Wird Bauernpräsident Ritter zum heimlichen Bundesratsmacher?

Beat Jans oder Jon Pult – einer der beiden soll Nachfolger von Alain Berset werden. Dafür müssen sie auch den mächtigen Bauernverband von sich überzeugen – und dessen Chef Markus Ritter könnte zum heimlichen Bundesratsmacher werden.

Am Samstag hat die SP-Fraktion nach langem Ringen das Zweierticket für die Nachfolge von Alain Berset nominiert. Im Rennen um den Bundesratssitz sind Beat Jans und Jon Pult. Nach Bekanntgabe des Tickets waren bereits SP-interne Stimmen zu hören, die hinter vorgehaltener Hand meinten, Jans sei so gut wie gewählt. Für die Bürgerlichen sei Pult zu links, seine Juso-Vergangenheit werde ihm zum Verhängnis.

Jans laut Politologe leicht im Vorteil

Auch Politologe Thomas Milic sieht Jans bisher an der Spitze: «Zurzeit ist Beat Jans wohl leicht in der Favoritenrolle zu sehen.» Aber entschieden sei natürlich noch nichts. Milic erinnert an die Ereignisse bei Sommarugas Nachfolge: «Eva Herzog galt zunächst als klare Favoritin, gewählt wurde aber überraschend Baume-Schneider.» Könne Pult sich bei den anderen Parteien gut verkaufen, habe er durchaus eine Chance, Bundesrat zu werden.

Jans und Pult müssen Überzeugungsarbeit leisten

Viel wird in diesem Wahlkampf von den Bauern abhängen. Um genug Stimmen zu erreichen, müssen die Bundesratsanwärter auch die Bauernlobby von sich überzeugen – diese ist in Bern stark vertreten und wurde bei den Wahlen im Oktober sogar noch gestärkt. Wie es im Bundeshaus heisst, war Jans nicht immer gut auf die Bauern zu sprechen: Vom «Tages-Anzeiger» wurde er gar als «Erzfeind der mächtigen Bauernlobby» bezeichnet. Grund dafür war, dass Jans mit einem Vorstoss Subventionen für die Fleischwerbung stoppen wollte. Jans braucht die Bauern, Pult genauso. Wird Markus Ritter, Mitte-Nationalrat und Präsident des Bauernverbands, also plötzlich zum mächtigen Mann und Bundesratsmacher?

Ritter hält den Ball flach: «Für Montag, 4. Dezember, werden wir die beiden Bundesratskandidaten für die Nachfolge von Alain Berset zu einem Hearing in die Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier einladen. Dort wollen wir beiden die Möglichkeit geben, sich selbst und ihre Positionen zur Landwirtschaft vorzustellen.» Und die vergangenen Streitereien zwischen Jans und den Bauern? «Es ist klar, dass die SP in landwirtschaftlichen Themen meist anders gelagert ist – das führt zu Diskussionen», so Ritter. Jans ist selbst ausgebildeter Landwirt und war in seiner Nationalratszeit Mitglied der Wirtschaftskommission, welche für die Landwirtschaftspolitik zuständig ist.

Und Pult? «Ich kenne Jon Pult persönlich noch kaum. Ich bin gespannt, wie er sich positionieren wird.» Laut dem Präsidenten des Bauernverbands hat Pult womöglich gar einen Vorteil: «Er ist ein noch weitgehend unbeschriebenes Blatt für uns», sagt Ritter. Und deutet damit an, dass Beat Jans durchaus noch einiges gutzumachen hat bei den Bauern. Das Rennen sei im Moment aber noch offen.