Kinderbetreuung: Studie sieht erheblichen Fachkräftemangel in Kitas

Zu wenig Personal für zu viele Kinder: Eine Studie attestiert Deutschland eine “Kitakrise”. Kurzfristige Abhilfe schaffen könnten auch verkürzte Öffnungszeiten.

kinderbetreuung: studie sieht erheblichen fachkräftemangel in kitas

Auch Kinder unter drei Jahren haben in Deutschland seit zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Die Personalausstattung der Kitas in Deutschland ist einer Studie zufolge unzureichend. Bis 2025 fehlen bundesweit rund 113.700 Fachkräfte, wie aus dem Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung hervorgeht.

In ostdeutschen Bundesländern können demnach zwar deutlich mehr Kinder eine Kita besuchen als in westdeutschen – der Personalschlüssel ist hier jedoch wesentlich ungünstiger.

Während eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in westdeutschen Bundesländern rechnerisch für 3,4 Kinder in Krippengruppen und für 7,7 Kinder in Kindergartengruppen verantwortlich ist, kommen in ostdeutschen Bundesländern 5,4 beziehungsweise 10,5 Kinder auf eine Fachkraft. Den wissenschaftlichen Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung zufolge müssten die Personalschlüssel bei eins zu drei sowie bei eins zu 7,5 liegen.

Rund 430.000 fehlende Kitaplätze

In den westdeutschen Bundesländern fehlen der Studie zufolge rund 385.900 Kitaplätze, um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen. In Ostdeutschland gibt es rund 44.700 Plätze zu wenig.

Für die Autorinnen und Autoren der Studie lassen sich das fehlende Betreuungsangebot und der unzureichende Personalschlüssel auf dieselbe Ursache zurückführen: “Der Fachkräftemangel erschwert es zunehmend, die Rechtsansprüche zu erfüllen und in den Kitas den Bildungsauftrag umzusetzen”, sagt Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. Die Situation sei für Kinder und Eltern wie auch für das vorhandene Personal untragbar geworden.

“Neue Antworten sind gefragt”

In den zurückliegenden Jahren habe es zwar erkennbare Fortschritte beim Ausbau von Kitaangeboten gegeben, heißt es in der Studie. Zugleich sei aber auch der Bedarf kontinuierlich gestiegen, da sich immer mehr Eltern eine Betreuung insbesondere für ihre jüngeren Kinder wünschten. Seit 2013 haben Kinder ab ihrem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

In Ostdeutschland braucht es derzeit also mehr Personal, um einen verbesserten Betreuungsschlüssel zu erreichen – in Westdeutschland braucht es mehr Personal, um die Betreuung von deutlich mehr Kindern zu gewährleisten.

Die Autoren und Autorinnen der Studie fordern – neben langfristig angelegten Maßnahmen zur Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften – eine Reihe von Sofortmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen: eine Entlastung des pädagogischen Personals von Verwaltungs- und Hauswirtschaftsaufgaben, die Beschäftigung von Quereinsteigern oder auch eine Reduzierung der Kitaöffnungszeiten bis 2025. “Die Kitakrise ist so weit fortgeschritten, dass neue Antworten gefragt sind”, sagt Anette Stein.

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