Insolvenz: Imperium von Lex Greensill löste Beben aus

insolvenz: imperium von lex greensill löste beben aus

Lex Greensill

Dem australischen Finanzunternehmer Lex Greensill, dessen Start-up eine spektakuläre Pleite mit Milliardenschäden verursachte, droht eine lange Sperre der Insolvenzbehörde in Großbritannien. Diese will es Greensill verbieten, als Geschäftsführer ein Unternehmen zu leiten. Wie der Insolvency Service mitteilte, strebt die Behörde eine Geschäftsführer-Sperre von 15 Jahren gegen Greensill an. Das wäre die höchstmögliche Strafe der Insolvenzbehörde. Ein Sprecher des gefallenen Finanzunternehmers sagte, dieser weise alle Anschuldigungen zurück. Greensill werde sich „robust“ gegen die mögliche Strafe wehren.

Es ist der neueste Rückschlag für den 47 Jahre alten Sohn eines australischen Melonenfarmers, der einst in London als Finanzwunderkind gefeiert wurde. Greensill Capital war in Spitzenzeiten mit mehr als 3 Milliarden Dollar bewertet worden. Investoren wie Softbank steckten Hunderte Millionen in das Fintech, einen sogenannten Lieferkettenfinanzierer. Das Geschäftsmodell bestand darin, dass Kunden ihre Lieferantenrechnungen schneller bezahlt bekommen. Greensill verpackte die Forderungen in Wertpapiere und verkaufte diese an Finanzinvestoren. Während der Corona-Pandemie wollten Versicherer diese Risiken nicht mehr abdecken und das Geschäftsmodell kollabierte.

Greensill-Pleite traf auch Deutschland

Im März 2021 musste Greensill Insolvenz anmelden. In England standen der Australier und der Politiker David Cameron anschließend im Zentrum eines Lobbying-Skandals. Ex-Premierminister Cameron war von 2018 an für Greensill als Berater und Lobbyist tätig und hatte dafür viel Geld erhalten. In der Frühphase der Corona-Pandemie 2020 versuchte er mit mehr als 60 SMS- und E-Mails an Politiker und Beamte, Staatshilfen für Greensill zu ergattern. Cameron sagte später, er habe nicht gemerkt, wie schlecht es um das Unternehmen stand. Heute ist Cameron Außenminister.

Auch in Deutschland zog die Greensill-Pleite weite Kreise. So traf die Insolvenz der Bremer Greensill Bank deutsche Privatanleger und Kommunen mit Spareinlagen bei dem Finanzinstitut. Das wurde eine teure Angelegenheit für den Einlagensicherungsfonds sowie für die Entschädigungseinrichtung der deutschen Bankenbranche. Beide Institutionen zahlten bis April 2021 insgesamt etwa 2,7 Milliarden Euro an mehr als 20.500 betroffene Greensill-Sparer aus.

Während die Privatkunden vollständig für ihre Verluste entschädigt wurden, müssen die Städte und Gemeinden weiter zittern und hoffen auf einen Anteil an der Insolvenzmasse. Denn die Einlagen von Kommunen sind anders als die von Verbrauchern nicht abgesichert. Die Greensill Bank hatte mit üppigen Zinsen Geld von Sparern und Kommunen eingeworben, um die Lieferkettenfinanzierung der Greensill-Gruppe zu befeuern. Gegen die für die Greensill Bank zuständige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft läuft ein Verfahren der Wirtschaftsprüferaufsicht APAS. Zudem hatte die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin Strafanzeige wegen Bilanzfälschung gestellt. Seit drei Jahren ermittelt daher die Staatsanwaltschaft Bremen gegen fünf Beschuldigte, darunter den früheren Chef der Greensill Bank.

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