Seeufer aufgeschüttet – «jetzt nutze ich mein Bootshaus als Schuppen»

Im März stimmt die Zürcher Bevölkerung über die Seeufer-Initiative ab. Ein Blick nach Luzern zeigt, was bei der rigorosen Umsetzung eines Seeuferwegs geschehen kann.

Die Zürcher Uferinitiative verlangt den Schutz und die Aufwertung von See- und Flussufern am Zürichsee sowie einen durchgehenden Uferweg. Der Richtplan sieht eine Abtretung eines rund 2,5 Meter breiten Landstreifens am See vor. Grundstücksbesitzer mit privatem Seeanstoss müssten dafür also teils enteignet werden.

Welche Folgen die rigorose Durchsetzung eines Seeuferwegs haben kann, zeigt ein Blick nach Luzern. 1976 stimmte die Bevölkerung dort über eine Aufschüttung entlang der Hausermatte – ein mehrere Hundert Meter langer Abschnitt am Vierwaldstättersee – ab. Sie wurde mit 15’483 gegen 4773 Stimmen gutgeheissen.

Bootshäuschen wurde zum Schuppen

Das Grundstück der Familie Hauser lag direkt am See. Auch direkt am Gewässer lag das Bootshaus. Die neue Promenade beendete die Idylle am Wasser jedoch: Der aufgeschüttete Weg führte genau vor dem privaten Grundstück der Familie durch – mit Folgen.

«Dieses Bootshaus ist heute nur noch als Schuppen zu gebrauchen», sagt Michael Hauser, der das Luxushotel Schweizerhof in Luzern betreibt. «Es sind die Folgen der Abstimmung von damals. Wir haben das Häuschen bewusst stehen gelassen, um alle daran zu erinnern, dass es mal direkt am See stand.»

«Bootshäuschen bleiben am Wasser»

Für die Familie sei es ein «herber Verlust» gewesen, den direkten Seeanstoss zu verlieren. «Es war uns aber ein grosses Anliegen, dass wir nicht enteignet werden. Darum kam es zur Aufschüttung», erklärt Hauser. Dennoch bedeutete der Verlust des direkten Seeanstosses eine Wertschmälerung für das Grundstück der Familie. «Um das auszugleichen, durften wir dann dank langwieriger Verhandlungen eine Wohnüberbauung realisieren.»

Dass es möglicherweise auch zu Aufschüttungen am Zürichsee kommen könne, sei nicht ausgeschlossen, sagt die Initiantin der Uferinitiative, Julia Gerber Rüegg. «Man soll aber nur aus Naturschutzgründen aufschütten, nicht aber, wenn Grundstücksbesitzer am Zürichsee aus egoistischen Motiven den Uferweg nicht wollen.»

Und was ist mit den allfälligen Bootshäuschen, die von einer Aufschüttung am Zürichsee betroffen wären? Laut Gerber Rüegg besteht keine Gefahr, dass aus ihnen Gartenhäuschen oder Werkzeug-Schuppen werden. «Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass der Uferweg direkt am See entlang gehen muss. Es sind pragmatische Lösungen von Parzelle zu Parzelle nötig», sagt Gerber Rüegg und versichert: «Wie Richterswil zeigt, bleiben private Bootshäuschen am Wasser.»