3,7 Tote auf 100.000 Bewohner auf Korsika - Wie die Mafia in einem Urlaubsparadies mordet und erpresst

3,7 tote auf 100.000 bewohner auf korsika - wie die mafia in einem urlaubsparadies mordet und erpresst

Jedes Jahr lockt die Insel Korsika Hunderttausende deutsche Urlauberinnen und Urlauber an. Getty Images/Westend61

Korsika ist ein beliebtes Urlaubsziel. Dabei hat die Insel ein Problem, das für Touristen nur schwer ersichtlich ist: die Mafia.

Jedes Jahr lockt Korsika Hunderttausende deutsche Urlauberinnen und Urlauber an. Doch was viele nicht über die französische Mittelmeerinsel wissen: In dem Urlaubsparadies agiert im Untergrund die Mafia.

Korsika: 3,7 Tote auf 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner

Korsika ist die Region im europäischen Teil Frankreichs, in der auf die Einwohnerzahl gerechnet am meisten Menschen umgebracht werden. Im vergangenen Jahr waren es 3,7 Tote auf 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner, laut Innenministerium mitunter wegen der vielen Abrechnungen. „Das schlimmste ist, dass diese Fälle nicht aufgeklärt werden, weil es keine Zeugenaussagen gibt. Das ist die Omertà“, sagt die Anti-Mafia-Aktivistin Josette Dall’Ava-Santucci. Die Mafia lege eine solche Schweigepflicht auf.

Die Insel für sich entdeckt haben die Mafiosi in den 1980er Jahren, wie Dall’Ava-Santucci erzählt, als Investmentpläne für das bergige Fleckchen im Mittelmeer entwickelt wurden. Mittlerweile sind die Kriminellen im lukrativen Baugewerbe, im Immobiliengeschäft, im Abfallsektor und im Drogenhandel besonders aktiv, sagt die 82-Jährige, die eigentlich Ärztin ist und 2019 mit Mitstreitern die Anti-Mafia-Organisation „Maffia Nò“ gründete.

3,7 tote auf 100.000 bewohner auf korsika - wie die mafia in einem urlaubsparadies mordet und erpresst

Josette Dall’Ava-Santucci, die sich auf Korsika gegen die Mafia stark macht, sitzt in einem Cafe Rachel Boßmeyer/dpa

 

Staatsanwalt Bessone vermutet sogar Verbindungen in die Politik

Welches Ausmaß die Mafia auf Korsika heute habe, sei schwer zu sagen, da ein großer Teil ihrer Machenschaften unter der Oberfläche abliefen. Jede der gut 20 Banden habe vielleicht ein Dutzend Mitglieder. Angesichts der gerade einmal 350.000 Inselbewohner sei diese Zahl aber beachtlich. Hinzu kämen gekaufte Menschen in Justiz- und Steuerbehörden, beim Wachpersonal im Gefängnis und vereinzelt sogar bei der Gendarmerie. Der für organisierte Kriminalität auf Korsika zuständige Staatsanwalt Nicolas Bessone vermutet gar Verbindungen in die Politik.

Dall’Ava-Santucci hat etliche Berichte von Opfern der korsischen Mafia gehört. Da wurden Türen ausgehangen, weil die Miete nicht rechtzeitig gezahlt worden war, versucht, Menschen ihre Häuser wegzunehmen, Lagerhallen und Arbeitsgeräte konkurrierender Firmen einfach in die Luft gejagt, Baugenehmigungen erpresst und Immobilienpreise nach unten gedrückt. Die Korsin betont: „Eine ganze Generation kennt die Mafia als Angestellte, als Firmenleiter.“ Sie trieben Preise etwa von öffentlichen Arbeiten in die Höhe, führten diese schlampig aus und leiteten mitunter Unternehmen, obwohl sie dafür nicht kompetent seien.

Keine Auswirkungen auf die Touristen: „Ganz im Gegenteil!“

Doch für die rund drei Millionen Touristen, die jährlich nach Korsika strömen, hat all das keinerlei Auswirkungen, meint die Seniorin. „Ganz im Gegenteil!“ Es gebe keine Kleinkriminalität. Man brauche keine Angst haben, nachts nach Hause zu laufen, oder sich vor Diebstählen fürchten. Ob Ferienwohnungen oder Bars in den Händen der Mafia sind, dürfte nicht ersichtlich sein für die Urlauber, unter denen Deutsche im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Übernachtungen buchten und damit nach Franzosen die größte Urlaubsnation auf der Insel ausmachten. Lediglich vereinzelte korsische Graffitis, die „Mafia raus“ fordern, könnten dem ein oder anderen in Bastias Straßen ins Auge springen.

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