Rettungskräfte arbeiten an der Unfallstelle auf der A 9 bei Schkeuditz in der Nähe der ostdeutschen Stadt Leipzig. Marvin Gaul / Reuters
lip./(dpa) Nach dem schweren Busunglück mit vier Toten, sechs Schwer- und 29 Leichtverletzten auf der Autobahn 9 bei Leipzig rücken nun die Ermittlungen zur Unfallursache in den Fokus. «Zunächst müssen zahlreiche Zeugenbefragungen durchgeführt werden. Das wird natürlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagte eine Polizeisprecherin.
Der Doppelstock-Flixbus war am Mittwochmorgen von der Fahrbahn abgekommen, über den Grünstreifen gerast und auf die Seite gekippt. Er war auf dem Weg von Berlin nach Zürich. Die Polizei sprach zuerst von fünf Toten und mehr als zwanzig Verletzten. Später hat sie die Zahl der Toten von fünf auf vier korrigiert. Eine der Polizei zunächst als gestorben gemeldete Person befinde sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, teilte die Polizeidirektion Leipzig am Mittwochabend mit. Zu Identität, Alter und Geschlecht der Todesopfer wurden zunächst keine Angaben gemacht. Die Verkehrspolizeiinspektion führe die Ermittlungen wegen des Verdachts einer fahrlässigen Tötung, hiess es.
Nach ersten Erkenntnissen war der Doppelstockbus auf gerader Strecke zwischen der Anschlussstelle Wiedemar und dem Schkeuditzer Kreuz aus noch unbekannter Ursache von der Fahrbahn abgekommen, ins Gebüsch gefahren und auf die Seite gestürzt. An dem Unfall sei wohl kein anderes Fahrzeug beteiligt gewesen, betonte ein Polizeisprecher. Die wichtige Nord-Süd-Trasse zwischen Berlin und München wurde in beide Richtungen für mehrere Stunden gesperrt.
Unfallursache unklar
An Bord des Fernbusses waren nach Angaben des Unternehmens Flixbus 53 Fahrgäste und zwei Fahrer. Es werde eng mit den örtlichen Behörden und den Rettungskräften vor Ort zusammengearbeitet und alles darangesetzt, die Unfallursache schnell und lückenlos aufzuklären, sagte ein Unternehmenssprecher. «Unsere Gedanken sind bei allen von diesem Unfall Betroffenen und ihren Angehörigen.»
Nach drei Stunden konnte der verunglückte Bus mithilfe von Gurten aufgerichtet und mehrere Tote aus dem Innenraum geborgen werden. Dabei schirmten mobile Sichtschutzwände die Aktion ab. Der Fahrer des Reisebusses ist nach Angabe der Polizei nicht unter den Toten. Details zum Gesundheitszustand des Mannes wurden nicht genannt. Nach Angaben des Busunternehmens war der Fahrer seit Abfahrt in Berlin um 8 Uhr am Steuer und habe alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten.
Wann der Bus geborgen wird, war noch unklar. Am frühen Nachmittag konnte zumindest die A 9 in Richtung Berlin wieder freigegeben werden.
Spitäler in der Umgebung hatten sich für einen Grosseinsatz gewappnet. Die Notaufnahme sei alarmiert und es würden Operationssäle sowie Diagnostikräume vorbereitet und vorgehalten, sagte ein Sprecher des Diakonissen-Krankenhauses in Leipzig auf Anfrage. Zudem habe man bei der Leitstelle angegeben, welche Kapazitäten es bei der Aufnahme von Patienten gebe. Am Uniklinikum Leipzig wurden elf Verletzte versorgt, darunter ein Schwerverletzter, wie ein Sprecher am Nachmittag sagte. Dieser werde auf der Intensivstation behandelt.
Armin Schuster, der Innenminister von Sachsen (CDU), verschaffte sich an der Unfallstelle einen Überblick und drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Zudem dankte er allen Helfern vor Ort für den professionellen Einsatz. Er habe in den Gesichtern der Feuerwehrleute gesehen, «wie schwierig diese Szenen waren».
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete die Nachricht vom verunglückten Bus auf der Plattform X als «schwer erträglich». Bestürzt zeigte sich auch Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig. «Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und Verletzten», sagte der SPD-Politiker.
Mit Bedauern hat auch die Schweiz vom schweren Busunfall in Deutschland Kenntnis genommen, wie das Aussendepartement auf der Plattform X schrieb. Die Schweizer Vertretung in Berlin stehe mit den zuständigen Behörden in Kontakt, Abklärungen seien im Gange. Für Angehörige hat die Polizei Sachsen eine Hotline eingerichtet.
Busse sind vergleichsweise sichere Verkehrsmittel
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schwere Reisebusunfälle. Dennoch zählen Busse zu den vergleichsweise sicheren Verkehrsmitteln. Laut der Unfallstatistik sind sie vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden involviert.
«Dennoch sind Fälle, in denen es zu Unfällen kommt, oft dramatisch, weil die Zahl der Betroffenen hoch sein kann», sagte ein Sprecher des ADAC. 2022 kamen laut den Angaben bei Busunfällen innerhalb und ausserhalb von Ortschaften insgesamt acht Personen ums Leben – eine im langjährigen Vergleich nicht ungewöhnliche Zahl.
Auf der A 9 hatte sich 2019 bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt schon einmal ein schwerer Busunfall ereignet. Dabei starb eine Frau. Im Dezember 2023 war ein Reisebus ebenfalls auf der A 9 bei Leipzig verunglückt, es gab mehrere Verletzte.
Der ADAC verwies auf die seit 1999 bestehende Gurtpflicht in Reisebussen. «Ob und wie die einzelnen Unternehmen kontrollieren, ob Insassen angeschnallt sind, ist nicht nachzuvollziehen», sagte der Sprecher. Busreisenden werde grundsätzlich empfohlen, sich anzuschnallen. Zudem müssen Reisebusse laut ADAC seit 2022 mit einem sogenannten Spurhaltewarnsystem ausgestattet sein. Ob der verunglückte Bus eines hatte, war zunächst nicht bekannt. Ein solches System warnt den Fahrer, verhindert aber nicht das tatsächliche Abkommen von der Fahrbahn, falls er nicht gegenlenkt.
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