Laschet attackiert Chrupalla: „Nicht für dumm verkaufen“

laschet attackiert chrupalla: „nicht für dumm verkaufen“

Im Clinch bei Illner: Armin Laschet (CDU) und AfD-Chef Tino Chrupalla

Von Paul Ritter

Verbindungen nach Moskau, Kontakte nach Peking: Die AfD hat ein Problem mit potenziellen ausländischen Einflüssen. Die Fälle Krah und Bystron werfen einige Fragen auf, zumal sechs Wochen vor der Europawahl.

Eine von diesen Fragen wurde am Donnerstagabend bei „Maybrit Illner“ diskutiert. „Russland, China, Spionage – vertritt die AfD deutsche Interessen?“, so war die Sendung überschrieben. Es diskutierten: AfD-Chef Tino Chrupalla, die Schriftstellerin Juli Zeh, die Journalistin Melanie Amann sowie Armin Laschet (CDU) und der Wirtschaftsvertreter Siegfried Russwurm.

Die Nibelungentreue des Tino Chrupalla

Bemerkenswert war, dass Tino Chrupalla trotz der immer neuen Enthüllungen bei seinen ursprünglichen Argumenten blieb. Auch wenn die Indizienlage gegen die beiden Parteimitglieder umfassend ist, lautet seine Verteidigungslinie: Es gilt die Unschuldsvermutung. Das vertrat Chrupalla durchaus lautstark. „Zeigen Sie mir doch das Video!“, blaffte er die Gastgeberin an, als es um einen mutmaßlichen Audiomitschnitt ging, in dem sich der AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron mit einem Moskau-treuen, ukrainischen Geschäftsmann ausgetauscht haben soll.

„Es gibt keine Zweifel, sondern eindeutige, knallharte Belege“, erwiderte darauf Melanie Amann. Die „Spiegel“-Journalistin kritisierte, dass die AfD ohnehin nicht an Aufklärung interessiert sei. Stattdessen vertrete Chrupalla eine „Nibelungentreue zu Menschen, die von Russland gekauft sind“. Der Kreml nutze die AfD, um die deutsche Demokratie zu zersetzen. „Das ist Landesverrat“, befand Amann. Mit Blick auf Chrupallas Revers, an dem Schwarz-Rot-Gold prangte, sagte die Journalistin: „Sie sollten sich die deutsche Fahne abnehmen und eine russische anstecken.“

Auch Laschet übte heftige Kritik am Umgang der AfD mit der Spionageaffäre. „Sie haften dafür, sie haben den aufgestellt. Sie verteidigen ihn jetzt bis in diese Sendung hinein“, sagte Laschet an Chrupalla gerichtet. Mit Blick auf die Spionage- und Bestechungsvorwürfe mahnte der CDU-Politiker an: „Solche Zustände hat es in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Ausmaß an Landesverrat noch nicht gegeben“, sagte der CDU-Politiker. „Wenn Sie sich so sicher wären, wie Sie hier tun, müssten Sie sagen, ich schicke Krah in jede Talkshow, damit er seine Unschuld beweist“, schimpfte Laschet weiter. „Verkaufen Sie bitte nicht uns und das deutsche Volk für dumm!“

Lesen Sie auch: Spione aus Russland und China – wir wachen gerade erst auf

Unterbrechungen, Schreie, Eskalation und mehr

Das war durchaus prägnant. Allein, so richtig voran kam die Sendung auf diesem Wege nicht. Immer wieder fielen sich die Gäste ins Wort, teilweise wurde nahezu geschrien. Und in einem Moment fasste der sichtlich aufgeregte Chrupalla der Gastgeberin gar an den Arm.

Das wurde auch von Juli Zeh kritisiert, allerdings mit einem etwas schrägen Argument. Bei vielen Zuschauern werde hängenbleiben, dass für die AfD-Politiker die Unschuldsvermutung gelte, sagte die Autorin und brandenburgische Verfassungsrichterin. Damit sei es für viele auch erst mal getan, weswegen es besser sei, über andere, eigentlich wichtige Themen wie die Europawahl zu sprechen. Das klang nicht unplausibel, nur: Soll man wirklich nicht über die Fälle Krah und Bystron sprechen, nur weil ein Tino Chrupalla die Dinge zerredet?

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Zugleich äußerte Zeh ein Unbehagen darüber, dass in der Runde alle auf Chrupalla eindreschen würden, weil dieser eine abweichende Meinung habe. Auch das sprang zu kurz, denn die Kritik am AfD-Chef bezog sich in diesem Fall nicht auf dessen inhaltliche Positionen, sondern auf seinen abwiegelnden Umgang mit den Vorwürfen.

Mit einem angeschlossenen Punkt hatte Zeh aber durchaus recht: Wenn abweichende inhaltliche Meinungen – etwa zur Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine – nicht zugelassen würden, profitiere am Ende die AfD, befand die Schriftstellerin. Das leuchtete ein.

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ ließ den Zuschauer ratlos zurück. Einerseits stimmt das Juli-Zeh-Argument nicht: Natürlich ist es ein wichtiges und diskussionswürdiges Thema, wenn Spitzenfunktionäre einer großen deutschen Partei sich möglicherweise von fremden Mächten kaufen lassen.

Auf der anderen Seite funktionierte der Talk auf diese Weise nicht so recht. Vielleicht hätte geholfen, die Gästeliste weniger politisch und dafür mit mehr Expertise zum russischen Vorgehen jenseits der Ukraine zu besetzen. So blieb der Erkenntnisgewinn begrenzt.

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek

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