Eine Formel-1-Sternstunde für die Ewigkeit

Mit der besten Runde aller Zeiten schreibt Ayrton Senna 1993 Geschichte. Der Brasilianer düpiert in Donington alle – ihm gelingt dabei ein besonderer Coup.

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Eine Formel-1-Sternstunde für die Ewigkeit

Sie gilt als Geniestreich, Sternstunde, Meilenstein – und wird wohl ewig Bestand haben.

Es ist der 11. April 1993, als Ayrton Senna in der Formel 1 die für viele Experten beste Runde aller Zeiten – die sogenannte “Lap of the Gods” – auf den Asphalt brennt.

Wobei brennt nicht ganz passt: Schließlich ist das Wetter hundsmiserabel an diesem Sonntag in Donington Park. Immer wieder regnet es leicht bei dem bislang einzigen Grand Prix unweit des englischen Ortes Castle Donington in der Grafschaft Leicestershire.

Zu einem historischen Spektakel soll er dank Senna dennoch werden.

Senna verliert gegen Schumacher, aber dann …

Doch der Reihe nach: Alain Prost und Damon Hill stehen für das 1993 dominierende Team Williams-Renault in der ersten Reihe, als das Rennen freigegeben wird. Senna startet von Position 4, fährt einen McLaren mit V8-Ford-Motor im Heck.

Beim Start fällt Senna nach einem Duell mit Michael Schumacher um eine Position zurück, findet sich auf Platz 5 wieder. Doch es dauert nicht lange, ehe der brasilianische Ausnahmepilot am Deutschen und dessen Benetton vorbei ist. Kurz darauf überholt Senna dann auch Karl Wendlinger (Sauber) außen herum.

Während Sennas Teamkollege Michael Andretti und ein weiterer Pilot abfliegen, fährt Senna trotz der schwierigen Bedingungen wie auf Schienen.

Schließlich sind auch die Williams-Autos fällig – erst Hill in der McLeans-Kurve, dann Prost in der Melbourne-Haarnadel. Ein Husarenritt von Senna, und alles in der ersten Runde wohlgemerkt.

Senna überrundet bis auf Hill alle Fahrer

Es ist der Auftakt eines Rennens für die Geschichtsbücher und selbst ein Problem in der Box, welches Senna 20 Sekunden kostet, kann seinen Sieg nicht gefährden.

Der damals 33-Jährige siegt am Ende mit unfassbaren 83 Sekunden Vorsprung auf Hill. Alle Fahrer bis auf den Zweitplatzierten Hill werden überrundet – nicht zuletzt Erzrivale Prost, der Dritter wird und hinterher fassungslos ist wie so viele andere.

Es ist Sennas zweiter von insgesamt fünf Saisonsiegen 1993 und einer der größten Triumphe überhaupt im Leben des Brasilianers, der bis zu seinem tödlichen Unfall auf dem Kurs von Imola beim Großen Preis von San Marino nur ein gutes Jahr später dreimal Weltmeister wird.

Senna düpiert Prost auch mit der Taktik

“Ich bin sprachlos. Ich hätte mir wirklich nicht träumen lassen, dass ich so zwei Siege erziele”, sagt Senna hinterher und verweist auf seinen Coup bereits zuvor beim Grand Prix von Brasilien in Interlagos: “Sie (Williams, Anm. d. Red.) haben die technische Überlegenheit, deshalb hielten wir das hier für die beste Taktik.”

Die da heißt, bei ständig wechselnden Bedingungen nur vier Boxenstopps einzulegen und auch bei schwierigen Bedingungen auf Slicks zu bleiben, während sein großer Rivale Prost sieben Mal rein muss.

Ebenfalls bemerkenswert: In Runde 57 fährt Senna die schnellste Runde auf kuriose Art und Weise.

Sennas irrer Coup in der Boxengasse

Senna kommt an die Box und will auf Regenreifen wechseln: „Ich dachte, sie hätten mir gesagt, dass ich reinkommen soll. Aber ich kam nicht. Später sagte ich ihnen, dass ich jetzt komme, aber da waren sie nicht bereit. Also musste ich durch die Boxengasse fahren“, sagt Senna später.

Als Formel-Ford- und Formel-3-Champion, der bereits in Donington gewonnen hat, kennt Senna zudem die Strecke besser als die meisten anderen. Daher gibt er sofort Gas und wartet nicht erst, bis die Reifen da sind. Schließlich gibt es damals dort kein Tempolimit in der Boxengasse.

Prost ist nach dem Rennen zutiefst erschüttert, ringt nach Worten, spricht von Problemen mit der Gangwahl, dem Reifendruck, den Flügeleinstellungen – und dem Gefühl, dass sein Auto nicht mehr fahrtüchtig sei, wenn er auf Slicks umsteigt.

Das sagt wohlgemerkt der Mann, der im damals schnellsten Wagen sitzt und seit vielen Jahren Probleme hat, wenn es regnet und von Senna dann regelmäßig vorgeführt wird.

Senna, der sich Prosts Klagen angehört hat, entgegnet deshalb trocken: „Vielleicht solltet ihr dann mit mir das Auto tauschen.“

Verrücktes Erlebnis für jungen Barrichello

Auch wenn es für Prost schwer zu akzeptieren war – Senna war in Donington 1993 allen anderen einfach immer einen Schritt voraus. Niemals zuvor war der Abstand zwischen einem Ersten und einem Zweiten in der Formel 1 größer.

Sein junger Landsmann Rubens Barrichello, damals in seinem ersten F1-Jahr, erinnerte sich hinterher, wie er überrundet wurde.

“Ich war im Rennen verloren, ich wusste nicht, in welcher Runde ich war. Alles, was ich sah, war ‘P2’ – das heißt, ich war auf dem zweiten Platz. Dann sah ich Ayrton hinter mir und dachte: ‘Nun, jetzt bin ich P1. Jetzt führe ich'”, sagte Barrichello einmal bei Senna.TV.

Und weiter: “Obwohl er mein Idol ist, lasse ich ihn nicht vorbeiziehen. Dann sah ich die blaue Flagge, was bedeutete, dass ich von Senna überrundet wurde.”

Bitterer Tiefschlag für Prost

Während es Barrichello halbwegs sportlich nahm, kam es für Sennas Erzrivalen einer Demütigung gleich.

„Der Ton das ganze Wochenende über war geprägt von der erbitterten Rivalität zwischen Ayrton gegen Prost“, wusste Martin Whitmarsh, damals Betriebsleiter bei McLaren, „und das war ziemlich persönlich. Alain war ein großartiger Fahrer, und er hatte einen Williams mit Renault-Getriebe – während wir einen Cosworth mit Drahtfedern fuhren statt mit pneumatischen Ventilen.“

Was Sennas Sternstunde an diesem 11. April nur umso herausragender macht.

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