Erneute Panne beim Flugzeug-Giganten: «Boeing ist too big to fail»
Boeing schreibt eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen. Was dies für das Unternehmen bedeutet und warum Passagiere sich trotzdem weiterhin sicher fühlen sollen in einer Boeing-Maschine erklärt ein Kenner der Szene, Hansjörg Bürgi.
Wie war Ihre Reaktion auf die Negativ-Schlagzeilen rund um Boeing in den letzten Monaten?
Hansjörg Bürgi: Diese News sind eine Katastrophe. Boeing hätte viel früher damit beginnen müssen, Massnahmen zu ergreifen. Dieses Debakel dauert ja nicht erst wenige Monate an.
Sondern?
Diese Geschichte geht über 25 Jahre zurück, als Boeing den Konkurrenten McDonnell Douglas übernahm. Davor war Boeing mit seiner Technologie weltweit in Führung und bekannt für seine hohe Qualität.
Zur Person
Hansjörg Bürgi ist Chefredaktor des Schweizer Luftfahrt-Magazins skynews.ch und langjähriger Beobachter der Branche. |
Hansjörg Bürgi
Was änderte sich damals?
Mit McDonnell Douglas kamen neue Leute ins Unternehmen und der Shareholder-Value rückte immer mehr in den Fokus des Betriebs. Die Interessen der Aktionäre wurden fortan vor die Qualität gestellt. Dies gipfelte im Desaster rund um die Boeing 737 Max, die man in Windeseile baute, um den Markt in diesem Segment nicht alleine Airbus zu überlassen. Dann kamen die beiden 737MAX-Abstürze mit 346 Todesopfern. Dass Boeing aus diesem Fehler nicht mehr gelernt hat, erstaunt mich.
Wie sehr haben diese sich über viele Jahre verteilten Vorfälle dem Ruf von Boeing geschadet?
Nach oben erwähnten Vorkommnissen sah es eine Weile so aus, als hätte sich Boeings Ruf wieder erholen können. Durch jeden weiteren Vorfall, der sich zurzeit ereignet, wird der Ruf weiter geschädigt. Durch den aktuellen Wechsel im Management, hat man eine Massnahme ergriffen, die sicher richtig war. Aber ein solcher Ruf erholt sich halt nur langsam. Es gibt Menschen, die wollen nun nicht mehr in eine Boeing einsteigen.
Wo haben die aktuellen internen Probleme ihren Ursprung?
Während der Pandemie musste Boeing viele Fachleute entlassen, die nicht mehr zurückgekehrt sind. Ausserdem funktioniert die Qualitätskontrolle bei vielen seiner Zulieferer nicht einwandfrei. Diese Probleme kumulieren sich jetzt.
Man will nun weniger Maschinen ausliefern, inwiefern hilft das der Firma?
Dem Ruf hilft das nicht, weil die Passagiere davon nichts mitbekommen. Aber es hilft Boeing, die nun mehr Zeit hat, Qualitätskontrollen durchzuführen. Sollte das funktionieren und sollten weitere Schlagzeilen ausbleiben, kann der Ruf langsam wieder hergestellt werden.
Kann das Unternehmen unter solchen Umständen überhaupt überleben?
Ja.
Was macht Sie da so sicher?
Boeing ist too big to fail. Für die amerikanische Wirtschaft wäre es fatal, wenn Boeing nicht mehr existieren würde. Ausserdem wird sie durch die amerikanische Armee mit Rüstungsaufträgen indirekt unterstützt. Andererseits gibt es auch nur zwei Flugzeughersteller (Boeing und Airbus, A. d. Redaktion), die weltweit zugelassene Verkehrsflugzeuge mit mehr als 150 Sitzen bauen.
Wer könnte von Boeings geschädigtem Ruf profitieren?
Airbus profitiert in kleinem Masse davon, indem es einen besseren Ruf hat als seine Konkurrenz. Angesichts der langen Auslieferungsfristen der Flugzeuge und dem Fakt, dass auch bei Airbus nicht alles einwandfrei läuft, ist dieser Vorteil jedoch nicht wirklich relevant.
Was läuft bei Airbus schief?
Hunderte Airbus «A320neo» können aufgrund von Problemen mit ihren «Pratt&Whitney»-Triebwerken nicht abheben. Daran ist Airbus zwar nicht direkt Schuld – aber dennoch direkt betroffen.
Kann man sich als Passagier noch sicher fühlen beim Betreten einer Boeing-Maschine?
Ja, absolut. Das Flugzeug ist generell das sicherste Verkehrsmittel von allen: Letztes Jahr waren es weltweit nicht einmal 100 Menschen, die bei einem Unfall eines Verkehrsflugzeugs ums Leben kamen.
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