Griechenland und Großbritannien: Streit um Rückgabe der »Elgin Marbles« eskaliert

»Als wäre die Mona Lisa geteilt«: Griechenland fordert von Großbritannien die Rückgabe von bedeutenden Skulpturen. London lehnt dies kategorisch ab – und provoziert nun sogar einen diplomatischen Eklat.

griechenland und großbritannien: streit um rückgabe der »elgin marbles« eskaliert

Der diplomatische Streit zwischen Griechenland und Großbritannien um Marmorskulpturen, die einst am Parthenon-Tempel der Athener Akropolis angebracht waren, ist am Montag eskaliert. Ein geplantes Treffen der beiden Premierminister am Dienstag wurde von britischer Seite abgesagt. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis warf seinem britischen Amtskollegen Rishi Sunak daraufhin vor, dieser versuche, eine Diskussion um die umstrittenen Skulpturen zu vermeiden.

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Am Abend veröffentlichte Mitsotakis’ Büro eine Stellungnahme, in der er seine Verärgerung über die Absage des geplanten Treffens zum Ausdruck brachte. Griechenlands Standpunkt beim Thema der Parthenon-Skulpturen sei wohlbekannt. Er habe gehofft, die Gelegenheit zu haben, sie zusammen mit seinem britischen Amtskollegen diskutieren zu können. »Wer glaubt, dass seine Positionen begründet sind, scheut sich niemals, sich an einer Debatte zu beteiligen«, so Mitsotakis.

Die britische Regierung bestätigte lediglich, dass sich die beiden Premierminister nicht treffen würden. London bot Mitsotakis dafür ein Treffen mit dem stellvertretenden Premierminister Oliver Dowden an. Nach Angaben der BBC lehnte der griechische Regierungschef dieses Treffen ab.

Laut der britischen Zeitung »The Guardian« wurden zunächst Terminkonflikte als Begründung für Absage des Treffens der Premierminister angegeben. Vermutet wird demnach aber, dass die Absage auf Aussagen von Mitsotakis in der BBC am Sonntag zurückzuführen sind.

Mitsotakis will Deal mit British Museum

In dem Interview hatte der griechische Premier erneut die Rückgabe der Skulpturen gefordert. Etliche der Kunstwerke sind im British Museum in London. Es sei, als würde man die »Mona Lisa« teilen, so Mitsotakis. Wenn die eine Hälfte dann im Louvre und die andere Hälfte im British Museum gezeigt werde: »Denken Sie, Ihre Zuschauer würden so dann die Schönheit des Gemäldes wertschätzen?«

Mit den Parthenon-Skulpturen sei genau das passiert, sagte Mitsotakis. »Deswegen setzen wir uns weiterhin für einen Deal ein, der letztlich eine Partnerschaft zwischen Griechenland und dem British Museum wäre, der uns aber erlauben würde, die Skulpturen nach Griechenland zurückzubringen.«

Athen fordert seit Jahrzehnten die Rückgabe sämtlicher Friesteile aus dem British Museum. Der britische Botschafter Lord Elgin hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die am besten erhaltenen Teile des Parthenon – die »Elgin Marbles« – abbauen und nach England bringen lassen. Er verkaufte sie 1816 an das Londoner Museum, das sich seitdem weigert, eine Diskussion über eine mögliche Rückgabe zu führen. Es ist der wohl prestigeträchtigste Restitutionskonflikt Großbritanniens. Die Marmorskulpturen werden seit 1939 in einem eigenen Raum im British Museum gezeigt.

Die britische Regierung hatte Mitsotakis’ Vergleich am Montag zurückgewiesen, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Ein Sprecher von Premierminister Sunak sagte demnach, sie hätten sich seit Generationen um die Skulpturen gekümmert und wollten dies weiterhin tun. Auf die Frage, ob es womöglich ein Leihabkommen geben könnte, sagte er demnach, sie hätten keine Pläne, ihren Ansatz zu ändern. Er habe Sunak nicht speziell nach kurzfristigen oder neuen Ideen gefragt, sein Standpunkt sei ziemlich deutlich gewesen.

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