Zum 80. Geburtstag von Jimmy Page: Die Magie seiner Gitarre

Rockmusik

Zum 80. Geburtstag von Jimmy Page: Die Magie seiner Gitarre

Jimmy Page im Jahr 2023. Foto: Imago Images

„Led Zeppelin“-Gründer Jimmy Page feiert seinen 80. Geburtstag.

Die Zwiespältigkeit popkulturellen Ruhms hat der in der Londoner Vorstadt Epsom aufgewachsene Rockmusiker Jimmy Page bereits erfahren, kurz nachdem er 1966, zunächst als Bassist, bei den Yardbirds eingestiegen war. Zusammen mit seinem Kollegen Jeff Beck stellte er in einer legendären Szene des Films „Blow Up“ von Michelangelo Antonioni ein Clubkonzert nach, an dessen Ende die Gitarren zertrümmert werden. Ursprünglich hatte Antonioni für seinen Film, der in seiner nebulösen Rätselhaftigkeit wie kein anderer das Lebensgefühl des Swinging London widerspiegelt, Pete Townsend von The Who engagieren wollen.

Der hatte seinen Ruf als Bühnenrowdy bereits hinreichend kultiviert, rief aber eine Gage auf, die selbst ein etablierter Regisseur wie Antonioni nicht zu zahlen bereit war. Die Yardbirds sprangen ein, leicht pikiert erzählte Jimmy Page noch Jahre später, dass sie nicht einmal zur Premierenfeier eingeladen gewesen seien.

Ära von Heavy Metall

Als bald die Yardbirds bald darauf zerbrachen, gründete Jimmy Page zusammen mit dem Bassisten John Paul Jones die New Yardbirds, die als Led Zeppelin wenig später die Ära von Hard Rock und Heavy Metall einläuteten. Dabei entsprach der phallische Bombast, in dem sich die Band inszenierte, nicht unbedingt dem Naturell des feinsinnigen Jimmy Page, der vorübergehend mit einer Karriere als bildender Künstler geliebäugelt hatte.

Zum Markenzeichen von Led Zeppelin wurden brummige Riffs wie in dem frühen Welthit „Whole Lotta Love“, aber spätestens mit dem Album „Led Zeppelin III“ wurde der Sound verspielter, und Jimmy Pages Interesse für die Überführung klassischer Motive in den Rock ging einher mit Robert Plants Neigung zu esoterischen Liedtexten.

Zu einem nicht gänzlich kitschfreiem Gesamtkunstwerk hatte sich die Spielweise schließlich auf dem vierten Studioalbum von 1971 verdichtet, dessen Stück „Stairway To Heaven“ als Meilenstein der Popgeschichte gilt. Jimmy Page hatte, wie er der BBC einmal unter Abspielen des Stücks vom Plattenteller berichtete, auf der akustischen Gitarre etwas versucht wie Johann Sebastian Bachs „Bourrée“.

Das Stück transportierte verschiedene Stimmungen und enthielt zahlreiche Tempowechsel, die sich erst im Verlauf eines langen Abends herauskristallisierten. John Paul Jones habe vorsorglich einen Recorder eingeschaltet, während Robert Plant, lässig an der Wand gelehnt, dazu ein paar Verse aufschrieb. Fast fertig, der Rest war Studioarbeit.

So erzählt, erwuchs der Mythos des Pop aus beiläufigem Gelingen, aber ganz nebenbei wird dabei deutlich, was für ein großartiger Geschichtenerzähler Jimmy Page ist, insbesondere, wenn er über die Magie seiner Gitarren ins Schwärmen gerät, etwa der Verfeinerung eines Gibson-Fabrikats durch den Musiker und Tüftler Les Paul.

Wie Schulbuben sieht man Jack White von den White Stripes und The Edge von U2 in der Filmdokumentation „It Might Get Loud“ andächtig lauschend beieinanderhocken, während Jimmy Page ihnen die Entstehung des orientalisch-polymetrischen Stücks Kashmir“ erklärt, in das sie dann schrammelnd einstimmen.

Comeback blieb aus

Jimmy Page war stets auch ein „musician’s musician“, der nach dem Tod des Schlagzeugers John Bonham und dem Ende von Led Zeppelin in zahlreichen Einzelprojekten unterwegs war. Immer wieder kooperierte er dabei auch mit Robert Plant, einmal gemeinsam mit einem marokkanischen Orchester. Das von den Fans sehnsüchtig erwartete Comeback von Led Zeppelin blieb allerdings aus.

Am Dienstag feiert der für seine Charity-Aktivitäten in Brasilien zum Ehrenbürger von Rio de Janeiro ernannte und gut ergraute Jimmy Page seinen 80. Geburtstag.