmas Onkel‹ oder ›Dreamers‹. In beiden Läden ist der Kaffee wirklich gut und die Atmosphäre entspannt.«

Nach dem Abschluss: Wie geht’s weiter?

»Die Stadt bietet mir viel Freiheit: Freiheit, zu leben, wie ich möchte. Freiheit, mich weiterzuentwickeln. Und Freiheit, mich zu verwirklichen. Ich arbeite in einem Start-up, engagiere mich an der Uni, kann mich ausprobieren und meine Stärken finden. Das schätze ich sehr.

Im Brühl, einer bekannten Straße, sind große Buchstaben aus Stahl aufgestellt, die den Schriftzug ›Zuhause‹ bilden. Und genau das ist Chemnitz mittlerweile für mich. Ich habe abseits von meiner Heimat noch nie so ein Gefühl von Zuhause gehabt wie hier.«

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