Verstand beim Spiel gegen Lugano die Welt nicht mehr: St. Gallens Lukas Görtler.
Wenn sogar der Gefoulte sich kritisch über die rote Karte äussert und seinen Gegenspieler in Schutz nimmt, kann etwas nicht stimmen. So geschehen am Sonntag im Spiel des FC St. Gallen gegen den FC Lugano, als Lukas Görtler des Feldes verwiesen wurde, nachdem er Luganos Jonathan Sabbatini am Bein getroffen hatte.
Die Entscheidung von Schiedsrichter Lukas Fähndrich sorgte für Ärger bei den St.Gallern, und für Unverständnis im Rest der Fussball-Schweiz. Selbst Fähndrich war es unwohl dabei, die rote Karte zu zücken, wie er nach dem Spiel sagte. Dennoch wurde gegen Görtler von der Disziplinarkommission der Swiss Football League (SFL) eine Sperre von zwei Partien ausgesprochen.
Der FCSG kündigte Rekurs an, Präsident Matthias Hüppi sagt: «Es ist und bleibt ein klarer Fehlentscheid, der die ohnehin permanente Diskussion um den VAR ad absurdum führt und selbst den Schiedsrichter auf dem Platz dazu zwang, einen Entscheid gegen seine Überzeugung und sein Herz zu fällen.»
Auch Görtler selbst äusserte sich nach der Aussprache der Sperre in einem längeren Instagram-Post. «Auch einen Tag danach fühlt es sich immer noch unwirklich an. Der Entscheid ist schwierig zu akzeptieren, die darauffolgende Strafe von 2 Spielsperren umso mehr», schreibt der Deutsche am Montagnachmittag. In seinen Augen würde in der Situation jeder, der jemals Fussball gespielt habe, «nichts anderes als eine normale Fussballaktion» erkennen. Er und Sabbatini hätten sich danach abgeklatscht, geschaut, ob es dem anderen gut geht, und weitergemacht.
«Und dann kommt der VAR ins Spiel und erkennt in einer normalen Situation auf einem Standbild ein gestrecktes Bein meinerseits ‹gesundheitsgefährdend› auf dem Bein des Gegners», beschreibt der 29-Jährige, der ausführt, dass Fussball immer gesundheitsgefährdend sei und dies nun mal so mit sich bringe. Selten seien sich beide Mannschaften bei einem Schiedsrichterentscheid so einig gewesen wie in diesem Fall. «Mich für diese Aktion des Feldes zu verweisen und anschliessend für weitere zwei Spiele zu sperren, verstehe, wer mag.»
Görtler bezieht sich auch auf die Aussagen des Unparteiischen. Fähndrich erklärte am Sonntag, dass ihm das Regelbuch keine andere Wahl gelassen habe, obwohl sein «Fussballherz geweint» habe. Der FCSG-Mittelfeldspieler lässt diese Erklärung jedoch nicht gelten: «Für mein Verständnis ist ein Schiedsrichter jemand, der ein Spiel leitet, und nicht wie ein Anwalt Fehler sucht und Regeln sowie Gesetz verteidigt, ohne dabei einen eigenen Interpretationsspielraum zu haben.»
Wenn dies so sei, seien die unterschiedlichen Entscheide zu ähnlichen Situationen während einer Saison kaum zu erklären. Deshalb blieben sowohl die rote Karte als auch die Sperre in Görtlers Augen «ein krasser Fehlentscheid, der nicht durch ein starres Reglement zu erklären ist». Ausserdem wirft er die Frage in den Raum: «Wenn niemand diesen Entscheid will, nicht Fussballer, nicht Fan, nicht einmal die Schiedsrichter selbst, warum fällen wir ihn dann?»
Dieser Frage will auch Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger nachgehen, wie er gegenüber dem Tages-Anzeiger berichtet. Die aktuelle Regelauslegung stamme primär von der UEFA und erfordere im Falle eines «vollen harten Kontakts mit offener Sohle oberhalb des Knöchels des Gegenspielers» einen Platzverweis. Bei Görtler und auch Jérémy Guillemenot, dessen Tor am Samstag gegen Yverdon nach einer ähnlichen Situation aberkannt wurde, tue sich hingegen ein «komplexes Spannungsfeld auf, weil die Täter den Ball ganz normal spielen wollen, aber es zu einem Kontakt kommt, weil das Opfer sein Bein in die Aktion stellt.»
Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger nimmt Fähndrich und VAR Tschudi in Schutz.
Daher könne Wermelinger die unterschiedlichen Schlüsse in Bezug auf die Bestrafung nachvollziehen, doch habe Fähndrich lediglich die «Vorgaben umgesetzt» und habe auch der Video-Assistent Lionel Tschudi «unter den aktuellen Vorgaben» richtig gehandelt. Doch wolle die Schiedsrichterkommission nach der Saison auch mit der UEFA darüber diskutieren, ob in diesem Fall Anpassungen nötig seien. (nih)
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