Immer mehr Schüler haben Migrationshintergrund

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Die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund steigt, zeigt eine Analyse der Ergebnisse der Bildungsstandard-Überprüfungen der letzten Jahre. Die jüngste ausgewertete Erhebung ist allerdings bereits mehrere Jahre alt.

Die Zusammensetzung der Schülerschaft wird in mehrfacher Hinsicht immer diverser. So nimmt die Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund als auch jene der quereinsteigenden Schüler zu. Das zeigt eine breite Analyse der Ergebnisse der Bildungsstandard-Überprüfungen der vergangenen Jahre – wobei die jüngste ausgewertete Erhebung schon sechs Jahre alt ist. Gleichzeitig wurden aber auch eine längere Kindergartenbesuchsdauer und bessere Mathematik-Testergebnisse verzeichnet.

Studie zu “Migration und Mehrsprachigkeit an Österreichs Schulen” initiiert

Vor sechs Jahren hatte ein Konsortium aus Arbeiterkammer Wien, ÖGB, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Rotem Kreuz, Caritas sowie Samariterbund eine Studie zu “Migration und Mehrsprachigkeit an Österreichs Schulen” initiiert. Damals sollte anhand der Bildungsstandard-Überprüfungen 2012 für die vierte Klasse AHS/Mittelschule das Thema wissenschaftlich beleuchtet werden. Nun wurden anhand der Standard-Überprüfungen 2017 die Situation fünf Jahre danach analysiert und die Ergebnisse am Montag präsentiert.

Demnach ist die Schülerpopulation zunehmend durch Migration bzw. von einer wachsenden Diversität an Herkunftsländern geprägt. Wiesen 2012 noch 75 Prozent der Schülerinnen und Schüler zwei in Österreich geborene Elternteile auf, so waren dies 2017 nur noch 68 Prozent. Gleichzeitig stieg unter der wachsenden Zahl an Jugendlichen mit eigenem oder elterlichem Migrationshintergrund in allen Bundesländern auch der Anteil an “Quereinsteigern” (nach dem 6. Lebensjahr zugewandert, Anm.) – und zwar von 40 Prozent auf 43 Prozent aller im Ausland geborener Schülerinnen und Schülern.

Dementsprechend erhöhte sich auch der Anteil der Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch von 24 auf 29 Prozent. Diese Entwicklung war in allen Bundesländern zu beobachten.

Mehr Kinder mit mindestens drei Jahren Kindergarten-Besuch

Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der Kinder, die drei oder mehr Jahre einen Kindergarten besucht hatten, zu – von 41 auf 49 Prozent. Diese Entwicklung war in fast allen Herkunftsgruppen zu beobachten, hing aber auch stark von den Angebotsstrukturen im Herkunftsland bzw. im Bundesland der Schüler ab.

Leicht verbessert haben sich die Mathematik-Testergebnisse bei den Standard-Überprüfungen. Allerdings wiesen die Leistungsabstände zwischen den Sprachgruppen ähnliche Muster und Rangfolgen wie 2012 auf.

Einsatz von Sprachbildungskoordinatoren an jedem Schulstandort gefordert

Als Reaktion auf die Ergebnisse fordern die Organisationen unter anderem ein durchgängiges didaktisches Sprachförderkonzept sowie den Einsatz von Sprachbildungskoordinatoren an jedem Schulstandort zur Unterstützung der Lehrkräfte. Dieses sollen Pädagogen und Pädagoginnen bei der Einbindung von Mehrsprachigkeit im Unterricht unterstützen, wie die Leiterin des Bereichs Bildung der Arbeiterkammer Wien, Ilkim Erdost, erklärte.

Deutschfördermaßnahmen sollten von den Schulen ohne weitreichende Trennung von der Regelklasse autonom gestaltet werden können und der erstsprachliche Unterricht ausgebaut werden. In der Lehrerausbildung wiederum sollten durchgängig sprachliche Bildung, Mehrsprachigkeit und Kulturreflexion als verpflichtende Kernbereiche verankert werden. Außerdem sollte der Beruf für Personen mit Migrationshintergrund geöffnet und attraktiver gestaltet werden. Im Kindergartenbereich wiederum brauche es mehr Gratis-Angebote und bessere Betreuungsschlüssel, an den Schulen einen Sozialindex, durch den Standorte mit besonderen Herausforderungen mehr Ressourcen bekommen.

Gudrun Feucht, Leiterin des Bereichs Bildung & Gesellschaft in der Industriellenvereinigung, ergänzte, für einen Wirtschaftsstandort, der stark auf Export baut, sei die Mehrsprachigkeit eine besondere Ressource, “die unbedingt besser genutzt werden muss”. Melina Schneider, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der WKÖ, betonte, in den elementaren Bildungseinrichtungen werde das “Fundament für alle späteren Bildungserfolge” gelegt. Eine wirksame Sprachförderung müsse schon frühzeitig im Kindergarten einsetzen und kontinuierlich in der Schule fortgesetzt werden, sagte auch Alexander Prischl vom ÖGB.

Albrecher plädierte für Lehrkräfte-Entlastung

Für Entlastung der Lehrkräfte (etwa durch Verwaltungspersonal und externen Experten und Expertinnen) plädierte Katharina Albrecher vom Jugendrotkreuz. Caritas Österreich-Generalsekretärin Anna Parr verwies auf die Bedeutung von außerschulischen Angeboten wie etwa die Lerncafes der Caritas, die eine stärkere finanzielle Unterstützung brächten. Auf die Notwendigkeit von mehrsprachigen Beratungsangeboten außerhalb der Schule wies Birgit Greifeneder, Leiterin der LernLEOS des Samariterbundes, hin.

(APA/Red)

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