Die Verkäuferin, die den Dieb in die Flucht trieb

Ein Räuber versuchte sein Glück in einer Bäckerei, nicht ahnend, dass er leer ausgehen würde. Die Verkäuferin trieb den Täter nämlich mit einem lauten Schrei in die Flucht. Nun hat die Polizei den 30-Jährigen gefasst.

«Es beruhigt mich, zu wissen, dass die Polizei die Diebe erwischt», sagt Roger Mohn, Geschäftsführer der Thurgauer Bäckerei Mohn, auf Anfrage von 20 Minuten. Damit bezieht er sich auf die erfolgreiche Jagd nach dem Dieb, den eine Bäckerei-Angestellte in die Flucht trieb. Die Kantonspolizei Thurgau bestätigte in einer Mitteilung von letzter Woche, dass der 30-jährigen Täter gefasst wurde und er geständig ist.

«Sie hat so reagiert, wie sie eigentlich nicht sollte»

Eigentlich wollte die Verkäuferin die Filiale in Kreuzlingen gerade schliessen, als am 5. November ein vermummter Mann das Geschäft betrat. «Geben Sie mir alle Noten», habe der Mann gemäss Roger Mohn in perfektem Ostschweizer Dialekt gefordert und die Verkäuferin mit dem Messer bedroht. Und die Frau? – «Sie hat so reagiert, wie sie eigentlich nicht sollte», sagt Mohn.

Denn anstatt wie geschult den Forderungen des Täters nachzugehen, hatte die Dame bereits ihren Fluchtweg im Auge. «Zuerst hat sie geschrien, dass er das Geld nicht bekomme, und dann laut ‹Hilfe›», sagt der Bäckerei-Chef. Der Täter habe sich wohl erschrocken und daraufhin schnell das Weite gesucht. «Der Mann war definitiv kein Profi», ist sich Mohn sicher.

War es ein Stammkunde?

Im Nachhinein gesehen meinte die Verkäuferin zu ihrem Chef, dass sie wohl anders hätte reagieren sollen. Das sei aber aus dem Affekt geschehen. «Das war ein Schock für sie. Als sie uns nach der Tat anrief, hat sie zuerst geweint, dann wieder gelacht. Aber Letzteres eher, weil der Täter geflüchtet ist und aus Erleichterung, dass ihr nichts passiert ist», erinnert sich Mohn. Das Angebot der Kantonspolizei, die Leistung eines Care-Teams in Anspruch zu nehmen, lehnte die Verkäuferin ab. «Sie wollte das mit sich selbst ausmachen und hat auch sofort weiterhin an der Front gearbeitet», so Mohn.

Trotzdem sitze der Schock noch tief. Roger Mohn ist regelmässig in Kontakt mit seiner Mitarbeiterin und sie hat ihm unter anderem erzählt, dass sie momentan misstrauisch gegenüber allen ist. «Diesen Vorfall zu verarbeiten braucht Zeit. Die Mitarbeiterin ist aber erleichtert, dass der Täter gefasst wurde», so Mohn.