„Happy Go Lucky“-Hostel in Charlottenburg: Bezirk entfernt komplette Fassade – großes Entsetzen in Berlin

„happy go lucky“-hostel in charlottenburg: bezirk entfernt komplette fassade – großes entsetzen in berlin

War mal bunt, ist jetzt grau: Die komplette Fassade des Hotels am Stuttgarter Platz wurde abgeschlagen. Nicht nur die Anwohner fragen sich: Hätte man sie nicht übermalen können?

Der Putz wurde abgeschlagen. Komplett. Vom ersten bis zum letzten Stock. Auch die Laibungen der Fenster, die Unterseiten der Balkone, sogar die Innenseiten der Balkone. Fassungslos steht Hausbesitzer Alexander Skora mit Hostelchef Dirk Jochheim vor dem einst bunten Hostel direkt am Stuttgarter Platz, dem „Happy Go Lucky“. Ein jahrelanger Streit um die bunt gestaltete Fassade des Hotels, eine Wandmalerei des irischen Künstlers Dom Browne, eskalierte. Gestritten haben sich der Bezirk und Hausbesitzer Skora.

Anwohner kommen vorbei, bleiben stehen und schütteln den Kopf. „Es ist eine Schande“, sagt Dieter Hoffmann, ein Nachbar. „Wie konnte das Verwaltungsgericht nur so eine Entscheidung treffen?“, fragt er. „Niemanden hat hier die bunte Fassade gestört. Im Gegenteil.“

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Halten zusammen: Hostelbetreiber Dirk Jochheim (l.) und Alexander Skora vor ihrem Hostel „Happy Go Lucky“

Auch Alexander Skora schaut immer wieder zur Fassade seines Hostels, die seit Montag wieder sichtbar ist. Er selbst hat die Plane entfernt, die am Baugerüst befestigt seit Ostern den Blick auf das Hostel verhinderte. „Da waren Herzen und Smileys und jetzt sieht das aus wie nach dem Krieg“, so Skora. Am Freitag um 9 Uhr steht eine Begehung an. Das Bezirksamt hat sich zu einer Bauabnahme angemeldet. Die Fronten sind verhärtet. Es kommt ein Mitarbeiter, der im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für Rechtsangelegenheiten zuständig ist, eine Gutachterin, die festgestellt hat, dass die Fassade nicht tragfähig für einen Anstrich ist. Ein weiterer Mitarbeiter und der Chef der Baufirma, der den Fassadenkahlschlag durchgeführt hat. Vor Ort wollte keiner mit der Berliner Zeitung sprechen, eine Stellungnahme ist schriftlich beim Bezirksamt angefragt.

Alexander Skora, Unternehmer, Hotelier, Immobilienbesitzer, ist über den Kiez hinaus bekannt wie ein bunter Hund. Er ist selbst am Stuttgarter Platz aufgewachsen, seine Söhne spielen auf demselben Spielplatz. Er würde gerne Regierender Bürgermeister werden, hat die Initiative Berlin Brains gegründet und mischt auf ziemlich vielen Ebenen mit.

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Hausbesitzer Alexander Skora versucht die Sache auch mit Humor zu nehmen. Das neue Maskottchen des Hostels: „Happy Grey Lucky“

Am Freitag trägt er zur Baubegehung eine Kippa, auf der groß 110 steht. Er scheut keinen Konflikt, kennt alle Vertreter seitens des Bezirks mit Namen. Der Gutachterin ruft er zu: „Schauen Sie mal, was Sie mit Ihrem Gutachten angerichtet haben.“ Den Rechtsvertreter des Bezirks erwartet er fast aufgekratzt. Auch ihm sagt er, was er von seiner Arbeit hält: „Das ist Sachbeschädigung! Das wird Sie was kosten.“

Die Übermalung der bunten Fassade hätte keinen fünfstelligen Betrag gekostet. Nun muss die komplette Fassade neu verputzt werden. Skora rechnet mit 150.000 Euro. Wer diese zahlt, ist nicht klar. Skora will den Bezirk wegen Sachbeschädigung verklagen.

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Was ist passiert und wie geht’s weiter? Eine unabhängige Gutachterin und Vertreter des Bezirks führen eine Bauabnahme durch. Entschieden werden soll auch, ob das Gerüst abgebaut werden kann. Das fordert der Hostelbesitzer.

Weder die Gutachterin noch der Chef der Baufirma noch die Vertreter des Bezirks wollen mit der Berliner Zeitung reden. Mittlerweile versammeln sich immer mehr Freunde, Mitarbeiter, Anwohner, alle im „Team Happy Go Lucky“. Bei der Begehung soll untersucht werden, ob die Arbeiten ordnungsgemäß durchgeführt worden sind und wie es weitergeht. Der Bezirk will die Fassade verputzen. Skora fordert den sofortigen Abbau des Gerüstes und möchte den Auftrag selber vergeben. Auch darüber soll zeitnah entschieden werden.

Skora hat einen eigenen Gutachter beauftragt, denn er ist der Meinung, dass die Fassade in einem guten Zustand war und man sie einfach hätte übermalen können. Tatsächlich sieht das Ergebnis sehr brachial aus. Der komplette Über- und Unterputz wurde entfernt. Die Fenster liegen frei, auch die Stahlkonstruktionen unter den Balkonen. Die Unterseiten der Balkone, die vorher weiß waren, wurden abgeschlagen. Und auch die Innenseiten der Balkone, die man von außen nicht einsehen kann, sind nun kahl. Skora möchte Schadensersatz. „Das war völliger Quatsch. Die Fassade war in einem sehr guten Zustand.“ Eine Machtdemonstration des Bezirks gegen einen querulantischen Bürger, unterstellt Skora.

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