Gedenken im Landtag: «Gift der Nazis war nie weg»

Landtagspräsident Hendrik Hering hat bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im rheinland-pfälzischen Landesparlament zum Einstehen für Demokratie aufgerufen. «In Worten und Haltungen sehen wir heute mit erschreckender Klarheit die Parallelen zwischen den Nationalsozialisten von damals und Rechtsextremisten von heute», sagte Hering am Samstag in Mainz. Das lasse erahnen, wie schnell demokratische Errungenschaften, die für gefestigt gehalten würden, verloren gehen könnten.

«Wenn wir dieser Tage lesen müssen, dass sich heute in Deutschland wieder Menschen treffen – unter ihnen Mandatsträger – um die Vertreibung und Deportation von Millionen Menschen zu planen, sehen wir: das Gift der Nazis war nie weg, das Unsagbare ist wieder sagbar geworden», sagte Hering. «Es findet Zustimmung in Teilen von Politik und Gesellschaft.» Umso wichtiger sei eine Erinnerungskultur. «Je mehr wir Erinnerung zulassen, umso mehr befördern wir ein Klima des Nachfragens und damit nicht zuletzt die Reflexion über das eigene Leben und seine Handlungsmöglichkeiten.»

Bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Landes Rheinland-Pfalz zum 27. Januar standen diesmal laut Landtag «jahrzehntelang verleugnete Opfergruppen» im Mittelpunkt – Menschen, die von Nationalsozialisten als «asozial» oder als «Berufsverbrecher» bezeichnet und verfolgt wurden wie Arbeits- und Wohnungslose, Bettler, Fürsorgeempfängerinnen und -empfänger, Prostituierte, aber auch Sinti und Roma.

Hering sagte, der Bundestag habe erst 2020 die bis dahin weitgehend ignorierten Gruppen offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Dieser Anfang sei spät gekommen. «Wichtig ist umso mehr, dass es kein Anfang bleibt, sondern Anschub wird für Erinnerung und Aufklärung.»

News Related

OTHER NEWS

Ukraine-Update am Morgen - Verhandlungen mit Moskau wären „Kapitulationsmonolog" für Kiew

US-Präsident Joe Biden empfängt Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Evan Vucci/AP/dpa Die US-Regierung hält Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zum jetzigen Zeitpunkt für „sinnlos”. Bei einem Unwetter in Odessa ... Read more »

Deutschland im Wettbewerb: Subventionen schaden dem Standort

Bundeskanzler Olaf Scholz am 15. November 2023 im Bundestag Als Amerikas Präsident Donald Trump im Jahr 2017 mit Handelsschranken und Subventionen den Wirtschaftskrieg gegen China begann, schrien die Europäer auf ... Read more »

«Godfather of British Blues»: John Mayall wird 90

John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Man nennt ihn den «Godfather of British Blues». Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In ... Read more »

Bund und Bahn: Einigung auf günstigeres Deutschlandticket für Studenten

Mit dem vergünstigten Deutschlandticket will Bundesverkehrsminister Wissing eine junge Kundengruppe dauerhaft an den ÖPNV binden. Bei der Fahrkarte für den Nah- und Regionalverkehr vereinbaren Bund und Länder eine Lösung für ... Read more »

Die Ukraine soll der Nato beitreten - nach dem Krieg

Die Ukraine soll nach dem Krieg Nato-Mitglied werden. Die Ukraine wird – Reformen vorausgesetzt – nach dem Krieg Mitglied der Nato werden. Das hat der Generalsekretär des Militärbündnisses, Jens Stoltenberg, ... Read more »

Präsidentin droht Anklage wegen Tod von Demonstranten

Lima. In Peru wurde eine staatsrechtlichen Beschwerde gegen Präsidentin Dina Boluarte eingeleitet. Sie wird für den Tod von mehreren regierungskritischen Demonstranten verantwortlich gemacht. Was der Politikerin jetzt droht. Perus Präsidentin ... Read more »

Novartis will nach Sandoz-Abspaltung stärker wachsen

ARCHIV: Das Logo des Schweizer Arzneimittelherstellers Novartis im Werk des Unternehmens in der Nordschweizer Stadt Stein, Schweiz, 23. Oktober 2017. REUTERS/Arnd Wiegmann Zürich (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ... Read more »
Top List in the World