Was passiert mit der Fernwärme nach der Schließung des Kraftwerks Staudinger?

was passiert mit der fernwärme nach der schließung des kraftwerks staudinger?

Geht in die kalte Reserve der Bundesnetzagentur über: Das Kraftwerk Staudinger bei Großkrotzenburg südlich von Hanau.

Wie geht es mit der Fernwärmeversorgung weiter, wenn der kohlebetriebene Block 5 des Kraftwerks Staudinger nur im Notbetrieb läuft? Diese Frage hat Max Schad, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Großkrotzenburger Gemeinderat, an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) gerichtet. Betroffen davon sind rund 19.000 Haushalte und Industriebetriebe, die meisten in Hanau und etwa 700 in Großkrotzenburg. Vom 1. April an wird wegen des bundesweiten Verbots die reguläre Kohleverstromung bei Staudinger eingestellt. Block 5 dient fortan lediglich zur Notversorgung bei Engpässen. Das gilt auch für den gasbefeuerten Block 4. Geht es nach der Betreiberfirma Uniper, wird Block 5 zum Jahresende 2025 ganz stillgelegt.

Staudinger gilt als das größte konventionelle Kraftwerk in Hessen, im Jahr 1963 wurde der erste Block in Betrieb genommen. Diese Ära geht nun allmählich zu Ende. Nach Angaben der Stadtwerke Hanau wird Fernwärme bei Staudinger künftig mit gasbefeuerten Hilfskesseln weiterhin erzeugt, die zunächst auch die betroffenen Großkrotzenburger Haushalte versorgen werden. Außerdem betreibt Hanau drei kleinere Gaskraftwerke.

Schad kritisiert, dass die Abwärme, die beim Betrieb wegen Netzengpässen entstehe, künftig nicht genutzt und sinnlos verpuffen werde, obwohl weiterhin Bedarf an Fernwärme in Großkrotzenburg bestehe. Das sieht Schad nicht ein und wendet sich in einem Schreiben an Habeck und an den hessischen Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD).

Eigene Versorgungslösungen angestrebt

„Das größte Kohlekraftwerk Hessens, das Kraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg, soll bereits ab dem 1. April dieses Jahres in die kalte Reserve der Bundesnetzagentur überführt werden. Nach den derzeitigen Regelungen wäre es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr gestattet, die Abwärme auszukoppeln und für das Fernwärmenetz Großkrotzenburgs zu nutzen. Bereits erzeugte Energie würde in dieser Situation praktisch ungenutzt verloren gehen, und die Fernwärme müsste kontinuierlich mithilfe eines erdgasbetriebenen Hilfskessels erzeugt werden, der zudem einen schlechteren Wirkungsgrad aufweist“, schreibt Schad. Dies laufe nicht nur Einsparbemühungen zuwider, sondern würde neben der geplanten Mehrwertsteuererhöhung auch eine weitere Verteuerung der Verbraucherpreise nach sich ziehen.

Der Landtagsabgeordnete fordert Habeck auf, wohlwollend zu prüfen, ob die derzeitige Regelung zumindest ausgesetzt werden könne. Schad hofft, dass bei den Verantwortlichen in Berlin ein Umdenken einsetzt und stattdessen eine „pragmatische Lösung im Sinne der Nachhaltigkeit und der Verbraucher“ in Großkrotzenburg gefunden wird.

Unterdessen arbeiten Hanau und Großkrotzenburg an eigenen Versorgungslösungen. Neben den drei Heizwerken setzt Hanau auf ein Kraftwerk, das derzeit auf dem Gelände der Großauheim-Kaserne entsteht. Gebaut wird es von den Stadtwerken und dem Frankfurter Energieversorger Mainova. Das Kraftwerk wird mit Gas betrieben und soll zur Energieversorgung eines künftigen Rechenzentrums auf der Großauheim-Kaserne dienen. Die dabei erzeugte Abwärme will man zur Energieversorgung nutzen.

Wärme soll aus dem Main kommen

Die Gemeindewerke Groß­krot­zen­burg und der kommunale Ener­gie­ver­sorger EAM sind dabei, die Fern­wärme­ver­sorgung in Großkrotzenburg um­zu­rüs­ten. Man hat sich vorgenommen, die benötigte Wärme von mehr als 25 Gigawattstunden für rund 700 Kunden in der Gemeinde langfristig zu 90 Prozent aus regenerativen Energien zu erzeugen. Nach einer Machbarkeitsstudie, die im vergangenen Jahr erstellt wurde, soll die Fernwärme zu einem großen Teil mit Großwärmepumpen erzeugt werden, die ihre Wärme aus dem Main beziehen. Die Pumpen sollen über eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgt werden. Für Spitzenlastzeiten sind zudem eine Biomasseanlage und ein mit Bioerdgas versorgtes Blockheizkraftwerk auf dem Gelände des Kraftwerks Staudinger vorgesehen.

Im laufenden Betrieb soll die Wärmeversorgung nach und nach auf erneuerbare Energien umgestellt werden, so Horst Prey, Geschäftsführer der Gemeindewerke Großkrotzenburg. Das sei eine technische Herausforderung. Die Planungen sehen die regenerative Fernwärmelieferung bis zum Ende des Jahres 2024 vor.

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